HERSBRUCK – „Vier Prozent, das ist ein sehr ambitioniertes Ziel“, sagte Martin Strack vor Jahresfrist. An diesen Maßstäben ist Fackelmann trotz jährlicher moderater Umsatzsteigerungen in der Vergangenheit meist gescheitert. Die Corona-Krise änderte das – und bescherte dem Haushaltswaren- und Badmöbelhersteller ein stolzes Plus von 12,7 Prozent.
„Darin sind aber noch negative Währungseffekte enthalten“, erklärt Martin Strack, seit vergangenem Jahr Vorsitzender der Geschäftsführung, bei der diesmal digital abgehaltenen Jahrespressekonferenz. Sonst wäre das „sehr schicke Ergebnis“, wie Strack das deutliche Profitieren von der Pandemie in bescheidene Worte zu kleiden versucht, noch höher ausgefallen.
Und das, obwohl man laut Strack aufgrund des Virus in manchen Teilen der Welt keinen Umsatz erwirtschaften habe können. Dennoch stammen 64 Prozent der 445 Millionen Euro (2019: 395 Millionen Euro) aus dem Ausland, Deutschland habe einen Anteil von 36 Prozent am Umsatz. Die Bundesrepublik mit ihren rund 7000 Märkten mache zusammen mit Österreich und der Schweiz etwa ein Drittel des Gesamtgeschäfts des Weltmarktführers für Küchenhelfer und Backformen aus: „Diese Region ist sogar stärker gewachsen als der Firmendurchschnitt.“
Trotz – oder gerade wegen Corona: Durch die Standorte in China sei das Hersbrucker Unternehmen bereits in Sachen Virus vorgewarnt gewesen, blickt Strack zurück. „Unsere Sorge war, dass wir nicht mehr genügend Ware herbekommen.“ Auch ein Jahr später sei die Versorgung aus Fernost eine große Herausforderung.
Von OP zu FFP 2
Doch damit war den Verantwortlichen schnell klar, etwas tun zu müssen, vor allem im Hinblick auf die Maskenproduktion. „Kunden und auch staatliche Stellen fragten deswegen bei uns an, weil wir ja in Asien tätig sind.“ Den OP-Masken folgten im Herbst FFP 2-Masken. Im Mai habe man sich gemeinsam mit Uvex zu diesem Schritt entschieden. Nun laufe die eigene Herstellung in Frankreich und die Nachfrage sei sehr groß, so Strack.
Ein weiterer Faktor für das Umsatzplus: das sogenannte Homing, also der Rückzug ins Zuhause. Dort wurde weltweit gekocht, gebacken und renoviert. „Das ist uns natürlich zu Gute gekommen.“ Aber Baumärkte und Einzelhandel – darunter die Fackelmann-Welt – hatten und haben ja geschlossen. Hier profitierte der Mittelständler vom seit einigen Jahren erfolgreich laufenden Omni-Channel-Konzept, dem laut Alexander Fackelmann eine „große Zukunft“ bevorstehe.
Denn dadurch ist Fackelmann bei E-Commerce (liegt im zweistelligen Bereich), stationärem Handel (hier in Corona-Zeiten aufgrund von Kooperationen mit Supermärkten) und Social Media bestens aufgestellt: „Wir haben viel in Inhalte, also Fotos und Videos, investiert, um das dann unseren Partnern für deren Online-Shops zur Verfügung zu stellen“, erläutert Strack.
Werber am Herd
Damit habe auch ein „gutes Plus im Möbelbereich“ erwirtschaftet werden können, ergänzt Fackelmann. Zudem stelle gerade Social Media den Kontakt zu den jungen Verbrauchern her. 354 000 Follower hat Fackelmann mit seinen Marken auf den diversen Accounts weltweit, rechnet Strack vor. Und die werden ins digitale Werben gleich eingebunden: Während des Lockdowns im Frühjahr habe man unter dem Motto „Fackelmann cares“ 100 Pakete mit Produkten an Personen im Homeoffice verschickt.
Die haben von ihren Koch-und Backergebnissen wiederum Fotos gemacht und auf ihren Profilen hochgeladen. „Das wirkt authentisch und so ist eine echte Community entstanden“, freut sich Strack.
Brot in Form
In der Fackelmann-Welt, in der sich Strack künftig auch kulturelle Events vorstellen kann, ist im Lockdown mit regionalen Köchen vor der Kamera gekocht worden. „Die digitalen Kurse hatten zwischen 40 000 und 90 000 Views.“ All diese Anregungen führten unter anderem dazu, dass sich die Nudelmaschine zum Online-Besteller entwickelte und beim Brotbacken „die Formen ein Renner“ waren, so Fackelmann.
Um diese große Nachfrage bewerkstelligen zu können, hätten die Mitarbeiter bei Zenker beispielsweise im Drei-Schicht-System und teils am Wochenende gearbeitet, verrät der Firmenchef. Er und Strack zeigten sich „extrem stolz“ auf die Angestellten, denn sie hätten in weniger Zeit zusätzlichen Warenausstoß geschafft.
Und das in geringerer Besetzung als 2019: Die Zahl der Mitarbeiter sank aufgrund der fortschreitenden Automatisierung der Arbeit in China und Indien von rund 3000 auf 2550 weltweit. 660 (2019: 750) davon sind in Deutschland beschäftigt, etwa 500 in Hersbruck. Nur hier war mehr Personal nötig.
Der Grund: das neue Logistikzentrum Ostbahnstraße auf dem ehemaligen Wolke-Areal. Die 3000 Quadratmeter große Halle sei kurz vor der Fertigstellung und war aufgrund des Wachstums im Badmöbelbereich nötig geworden, so Strack.
Alu bis Wachs
Daneben betonen Fackelmann und Strack immer wieder den Aspekt der Nachhaltigkeit, der bei Kunden sowie jungen Arbeitssuchenden stets wichtiger werde. Daher sei inzwischen nicht nur die Firmenzentrale in Hersbruck klimaneutral ausgerichtet. Bis 2025 will Fackelmann das auch größtenteils bei Produkten und Verpackungen erreichen. Nachwachsende Rohstoffe, Beschichtungen mit Wachs, recyceltes Alu oder Mehrweg spielen deswegen bei den Neuheiten eine große Rolle, wie Strack vorführte.
Von „ehrgeizigen Zielen“ spricht Alexander Fackelmann auch beim weiteren Ausbau des Hersbrucker Geländes. „2021 soll der Bau eines Bürogebäudes starten.“ Und nicht minder ambitioniert ist er bei den Umsatzzahlen: „Wir schauen auf die 500 Millionen-Marke.“ Nicht für dieses Jahr, sondern langfristig, bremst er sich selbst ein. Das stetige, „gesunde Wachstum“ soll weitergehen.
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