Kroder gewinnt Direktmandat

Gegenwind für CSU auch im Bezirk

Bei der Wahlparty der FW in Kühnhofen jedenfalls gab es ob der neuen Möglichkeiten im Land und im Bezirk nur strahlende Gesichter. | Foto: Scholz2018/10/freie-wahler-wahlabend.jpg

NÜRNBERGER LAND (ab/fi/mz) ­— Bernd Eckstein hat das Direktmandat für den Bezirkstag im Nürnberger Land verloren. Errungen wurde es von Landrat Armin Kroder, der für die Freien Wähler seit 2013 im Bezirkstag sitzt. Der Neunkirchener wird außerdem als Kandidat für einen Posten auf Landesebene gehandelt.

Bernd Eckstein redet nicht lange um den heißen Brei herum. „Es ist die umgekehrte Situation wie vor fünf Jahren, damals hatte ich die Nase vorn, jetzt hat Armin Kroder das Direktmandat für den Bezirkstag geholt“, sagt er im Gespräch. Wie er mit der deutlichen Niederlage umgeht? „Das ist Demokratie“, bemerkt Eckstein und bleibt damit im Allgemeinen. 31 Prozent der Stimmen holte der Rascher vor fünf Jahren im Nürnberger Land, am Sonntag kam er noch auf 25,4 Prozent (alle Ergebnisse aus dem Stimmkreis Nürnberger Land siehe unten in der Tabelle).

Landratsbonus für Kroder?

Ganz anders Landrat Kroder. Mit 30,3 Prozent konnte der Neunkirchener sein Ergebnis von 2013 um fast zwei Prozentpunkte verbessern und ist damit nun die Nummer Eins im Landkreis. Ganz schlecht erging es dem SPD-Mann Jens Bürkle, der nur 8,9 Prozent der Stimmen auf sich vereinen konnte. Dagegen setzte die grüne Direktkandidatin Christa Heckel mit 15 Prozent den Höhenflug ihrer Partei auch im Bezirk fort. Sie verdoppelte fast das Ergebnis von Elisabeth Altmann aus dem Jahr 2013.

Mit 9,7 Prozent kam der Erstimmenkandidat der AfD, Ralph Müller, auf Anhieb fast zu einem zweistelligen Ergebnis. Und durchaus zufrieden zeigt sich der Laufer Markus Lüling von der FDP, der 3,7 Prozent der Stimmen auf sich vereinen konnte und damit ziemlich sicher als einziger FDP-Mann in den neuen Bezirkstag einziehen wird.

CSU kam nicht gegen Trend an

Der allgemeine Trend sei schwierig gewesen, „dem kann man sich nicht entziehen“, sagt Noch-Bezirksrat Bernd Eckstein. Der Trend, das sei ein Gegenwind, der der CSU rau ins Gesicht geblasen hat, und dem die Partei nicht genug entgegen zu setzen habe. Viel zu viele Stimmen sind aus Ecksteins Sicht dabei an die AfD verloren gegangen.

Und welchen Einfluss hatte die Affäre Nawratil auf den Wahlausgang? Eckstein hatte den umstrittenen Klinikchef in der Öffentlichkeit ja wiederholt verteidigt, auch als es bereits eng wurde, noch wenige Tage, bevor das für Nawratil verheerende Gutachten von den Wirtschaftsprüfern vorgelegt wurde. Das Ganze sei natürlich nicht hilfreich gewesen, räumt Eckstein ein. „Aber ich sehe nicht, dass es da einen Kausalzusammenhang gab.“ Nein, ausschlaggebend sei diese Affäre für den Wahlausgang sicher nicht gewesen.

Eine viel größere Rolle habe der allgemeine politische Trend gespielt und sicher auch ein starker Gegenkandidat Armin Kroder von den Freien Wählern, der zeitweise omnipräsent im Landkreis gewesen sei. Eckstein hat neben seinem Bezirkstagsmandat auch einen Stadtratssitz in Altdorf und ein Kreistagsmandat inne. Politik sei seine Leidenschaft, deshalb wolle er nach dem Verlust des Direktmandats für den Bezirks­tag unbeirrt weiter machen. „Ich habe ja ganz gute Arbeit abgeliefert, das wird mir auch von meinen Kollegen bestätigt. Deshalb bin ich mit mir im Reinen“, sagt er.

