Am Marktplatz

Laufer gedenken der Opfer des Erdbebens

Laufs Bürgermeister Thomas Lang (links) richtet sich an die Menschen, die zur Gedenkveranstaltung für die Opfer des Erdbebens in der Türkei und in Syrien auf den Laufer Marktplatz gekommen sind. | Foto: Hans Brinek2023/02/lang-gedenken-erdbebenopfer-turke-syrien-bri.jpeg

NÜRNBERGER LAND – Rund 200 Menschen sind zu einer Gedenkveranstaltung für die inzwischen über 45.000 Toten und 110.000 Verletzten im Erdbebengebiet in der Türkei und in Syrien auf dem Oberen Markt in Lauf gekommen. 

Lauf – Die katastrophalen Folgen des Erdbebens in der Türkei und Syrien erschüttern viele Menschen in der Region. Deshalb hatte die Stadt Lauf am Samstag zu einer Gedenkveranstaltung auf dem Oberen Markt eingeladen. 

Viele türkischstämmige Bürger haben ihre Wurzeln in den betroffenen Gebieten und trauern nun um Angehörige, Freunde und Bekannte. Neben Özlem Ödemis von Ditib Lauf und dem neuen Laufer Imam Ridvan Kurtulmus waren Bürgermeister Thomas Lang, der stellvertretende Landrat Helmut Brückner und Röthenbachs Bürgermeister Klaus Hacker gekommen. Auch die evangelische Pfarrerin Lisa Nikol-Eryazici und der katholische Pfarrer Stefan Alexander nahmen mit über 200 weiteren Besuchern an der Gedenkstunde teil. 

Solidarisch mit Betroffenen und Trauernden

Sowohl die beiden Bürgermeister als auch der stellvertretende Landrat betonten in ihren Reden, dass sie mit den Gedanken bei allen türkischen Mitbürgern seien, die von dem Erdbeben betroffen sind. Eine solche Naturkatastrophe sei unvorhersehbar und furchtbar. In dieser Zeit werde die Menschlichkeit auf die Probe gestellt – und es sei gut zu sehen, wie sehr die Menschen zusammenhalten und Hilfe leisten. 

Zahlreiche Hilfsorganisationen – auch aus unserer Region – seien im Katastrophengebiet im Einsatz und großzügige Spenden aller Art unterstützten ihre Arbeit. Man sehe an dem unermüdlichen Einsatz der Helfer, die dabei oft ihre eigene Gesundheit riskierten, dass die Hilfsbereitschaft über die Landes- und Kulturgrenzen hinaus gehe. Den Betroffenen wünschten sie Mut und viel Kraft.

Zehn Großstädte sind verwüstet

Özlem Ödemis machte in ihrer Ansprache deutlich, welch gewaltige Zerstörung die Naturkatastrophe ausgelöst hat. So seien alleine in der Türkei zehn Großstädte betroffen und die Fläche, die vom Erdbeben erschüttert wurde, sei fast so groß wie Deutschland. Über 45 000 Tote und mehr als 110 000 Verletzte wären bisher schon zu beklagen. Sie wünschte allen Betroffenen Gottes Barmherzigkeit und den Verletzten baldige Genesung. Im Anschluss trug Imam Ridvan Kurtulmus ein Gebet vor, bei dem es totenstill auf dem Marktplatz war.

Servet Mimaroglu, die Integrationsbeauftragte der Städte Lauf und Röthenbach, schilderte als persönlich Betroffene eindrucksvoll die bedrückenden Zustände in ihrer Heimat. Sie ist in Antakya, einer Stadt im Südosten der Türkei, zur Welt gekommen und lebt nun schon seit über 32 Jahren in Lauf. Den Bezug zu ihrem Geburtsort, in dem ihre Eltern und Verwandten teilweise noch leben, hat sie nie verloren. 

Geburtsort liegt in Trümmern

Sofort nach dem Beben war sie dort gewesen und musste erschüttert feststellen: „Das Jahrhundert-Erdbeben hat meinen Heimatort voll getroffen und alles liegt in Trümmern. Wir haben keine Häuser, keine Menschen, keine Familien, keine Nachbarn, keine Kinder, keine Kultur und keine Geschichte mehr. Dort findet ein Kampf ums Überleben statt. Während wir hier in unseren warmen Häusern ,frieren‘, leben die Überlebenden auf der Straße und in Eiseskälte“. Und während wir hier manchmal über unseren Mangel an Luxus klagten, suchten die Menschen dort nicht nur verzweifelt ihre Familie und ihre Liebsten, sondern auch ganz profan Toiletten und sanitäre Anlagen, beklagte Mimaroglu. 

Nach einer Gedenkminute ergriffen die beiden christlichen Geistlichen das Wort und beteten um Gottes Beistand für die Betroffenen. Der Kreisgeschäftsführer des Bayerischen Roten Kreuzes, Markus Deyhle, erklärte abschließend, wie sich die Hilfsorganisationen im Krisengebiet organisieren. Es gebe hier internationale Regeln, um Doppel- oder Unterbesetzung auszuschließen. So halte das Deutsche Rote Kreuz intensiven Kontakt zum türkischen Roten Halbmond, der vor Ort federführend tätig sei. 

Geld, Beistand und Blut spenden

Deyhle betonte die Wichtigkeit und die Dringlichkeit zu helfen. Am besten seien Geldspenden, denn damit könne gezielt dringend Benötigtes wie Medikamente, Babynahrung, Zelte oder Hygieneartikel gekauft werden. Er bat die Anwesenden um ideelle Unterstützung, finanzielle Unterstützung und um Blutspenden, denn Blut für die vielen Verletzten werde bald dringend gebraucht. Nach der Veranstaltung standen die Menschen vor der aufgestellten Spendenbox Schlange, um mit einer Geldspende den Betroffenen zu helfen.

Spenden

Wer helfen möchte, kann dies über diverse Hilfsorganisationen tun. Spenden sind unter anderem möglich: an das „Aktionsbündnis Katastrophenhilfe“, bestehend aus Deutschem Roten Kreuz, Caritas, Unicef und Diakonie, IBAN: DE65 100 400 600 100 400 600, BIC: COBADEFFXXX, Stichwort: Erdbeben Türkei Syrien; oder an „Ärzte ohne Grenzen“, IBAN: DE72 3702 0500 0009 7097 00, BIC: BFSWDE33XXX, Bank für Sozialwirtschaft.

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