„Die Versorgung gewährleisten“

Raimund Vollbrecht von den Feuchter Gemeindewerken geht auf Fragen und Bedenken vieler Interessierter ein. | Foto: Privat2023/04/Feucht-Vortag-Vollbrecht-scaled.jpg

Raimund Vollbrecht, Geschäftsführer der Feuchter Gemeindewerke, spricht bei einer Infoveranstaltung über die Zukunft des Energiemarktes. An der langfristigen Beschaffung von Strom und Gas will er weiterhin festhalten.

FEUCHT – Erhöhungen der Abschläge für Strom und Gas im Januar, nun Reduzierungen und Rückzahlungen und weitere Ungewissheiten hinsichtlich zukünftiger Entwicklungen: Über diese Themen informierte Raimund Vollbrecht, Geschäftsführer der Feuchter Gemeindewerke (fgw), bei einem Stammtisch der Feuchter CSU am vergangenen Dienstag im Bernstein Burger.

80 Prozent der Stromversorger und 90 Prozent der Gasversorger lägen bei ihren Tarifen über dem staatlichen Preisdeckel, auch die Feuchter Gemeindewerke. „Wir kaufen seit vielen Jahren strategisch im Voraus ein. So sichern wir uns zuverlässig die benötigten Mengen und können damit verlässlich kalkulieren. Viele der Billiganbieter kaufen tagesaktuell an der Strombörse – ein Grund dafür, dass bereits im Jahr 2021 etliche davon insolvent wurden und deren Kunden in die Grundversorgung des örtlichen Anbieters fielen“, erklärt Vollbrecht.

So seien im letzten Jahr rund 400 Strom- und Gaskunden bei der fwg neu hinzugekommen, deren zusätzliche Mengen zu hohen Börsenpreisen nachgekauft werden mussten.

Weiter langfristige Beschaffung
Stadt- und Gemeindewerke können rückläufige Börsenpreise nur
zeitversetzt an die Kunden weitergeben: „Wir werden auch zukünftig die langfristige Beschaffung von Strom und Gas beibehalten und damit die Versorgungssicherheit gewährleisten.“ Er stellt für 2024 eine Senkung der Preise in Aussicht. Verwaltungstechnisch bedeuten die Vorgaben der Regierung einen enormen Aufwand, wie etwa bei der Umsetzung der Preisbremsen: „Dadurch entstanden hohe finanzielle Belastungen für die Werke und die Kommunen – bei uns allein rund 50 000 Euro für die IT-Umsetzung und dazu noch viele Überstunden der Beschäftigten.“

Bei den Feuchter Gemeindewerken bekenne man sich zur Energiewende. Sie seien an sieben Onshore-Windparks beteiligt und betreiben sieben große und drei kleinere Blockheizkraftwerke sowie zwei kleinere Photovoltaikanlagen im Ortsgebiet. 2023 gibt es vier weitere Beteiligungen an Freiflächen-PV-Anlagen, erklärt Raimund Vollbrecht und kommt auf die aktuellen Entwicklungen auf dem Energiemarkt und die politischen Rahmenbedingungen zu sprechen: „Von der Politik wurde signalisiert: Die Stromtrassen werden kommen, sie sind erforderlich für die Energieversorgung und den Ausbau der Erneuerbaren. Allerdings haben wir Versorger Bedenken hinsichtlich der zeitnahen Umsetzung der notwendigen Strominfrastruktur.

Ein unkoordinierter Ausbau zwischen den Erzeugungsanlagen und dem Stromverteilnetz führt zu einer starken Zunahme von Abregelungen und Ausgleichszahlungen. Der Anstieg dieser Kosten müsste über die Netzentgelte an die Abnehmer abgewälzt werden. Zusätzliche Kosten von bis zu 100 Euro pro privaten Haushalt jährlich sind denkbar.“

Daher werde die nahe Zukunft viele Herausforderungen mit sich bringen – wie etwa beim Ausbau der Onshore-Windkraft. Der jährliche Zielwert ab 2027 betrage zehn Gigawatt Leistung. Dies bedeute den Neubau von sechs bis acht Anlagen pro Arbeitstag. Allein für Fundamente und Türme würde dazu rund ein Sechstel der gesamten deutschen Betonfertigungskapazität benötigt.

„Generell ist der Ausbau von Tagesspeichern für Photovoltaikanlagen ebenso zwingend erforderlich wie der Zubau von flexiblen konventionellen thermischen Kraftwerken – insbesondere für Nachtstunden und im Winterhalbjahr“, sagt Vollbrecht, der sich enttäuscht zeigt, dass es von den Bundesministerien keinen Rettungsschirm für kommunale Stadtwerke gab.

„Dennoch arbeiten wir weiterhin daran, die Energiewende vor Ort weiter voranzubringen und dabei den Verbrauchern eine gesicherte Versorgung zu gewährleisten. So sind auch die Gasnetze in Feucht schon zu großen Teilen H2-Ready und es gibt Überlegungen zu Fernwärme- beziehungsweise Quartierswärmeversorgung.“

Redaktion Der Bote

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