US-Muttergesellschaft sucht Käufer für Laufer Unternehmen

Ceramtec-Mitarbeiter sehen Verkauf gelassen

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LAUF — In einer Betriebsversammlung bei Ceramtec erfuhren gestern Nachmittag die rund 560 Beschäftigten des Laufer Unternehmens, dass der amerikanische Mutterkonzern Rockwood einen Käufer für das Unternehmen, mit Standorten auch in Plochingen und in Marktredwitz, sucht. In der Versammlung wurde dabei seitens der Geschäftsleitung betont, dass man durch den Verkauf die Arbeitsplätze des Traditionsunternehmens nicht in Gefahr sehe.

Eine Einschätzung, die entgegen anderer Pressemeldungen, auch Betriebsratsvorsitzender Jürgen Haas im Gespräch mit der PZ teilt. Er will zwar nicht aus der Betriebsversammlung berichten, erläutert aber gerne, warum ihm um die Arbeitsplätze in Lauf nicht bange ist: „Wir werden ja nicht verkauft, weil man ein unrentables Geschäft loswerden will, sondern im Gegenteil, weil wir ein hoch innovatives und gewinnbringendes Unternehmen sind. Wir sind gleichermaßen lukrativ für den Verkäufer, der mit dem Verkauf in einer Erfolgsphase des Unternehmens viel Geld einnimmt und wir sind lukrativ für den Käufer, weil wir hochprofitabel arbeiten und unsere Produkte weiter Gewinne versprechen.“

Die Mitarbeiter und er als Gesamtbetriebsrat für die über 2000 deutschen Beschäftigen in Plochingen, Lauf und Marktredwitz jedenfalls könnten sich nicht über den Finanzinvestor KKR und die Beteiligungsholding Rockwood beklagen. Im Gegenteil, die Amerikaner haben seit 2004 mächtig in alle Standorte investiert und den Unternehmenswert kräftig gesteigert. „An Geld hat es nie gemangelt, wenn wir die Investition begründen konnten“, sagte Haas – wie auch alle Verkäufe zuvor (drei hat Haas bisher schon selbst erlebt) den Spezialisten in Sachen technische Keramik immer voran gebracht hätten: In den 80er Jahren der Übergang von Rosenthal an Hoechst, in den 90ern die Übernahme durch die Metallgesellschaft als Teil von Dynamit-Nobel und 2004 eben durch Rockwood. Wie die Zeitung „Die Welt“ vor einigen Wochen berichtet, sollen nun unter anderem Finanzinvestoren wie Permiera oder Blackstone um Ceramtec buhlen „und wir glauben und hoffen schon, dass es mit den neuen Chefs auch gut weiter geht“, so Haas. Rockwood selbst wollte im laufenden Bieterverfahren keine Stellungnahme abgeben.

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Dass der Unternehmenswert mit den weltweit 3600 Mitarbeitern unter den Amerikanern kräftig gesteigert werden konnte, belegt eine Einschätzung der Deutschen Bank. Sie beziffert den Unternehmenswert auf rund 1,5 Milliarden Euro. Als KKR die Gruppe mit Hauptsitz in Plochingen 2004 übernahm, soll man etwas über 400 Millionen Euro auf den Tisch der Metallgesellschaft gelegt haben. Dass es Ceramtec aktuell sehr gut geht, belegt auch der Umsatz von 2012: 420 Millionen Euro, ein neuer Unternehmensrekord, weist die Bilanz aus.

Grundsätzlich war der aktuelle Deal seit dem Einstieg der Amerikaner vor neun Jahren auch so erwartet worden. Geschäftsführer Ulf Zimmermann hatte schon damals gegenüber der Belegschaft kein Hehl daraus gemacht, dass Finanzinvestoren ihr Geld nicht mit dem Produktionsgewinn, sondern der Wertsteigerung eines Unternehmens verdienen. „Für uns und unsere Mitarbeiter sind deshalb Innovationen und sehr gute Produkte die beste Überlebensstrategie. Wenn wird wertvoll sind, werden wir bleiben,“ sagte Zimmermann 2004.

Blick vom Kirchturm von St. Otto in Lauf auf das mitten in Lauf gelegene Betriebsgelände der Firma Ceramtec, die in den 70er Jahren aus der „Stemag“ hervorging. Vorne die Holzstraße, dahinter die Ludwigshöhe.Foto: Sichelstiel

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