Als Nachfolger von Norbert Dünkel konnte der Rascher bereits 2013 nicht an dessen Erststimmenergebnis von 42,2 Prozent aus dem Jahr 2008 anknüpfen, holte aber dennoch das Direktmandat für die CSU. Das klappte dieses Mal nicht.

Geht Kroder nach München?

Alles sehr rund gelaufen ist dagegen bei den Freien Wählern, deren Kandidat Armin Kroder seinen Konkurrenten von der CSU bei der Bezirkstagswahl hinter sich ließ. Als offizielles Wahlziel habe man „ein gutes Ergebnis“ gehabt, verrät er im Telefongespräch. „Inoffiziell war aber das Direktmandat unser Ziel, und das haben wir erreicht,“ gibt er zu. Geschafft habe man das nach einem von allen Seiten sehr fair geführten Wahlkampf. Das Ergebnis habe dann ihn selbst und seine gesamte Mannschaft doch überrascht. Von Umfragewerten, das betont der Landrat des Nürnberger Landes, habe er sich zu keinem Zeitpunkt beeinflussen lassen.

Gestern nahm Kroder als Vize-Landesvorsitzender der Freien Wähler bei parteiinternen Beratungen im Vorfeld der Sondierungsgespräche mit der CSU in München teil. Ob er sich vorstellen kann, Mitglied einer Koalitionsregierung im Landtag zu sein? „Mein Ziel ist es nicht, nach München zu gehen“, sagt Kroder. Aber ausschließen solle man nichts. (Mehr zu dieser Aussage lesen Sie hier.)

Für den Bezirkstag holte Kroder 2013 28,8 Prozent der Erststimmen, am Sonntag 30,5 Prozent. Die Freien Wähler verbesserten sich von 14 auf 16,5 Prozent.


Schafft es Heckel?

„Ich freue mich unheimlich über mein Ergebnis“, sagt Christa Heckel, die als Direktkandidatin der Grünen für den Bezirkstag im Wahlkreis immerhin 15 Prozent holte. Weil Montagnachmittag noch nicht alle Stimmbezirke ihre Zahlen geliefert hatten, wusste sie noch nicht, ob sie es über die Liste ihrer Partei nicht doch noch nach Ansbach schafft. „Ich sitze noch auf Kohlen“, meinte die Hersbruckerin, die seit 2014 Kreisrätin ist und dem Grünen-Kreisvorstand angehört. Ihr dritter Listenplatz war aussichtsreich, allerdings wusste sie auch, dass einige politische „Kaliber“ auf hinteren Rängen sie noch überholen könnten.

Das gute Resultat sei natürlich durch die Berliner Querelen seit der Bundestagswahl begünstigt, an denen die Grünen unbeteiligt sind. Zudem wisse jeder, der sich mit der Bezirkstagsarbeit auskennt, dass die Grünen-Fraktion stark sei. Sie habe im Fall Nawratil, dem wegen „Unregelmäßigkeiten“ geschassten Vorstand der Bezirkskliniken, nicht nachgegeben. So erklärt sich Heckel auch den Verlust des Direktmandats der CSU, die im Verwaltungsrat eine Kündigung verhinderte.

Lüling wird FDP vertreten

Markus Lüling aus Lauf, Direktkandidat der FDP für den Bezirk und auf Listenplatz 1 in Mittelfranken, zeigte sich gestern überzeugt davon, dass er künftig als FDP-Mann im Bezirkstag vertreten ist. „Bei genügend Überhangmandaten schaffen wir vielleicht sogar zwei Mandate“, hofft er. Schwerpunkte für den Neuling im Bezirk wäre für ihn vor allem die Neuaufstellung der Bezirkskliniken, auch um sie aus den Schlagzeilen zu bekommen.

Und natürlich sei auch das Thema Kultur im Bezirk Mittelfranken sehr wichtig, schließlich werde ja auch das Dehnberger Hof Theater von Ansbach aus unterstützt.

Foto: Pegnitz-Zeitung2018/10/Bildschirmfoto-2018-10-16-um-13.05.07.png

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