Marktgemeinderat positioniert sich gegen ICE-Werk auf MUNA-Gelände

Alles müsste raus

Wenige Jahre nach dem Krieg: In Handarbeit wird das Gelände umgegraben und gesiebt. In der Wand der Grube stecken noch deutsche 250 Kilo Brandbomben, die von einer Explosion 1946 verschüttet wurden. Von einer vollständigen Entmunitionierung ist das Gelände auch heute noch weit entfernet. | Foto: Archiv2021/06/Feucht-NEU-Muna-ICE-2.jpg

FEUCHT – Die große Mehrheit des Marktgemeinderats lehnt ein ICE-Werk im Gebiet der MUNA strikt ab. Eine kleine Gruppe aber hätte über den Standort zumindest nachdenken wollen – unter einer Bedingung.

Einig waren sich die Mitglieder des Marktgemeinderats in der Beurteilung des Standorts südlich der ehemaligen Heeresmunitionsanstalt (MUNA). Diesem konnte am Mittwochabend in der Reichswaldhalle niemand etwas abgewinnen: weder die Bürger, die sich zu Beginn der Sitzung zu Wort meldeten und gegen das Werk aussprachen, noch die Mitglieder des Gemeinderats. Das MUNA-Gelände selbst aber wollten nicht alle Anwesenden kategorisch ausschließen. Vorausgesetzt, das Gelände werde im Zuge des Baus entmunitioniert. Und zwar komplett, nicht nur auf der rund 40 Hektar großen Fläche, die das Werk tatsächlich in Anspruch nehmen soll.

Genau diese Auffassung vertritt der Markt Wendelstein. Vor wenigen Wochen erst stimmte man in der Nachbargemeinde geschlossen für den Standort MUNA – unter der Voraussetzung der Entmunitionierung. Birgit Ruder (Freie Wähler) berichtete aus Gesprächen mit Wendelsteiner Parteikollegen und schlug vor, die Bodengutachten der Bahn abzuwarten und erst dann eine Entscheidung zu treffen. Ähnlich äußerte sich Christian Nikol (Franken), der den Wald auf dem Gelände als weniger wertvoll für Mensch und Tier einschätzte, als oft behauptet werde.

„Vorsichtiges Ja zum Standort Muna“

Zudem mahnte er die Verantwortung gegenüber künftiger Generationen an. Vor allem die Bestände eines unter Beton eingeschlossenen Kampfgases bereiten Franken und FDP Sorge. In einer gemeinsamen Stellungnahme, die der Redaktion vorliegt, ist deshalb von einem „vorsichtigen Ja zum ICE-Werk am Standort MUNA“ die Rede. Ganz so weit ging Michael Reiwe (CSU) zwar nicht. Der ehemalige Berufssoldat sprach im Bezug auf die Rückstände im Boden jedoch von einer „tickenden Zeitbombe“ und meinte: „Aus den Augen, aus dem Sinn, das ist für mich keine Lösung.“ Deshalb stimme Reiwe dem geplanten ICE-Werk zwar nicht zu, aber er wünschte zumindest einen Plan B.

Die Entmunitionierung sei kein Argument, sondern ein Köder, hielt Hannes Schönfelder (SPD) seinen Vorrednern entgegen. „Diese Frage wird immer aufgeworfen, wenn jemand ein Investitionsvorhaben durchbringen will“, sagte er und forderte, die Entmunitionierung unabhängig des möglichen Baus eines ICE-Werks zu betrachten und anzustreben. Für ein „klares Nein, ohne wenn und aber“ sprach sich auch Grünen-Fraktionssprecherin Rita Bogner aus. Denn die Bahn werde die Entmunitionierung kaum zahlen und bis der neu aufgeforstete Wald die Funktionen des bestehenden Waldes übernehmen wird können, dauere es wieder 75 Jahre.

Ebenso warb Harald Danzl (CSU), der als Pressesprecher des Bündnisses „Kein ICE-Werk im Reichswald“ fungiert, für ein einstimmiges Votum des Gemeinderats. Dazu kam es jedoch nicht. Mit 20:4 Stimmen positionierte sich der Gemeinderat gegen ein ICE-Werk auf dem MUNA-Gelände sowie südlich davon. Dagegen stimmten aus genannten Gründen Birgit Ruder, Michael Reiwe, Christian Nikol und Manfred Dauphin.
Ein Antrag Hannes Schönfelders, dem Nein auch eine Erklärung beizufügen, fand keine Mehrheit, er fiel bei 12:12 Stimmengleichheit durch.

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