Verkehrsministerin sagt Hilfe zu

Fräsen gegen das Rumpeln

Durch das Abfräsen der Gleise wird der Lärm der einfahrenden Züge reduziert. Noch dieses Jahr sollen entsprechende Arbeiten auf der Strecke Feucht – Altdorf vorgenommen werden. | Foto: Archiv2021/01/NL-S-Bahn.jpg

ALTDORF – Anwohner an der S-Bahn-Strecke zwischen Altdorf West und Bahnhof leiden unter dem Lärm vorbeifahrender Züge. Nun sind Fräsarbeiten an den Schienen angesetzt, die den Krach deutlich verringern sollen – allerdings nur kurzfristig.

Rumpeln die S-Bahnen an den anliegenden Anwesen in der Schulzstraße vorbei, verstehen die Bewohner kaum noch ihr eigenes Wort. Seit Jahren klagen sie über den Krach, den die passierenden Züge auf der Strecke zwischen dem Haltepunkt Altdorf-West und dem Bahnhof Altdorf verursachen. Denn Lärmschutzwände gibt es in der lang gezogenen Gleiskurve nicht.

Eine Altdorfer Bürgerinitiative bemüht sich seit Jahren um eine Verbesserung der Situation. Ende November gelang es der BI, Daniel König, einen Ansprechpartner der Bahn, zu einem Gespräch vor Ort zu holen. Mit dabei auch der Nürnberger Landtagsabgeordnete der SPD, Arif Taşdelen, Bürgermeister Martin Tabor und einige Stadträte. König hatte den Altdorfern bei dem Ortstermin keine großen Hoffnungen auf baldige und vor allem nachhaltige Verbesserung der Situation gemacht.

MdL Taşdelen, der seit 2019 in Kontakt mit der Altdorfer BI steht, hat die Angelegenheit nach dem Ortstermin bei Verkehrsministerin Kerstin Schreyer (CSU) zur Sprache gebracht und ihr verschiedene Maßnahmen zur Lärmreduzierung vorgeschlagen. Nun hat die Ministerin ihm in einem Schreiben geantwortet, nachdem sie die Vorschläge einzeln fachmännisch hat prüfen lassen.

Zum Thema neue, lärmärmere Züge verwies Schreyer darauf, dass die S-Bahn Nürnberg seit Anfang Dezember vergangenen Jahres ausschließlich über moderne, laufruhige Triebzüge verfüge. DB Regio habe die älteren, Iokbespannten Wagenzüge auf der S-BahnIinie 2 durch moderne S-Bahntriebzüge der Baureihe ET 442 ersetzt. Diese erfüllten alle geltenden Anforderungen an den Lärmschutz und seien gegenüber den alten, bisher auf der S-BahnIinie nach Altdorf eingesetzten Fahrzeuge deutlich leiser.

Fräsen modelliert den Querschnitt

Eine weitere Möglichkeit, den Lärm zu reduzieren, ist das regelmäßige Abschleifen der Schienen. In der Vergangenheit haben die Anwohner der Schulzstraße bereits erreicht, dass die Schienen mehrmals abgeschliffen wurden, wodurch sich der Lärm merklich reduziert hatte. Allerdings hält dieser Effekt nur einige Monate, dann wird es wieder laut.

Mehrmaliges Abschleifen im Jahr wäre eine Lösung nach dem Geschmack der Anwohner. Doch diese Hoffnung hatte bereits König im Ortsgespräch enttäuscht: Die Schienen sollten möglichst lange halten. Bis zu viermaliges Abschleifen der Schienen im Jahr, wie von Anwohnern gewünscht, sei laut König nicht möglich. „Das kriegen wir nicht durch, da fragt uns der Rechnungshof, ob wir völlig irre sind“, sagte er damals.

Einen kleinen Lichtblick gibt es dennoch für die Altdorfer Lärmgeplagten. „DB Netz hat uns nun zugesagt, dass für 2021 ein Schienenfräsen stattfinden und dass bei der Planung des Maschinenumlaufs der Streckenabschnitt vordringlich behandelt wird“, schreibt Verkehrsministerin Schreyer an Tasdelen. Beim Schienenfräsen wird deutlich mehr Material abgetragen als beim Schienenschleifen. So wird der gegebenenfalls bereits geschädigte Querschnitt des Schienenkopfs durch die Behandlung mit mehreren, meist auch schwenkbaren, Fräsköpfen wieder dem ursprünglichen Profil angenähert.


Tabor begrüßt die Entscheidung

Bürgermeister Martin Tabor (SPD)verbucht das als eindeutigen Erfolg für die Anwohner. „Das Fräsen hilft kurzfristig am meisten und wird schnell Linderung verschaffen“, sagt er. „Auch die ruhigeren Züge bringen schon etwas, wenn es auch nicht die ganz leisen sind“, fügt er hinzu. Zufrieden geben möchte sich Tabor mit diesem vorläufigen Ergebnis jedoch nicht. „Wir bleiben auf jeden Fall dran, die Situation der Anwohner weiter zu verbessern“, verspricht er.

Langfristig seien Lärmschutzwände die beste Lösung, findet Tabor. Doch hier gestaltet sich die Finanzierung schwierig. Die Stadt kann sich die Wände nicht aus den Rippen schneiden und auch die Bahn verweist auf fehlende Mittel. Verkehrsministerin Schreyer hält sich diesbezüglich bedeckt: Die Strecke der S2, hierbei auch explizit der Kurvenbereich in Altdorf, sei als Sanierungsabschnitt im Lärmsanierungsprogramm des Bundes für DB-Strecken ausgewiesen. Sie habe bei der DB Netz AG, die die Strecke betreibt und die Lärmsanierung nach Vorgaben des Bundes ausführt, nachgefragt und leider nur die Antwort erhalten, das bis jetzt keine Planung für Lärmschutzmaßnahmen für die betreffenden Strecken aufgenommen worden sei und hierfür auch noch kein Zeitpunkt festgelegt werden könne.

Positiv sei jedoch, dass die in Altdorf endenden Züge nun nach Gleis 2 einfahren und somit die davor liegende Weiche nicht befahren werden muss. „Darüber hinaus wurde uns versichert, dass gemeinsam mit der DB Regio an weiteren Lösungen für eine Reduzierung der Lärmemission gearbeitet wird“, schreibt die Ministerin zuversichtlich an Taşdelen. Der freut sich wie Tabor über die zumindest zugesicherten Fräsarbeiten und hofft, dass die Anwohner so zumindest ein bisschen entlastet werden.

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