Gegen den Lärm der S-Bahn in Altdorf

„Das kriegen wir nicht durch“

Uwe Friedel (im Vordergrund) von der Bürgerinitiative erläuterte die Problematik vor Ort, rechts MdL Arif Tasdelen und Bürgermeister Martin Tabor, daneben Daniel König, Investitionsplaner der Bahn. | Foto: Alex Blinten2020/11/Altdorf-Schulzestrasse-Bahnlaerm-1-scaled.jpg

DB-Investitionsplaner Daniel König kann lärmgeplagten S-Bahn-Anwohnern in Altdorf keine großen Hoffnungen auf eine schnelle
Lösung ihres Problems machen. MdL Arif Tasdelen will die Angelegenheit bei Verkehrsministerin Kerstin Schreyer zur Sprache bringen.

Seit Jahren ist die Lärmbelastung für die Anwohner an der Altdorfer S-Bahn-Strecke zwischen dem Haltepunkt Altdorf-West und dem Bahnhof extrem hoch. Lärmschutzwände gibt es in der lang gezogenen Gleiskurve nicht. Deshalb versteht man bei vorbeifahrender S-Bahn in vielen Anwesen in der Schulzestraße sein eigenes Wort nicht. Eine Altdorfer Bürgerinitiative bemüht sich seit Jahren um eine Verbesserung der Situation – bislang nur mit temporären, nicht nachhaltigen Erfolgen. Jetzt gelang es der BI, erstmals einen kompetenten Ansprechpartner der Bahn zu einem Gespräch vor Ort zu holen. Mit dabei auch der Nürnberger Landtagsabgeordnete der SPD, Arif Tasdelen, Bürgermeister Martin Tabor und die Stadträte Thomas Kramer (CSU), Andreas Kasperowitsch (SPD), Dr. Peter Wack (FW/UNA), Dieter Pletz (Grüne) und Christian Lamprecht (FDP/Team Altdorf).

Uwe Friedel, Anwohner in der Schulzestraße und seit Jahren in der BI engagiert, erläutert die Problematik aus Sicht der direkt Betroffenen: Die Züge fahren bis Mitternacht und dann morgens wieder ab 4.26 Uhr. „Unsere Nachruhe wird durch den Lärm permanent gestört“, betont Friedel, der als Familienvater die Gesundheit seiner Kinder massiv gefährdet sieht. Andere Anwohner berichten von Vibrationen in ihren Häusern und Rissen in den Gebäuden. In der Vergangenheit haben die Anwohner sich immer wieder beklagt und konnten immerhin erreichen, dass die Schienen mehrmals abgeschliffen wurden, womit eine deutliche Lärmreduzierung einher ging. Allerdings hält dieser Effekt nur einige Monate, dann wird es wieder laut.

Gleise wurden vor acht Jahren erneuert

Daniel König ist bei der Bahn zuständig für Investitionsplanung und Segmentsteuerung im Netz Nürnberg. Er kann den Altdorfern keine großen Hoffnungen auf schnelle Verbesserungen machen. 2012 wurden die Gleise der S-Bahn bei Altdorf erneuert. Und diese Schienen sollen möglichst lange halten. Bis zu viermaliges Abschleifen der Schienen im Jahr, wie von Anwohnern gewünscht, ist laut König nicht möglich. „Das kriegen wir nicht durch, da fragt uns der Rechnungshof, ob wir völlig irre sind.“ Die Arbeiten an den Schienen sind sehr teuer, die Mittel für den Erhalt des Netzes dagegen begrenzt.

Und Lärmschutzwände? Damit könnte man doch Abhilfe in Altdorf schaffen. Dem stimmt König zwar zu, verweist aber ebenfalls auf fehlende Mittel. Eine Chance sieht er lediglich, wenn die Stadt Altdorf den Lärmschutz finanzieren würde. Doch deren Möglichkeiten sind auch begrenzt, macht Bürgermeister Tabor klar. Wenn also kein häufigeres Abschleifen und keine Lärmschutzwände kommen, wollen die Anwohner an der S-Bahnlinie unkonventionelle Lösungen. Die S-Bahn könnte von 22 bis 6 Uhr morgens etwa nur noch bis zum Haltepunkt West fahren, schlagen sie vor. Dann wäre die Nachtruhe der Anwohner gewahrt. Doch hier warnt Tabor. Das gehe gar nicht, der S-Bahn-Verkehr bis zum Bahnhof müsse erhalten bleiben.

Auf Widerspruch bei den Anwohnern stößt seine Bemerkung, dass man wegen zehn Familien nicht die S-Bahn nachts am Haltepunkt West stoppen könne. Viel mehr Familien seien hier betroffen, hält man ihm entgegen. Und es gehe auch nicht, die Gesundheit der betroffenen S-Bahn-Anlieger gegen andere Interessen auszuspielen. Ein nächtlicher Stopp am Haltepunkt Altdorf-West ist aus Sicht von Christian Lamprecht gar nicht so undenkbar, wie von Tabor konstatiert. Am Haltepunkt könnten laut Lamprecht Shuttle-Busse oder Ruftaxis eingesetzt werden.

Reduzierung der Geschwindigkeit?

König will jetzt überprüfen, inwieweit man mit der Geschwindigkeit der S-Bahnen bei der Lärmreduzierung arbeiten kann. Hier haben die Lokführer Spielraum bei ihrer Wartezeit im Bahnhof Altdorf. Die könnte kürzer ausfallen, so dass sie dann die Kurve vor dem Haltepunkt West mit geringerer Geschwindigkeit durchfahren könnten. Je geringer das Tempo, desto geringer die Lärmbelastung. Die wird sich auch durch den Einsatz von Zügen der neuesten Generation reduzieren. König verweist darauf, dass diese Züge ab dem 13. Dezember auf der Strecke nach Altdorf rollen sollen.

MdL Arif Tasdelen steht seit 2019 in Kontakt mit der Altdorfer Bürgerinitiative. Beim Ortstermin in der Schulzestraße mit Daniel König macht er klar, dass er das Altdorfer Problem bei Bayerns Verkehrsministerin Kerstin Schreyer ansprechen wird. Ein Lichtblick für die Betroffenen, denn bis heute haben die lärmgeplagten Altdorfer immer nur mit zuständigen Sachbearbeitern bei der Bahn zu tun gehabt. Bis so weit nach oben sind sie noch nicht vorgedrungen.

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