Landratsamt und Katzenhalter handeln Vergleich aus

Laufer Katzen-Drama findet vorerst sein Ende

Franz Dramont und sein Sohn Frank Dramont freuen sich, dass Kater Max in seinem Zuhause am Laufer Südring bleiben darf. Vor 14 Jahren ist der Kater hier geboren worden. | Foto: Andrea Beck2021/12/Franz-und-Frank-Dramont-Lauf-151221-Foto-Beck-scaled.jpg

LAUF – Der Laufer Katzenbesitzer Franz Dramont und das Landratsamt Nürnberger Land haben nach einem zehn Monate andauernden Verfahrensmarathon einen Vergleich ausgehandelt. So endet, was im Februar mit einem massiven Polizeieinsatz begann, der im Nürnberger Land für Aufsehen gesorgt hatte.

Franz Dramont darf seinen Kater Max behalten. Als der Rechtsanwalt des 91-jährigen Laufers ihm vergangene Woche diese frohe Nachricht überbrachte, habe er eine tiefe Erleichterung gespürt, sagt Dramont. Er sitzt hinter dem Schreibtisch in seinem Wohnzimmer am Laufer Südring und hält den 14-jährigen Kater im Arm.

Hinter ihm gibt ein Fenster den Blick frei auf das Laufer Landratsamt, mit dem der 91-jährige Dramont sich nach einem zehn Monate dauernden Verfahrensmarathon im Anschluss an die erzwungene Einschläferung seines anderen, teilgelähmten Katers (die PZ berichtete) nun geeinigt hat.

Jetzt, hofft Dramont, kann er vielleicht endlich wieder besser schlafen. Er streichelt seinen schnurrenden Kater und beobachtet ihn mit verliebtem Blick. Max drückt seinen Kopf gegen den Arm seines Besitzers, bei dem er seit seiner Geburt in diesem Haus lebt.

Und das soll auch so bleiben. Der Kater wird nicht, wie vom Laufer Veterinäramt angedroht, in ein Heim gegeben, und Franz Dramont muss sich auch nicht wegen eines Verstoßes gegen das Tierschutzgesetz verantworten. Das ist das Ergebnis mehrerer Verhandlungsrunden von Dramonts Rechtsanwalt Rüdiger Pompl und Franz Bezold, Leiter des Ordnungsamts am Landratsamt Nürnberger Land, die den Vergleich entwarfen.

Franz Dramont zog seine Klage gegen das Landratsamt daraufhin zurück. Der Verhandlung vor dem Verwaltungsgericht Ansbach, die eigentlich am 10. Dezember stattfinden sollte, wurde abgesagt.

Ein Geben und Nehmen

Doch es liegt in der Natur eines Vergleiches, dass ihn die Parteien meist nur mit Bauchschmerzen akzeptieren. Für Franz Dramont ist die Aussetzung seines Tierhalteverbots mit einer Reihe von Auflagen verbunden. Zu ihnen zählt die regelmäßige Untersuchung von Kater Max durch seine Tierärztin, die ihre Berichte anschließend an das Veterinäramt Lauf sendet. Falls sich Dramont nicht an die Anweisungen des Veterinäramts hält, wird das Tierhalteverbot vollzogen.

Außerdem muss er seine Anwaltskosten, die Hälfte der Gerichtskosten und die erzwungene Einschläferung seines Katers Moritz bezahlen. „Für Franz Dramont ist der Vergleich hart. Er geht nicht als Sieger vom Feld und das Laufer Veterinäramt muss sich auch nicht für sein Vorgehen rechtfertigen, beides hätte er sich gewünscht“, sagt Pompl.

Dennoch stimmte Dramont zu – wie es ihm sein Anwalt geraten hatte – und umging so den Prozess. „Richter neigen dazu, den Ansichten der Behörden zu folgen“, sagt Pompl.

Es seien keine leichten Verhandlungen gewesen, so der Laufer Altbürgermeister. Noch im August hätte das Landratsamt eine außergerichtliche Einigung abgelehnt. Doch einige Wochen später erklärte sich Bezold zu einem weiteren Gespräch bereit. Der Leiter des Ordnungsamts übernahm die Vertretung von Landratsamt und Veterinäramt.

