„Massiver Fachkräftemangel“

Pestel-Institut veröffentlicht Überstunden-Monitor

Insbesondere in der Gastronomie sollen nach Angaben der Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten Überstunden angehäuft worden sein.
Insbesondere in der Gastronomie sollen nach Angaben der Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten Überstunden angehäuft worden sein. | Foto: NGG2023/11/NGG-Ueberstunden.jpeg

NÜRNBERGER LAND – Rund 1,13 Millionen Überstunden haben die Menschen im Landkreis Nürnberger Land im vergangenen Jahr am Arbeitsplatz zusätzlich geleistet. Davon 720.000 Arbeitsstunden zum Nulltarif – ohne Bezahlung. Das geht aus einer Pressemitteilung der Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG) hervor, die sich dabei auf den Überstunden-Monitor vom Pestel-Institut bezieht. Die Wissenschaftler haben dabei die „Plus-Stunden im Job“ im Auftrag der Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG) untersucht.

Ein Ergebnis aus dem Überstunden-Monitor: „Alle Beschäftigten zusammengenommen haben den Unternehmen im Landkreis Nürnberger Land durch unbezahlte Mehrarbeit rund 10,37 Millionen Euro quasi geschenkt. Und das ist schon äußerst sparsam – nämlich nur auf Mindestlohn-Basis – gerechnet“, sagt Regina Schleser von der NGG Nürnberg-Fürth. Außerdem sei der Überstunden-Berg auch ein Gradmesser für den „massiven Fachkräftemangel“.

„Allein in Hotels, Restaurants und Gaststätten hätten die Beschäftigten im vergangenen Jahr im Landkreis Nürnberger Land demnach rund 22.000 Überstunden geleistet. 9000 davon ohne Bezahlung – quasi für umsonst“, so das Pestel-Institut.

Die Wissenschaftler haben bei ihrer Untersuchung aktuelle Mikrozensusdaten ausgewertet. Basis der Überstunden-Berechnung ist die Übertragung von Branchen-Durchschnittswerten auf die Beschäftigungsstruktur vom Nürnberger Land.

Mit Blick auf die Überstunden warnt die NGG Nürnberg-Fürth: Hotellerie und Gastronomie könnten nicht dauerhaft auf die „Goodwill-Überstunden“ ihrer Beschäftigten bauen. „Es wird höchste Zeit, das Fachkräfte-Loch zu stopfen, das die Corona-Pandemie noch vergrößert hat. Das klappt allerdings nur, wenn Hotels und Restaurants bereit sind, attraktive Löhne zu bezahlen. Perspektivisch muss der Gastro-Startlohn für eine Köchin oder einen Restaurantfachmann nach der Ausbildung bei 3000 Euro pro Monat für einen Vollzeitjob liegen“, betont Regina Schleser. Dieses Lohn-Ziel müsse die Gastro-Branche Schritt für Schritt erreichen. Nur dann werde es gelingen, junge Menschen für eine Ausbildung im Hotel oder Restaurant zu gewinnen.

„Fachkräfte-Schwund“

Das Gastgewerbe erlebe gerade einen regelrechten „Fachkräfte-Schwund und Mini-Job-Schub“. Ob in der Küche, im Service, an der Hotelrezeption oder an der Bar: „Die Branche versucht, fehlende Fachkräfte immer häufiger durch angelernte Beschäftigte zu ersetzen“, berichtet die Geschäftsführerin der NGG Nürnberg-Fürth. Mittlerweile seien 57 Prozent der Gastro-Beschäftigten im Nürnberger Land Mini-Jobber.

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