NÜRNBERGER LAND – Laut einer aktuellen ADAC-Erhebung an 100 Rastanlagen haben an fast der Hälfte der Standorte (48 von 100) Lkw in hochriskanten Bereichen wie Ein- und Ausfahrten oder gar auf dem Seitenstreifen geparkt – also in der Gefahrenkategorie Rot.
Auf 85 der 100 getesteten Anlagen standen Lkw im absoluten Halteverbot oder auf nicht für sie zugelassenen Flächen, beispielsweise auf Pkw-Parkplätzen (Kategorie Orange). Das Parken außerhalb markierter Flächen, etwa in den Fahrgassen zwischen den Stellplätzen, war nahezu die Regel (Kategorie Gelb). Die Tester des ADAC zählten an drei Erhebungszeitpunkten, um 22, 23 und 0 Uhr – auch an elf Anlagen in der Region Nordbayern.
Rastplatz Ludergraben-West fällt negativ auf
Besonders negativ aufgefallen ist ihnen dabei der Autobahnrastplatz Ludergraben-West an der A3, der im Maximum sogar sieben hochriskant parkende Lkw in der Kategorie Rot zu verzeichnen hatte. Bei den anderen untersuchten Parkplätzen und Raststätten waren es nie mehr als zwei. Auch in der Kategorie Orange kommt der Spitzenreiter aus dem Nürnberger Land: 30 Verstöße notierten die Mitarbeiter des ADAC an der Rastanlage Feucht-West, gefolgt von Riedener Wald-West an der A7 (20) und Frankenwald-West an der A9 (18). Am Ludergraben zählten die Tester 17 falsch geparkte Lastwagen in dieser Kategorie. Die größte Gesamtzahl an falsch abgestellten Fahrzeugen über alle Kategorien und hinweg und zugleich die meisten in der Kategorie Gelb gab es in Nordbayern an der Raststätte Riedener Wald-West. Hier parkten bis zu 78 Lkw an falscher Stelle, allerdings keiner in einer roten Zone.
Zu wenige Parkplätze
„Das Problem hat systemische Ursachen“, schließt der ADAC in einer Pressemitteilung. Laut offiziellen Erhebungen fehlten entlang der Autobahnen immer noch rund 20.000 Lkw-Stellplätze. Die Zahl entspricht annähernd einer Analyse von vor drei Jahren. Zwar wurden zwischen 2018 und 2023 etwa 4.500 zusätzliche Lkw-Stellplätze geschaffen, doch auch die Zahl der abgestellten Lkw habe weiter zugenommen und wachse nach amtlichen Verkehrsprognosen auch künftig weiter. „Dass Lkw-Fahrer häufig falsch parken, liegt also nicht an mangelnder Rücksicht, sondern an zu wenig Stellflächen“, folgert der ADAC und verweist auf „große Gefahren für die Verkehrssicherheit“, die der Mangel
an nächtlichen Parkmöglichkeiten und die falsch abgestellten Lkw bergen.
Was der ADAC fordert
Daher fordert der Automobilclub, den Stellplatzausbau deutlich zu beschleunigen und bestehende Flächen effizienter zu nutzen. Neben dem klassischen Neu- und Ausbau sollten auch intelligente Parksysteme (Lkw-Kolonnenparken) und digitale bereitgestellte Stellplatzinformationen sowie Reservierungslösungen stärker eingesetzt werden. Auch Unternehmen könnten helfen, den Druck zu mindern – etwa durch die zeitweise Bereitstellung firmeneigener Lkw-Parkflächen in Autobahnnähe. Zeitgemäß erachtet der ADAC zudem eine erweiterte Beschilderung an den Autobahnen zu den Autohöfen. „Gleichzeitig muss das illegale Abstellen auf Zu- und Abfahrten weiterhin konsequent geahndet werden“, meint der ADAC, „und schließlich muss sich die Politik dafür einsetzen, mehr Güterverkehr auf die Schiene und die Binnenschifffahrt zu verlagern – auch, um den Parkdruck entlang der Autobahnen zu vermindern“.