„Ich denke, beide Seiten sind jetzt froh über die Einigung“, sagt Bezold im Gespräch mit der Pegnitz-Zeitung. Es sei gut, dass der Kater in seiner häuslichen Umgebung bleiben könne, jedenfalls solange sich sein Halter an die Auflagen halte. „Prozesse können sehr langwierig sein und am Ende kommt dann doch irgendwann der Vergleich, mit dem alle leben können“, sagt Bezold. Er würde das Katzen-Kapitel nach zehn Monaten gerne abschließen. „Ein Schlussstrich wäre jetzt gut.“

Was bleibt, ist ein tiefes Trauma

Einen Schlussstrich unter zehn Monate Rechtsstreit kann Franz Dramont ziehen, er akzeptiert auch die Auflagen, aber das Kapitel abschließen und hinter sich lassen – davon ist er noch weit entfernt. „Ich wache nachts auf und höre, wie Menschen vor meinem Haus stehen und rufen, dass ich die Tür aufmachen soll. Dabei ist da nachts niemand. Ich zucke zusammen, wenn es klingelt und denke mir, wer kann das sein? Das war früher nicht so.“

Dramont wird von der Abholung seines Katers Moritz im Februar regelrecht verfolgt. Im Gesicht des 91-Jährigen ist keine Farbe mehr, unter seinen Augen liegen tiefe Ringe. Und sein Gang ist im Vergleich zu Mai, als sich Dramont zum ersten Mal an die Pegnitz-Zeitung wandte, um einiges wackeliger geworden. Sein Sohn Frank Dramont steht ihm zur Seite. „Ich bin froh, dass der Prozess ausgefallen ist. Ich weiß nicht, ob mein Vater ihn gut überstanden hätte.“

So oft hat Franz Dramont nun über das Drama seiner Kater geredet, mit seinen Söhnen, Freunden, Ärzten und Nachbarn. Er selbst wird immer wieder darauf angesprochen. „Vorgestern war ich im Supermarkt, als plötzlich ein Mann zu mir sagt: ,Sie sind doch der mit der Katze‘, dabei hatte ich ja meine Maske auf“.

Der 12. Februar 2021

Trotzdem kann er nicht aufhören, über den 12. Februar 2021 zu reden. In seinem Bann erlebt er wieder und wieder, wie die Laufer Amtstierärztin ihr Ultimatum durchsetzte. Diese hatte Dramont zuvor 48 Stunden Zeit gegeben, seinen teilgelähmten Kater Moritz einschläfern zu lassen, nachdem der damals 90-Jährige der Euthanasie-Empfehlung seiner Tierärzte nicht gefolgt war. Eine Tierärztin meldete ihn daraufhin beim Amt.

Da Dramont das Ultimatum des Veterinäramts verstreichen lässt, verschafft sich die Amtstierärztin am 12. Februar in Begleitung von vier Polizisten Zutritt in das Haus am Südring. Franz Dramont und sein Sohn Klemens Dramont müssen zusehen, wie die Beamten die Zimmer auf der Suche nach ihrer Katze durchwühlen. „Ich hab gerufen, Sie sollen mit dieser Aktion aufhören, ich habe gebettelt und geweint“, sagt Franz Dramont.

Doch die Tierärztin sucht weiter, findet den 13-jährigen Kater auf dem Dachboden, packt ihn in eine Box und lässt ihn in einer Nürnberger Tierklinik einschläfern.
Kurze Zeit später erhält Dramont den Bescheid, dass auch sein zweiter Kater abgeholt wird, am 1. Juni 2021. Die Begründung des Amts: Es sei davon auszugehen, dass Dramont sein Tier in Zukunft leiden lasse, statt mit ihm zu einem Tierarzt zu gehen, aus Angst vor dem Veterinäramt.

Siege in kleinen Etappen

Doch zu der Abholung kommt es nicht, genauso wenig wie zum Prozess gegen Franz Dramont wegen Tierquälerei. Nach und nach werden die Verfahren eingestellt, auch das gegen Klemens Dramont, der die Polizisten beim Einsatz gefilmt haben soll. Ob er überhaupt die Aufnahmetaste erwischt hat, weiß er bis heute nicht. Die Staatsanwaltschaft hat sein Handy versehentlich vernichtet, das Schadensersatzverfahren läuft noch.

Nun ist mit der Halteerlaubnis unter Vorbehalt der letzte große Brocken aus der Verfahrenssammlung vom Tisch. Die vergangenen zehn Monate haben Franz Dramont viel Geld gekostet. Doch das belastet ihn nicht. Es sind die Bilder im Kopf, die ihn umtreiben, die Beschuldigungen und die empfundene Machtlosigkeit. „Ich habe das Grundgesetz noch einmal gelesen. Darin steht, die Behörden sind für die Menschen da, sie sollen das Volk schützen.“

Dann fällt sein Blick auf seinen Kater, der sich gerade ans Bein seines Besitzers schmiegt, und plötzlich lächelt Franz Dramont wieder. „Zum Glück ist mein Maxi noch da.“

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