OBERFERRIEDEN – Die Caster für den Franken-Tatort scheinen gern auf Personal mit echtem Kriminaler-Hintergrund zurückzugreifen, wenn sie ihre Komparsen auswählen. War bei der Folge, die am Sonntag ausgestrahlt wurde, die Obernburger Kriminalbeamtin Katja Heinz als Ermittlerin mit von der Partie, so wird man in der nächsten Folge, die im Frühjahr 2019 zu sehen sein wird, den Oberferriedener „Dadord in Frangn“-Autor Roland Geisler erleben. Gleich zu Beginn des Films wird er einen Richter darstellen, der während einer Gerichtsverhandlung Zeuge eines schrecklichen Verbrechens wird.
Die Affinität zum Krimi kommt bei Roland Geisler nicht von ungefähr, schließlich hat der Ex-Ermittler beim Zoll und ehemalige Terrorismusbekämpfer mehr als nur Ahnung von der Aufklärungsarbeit bei Mord und Totschlag. Dieses berufliche Background-Wissen nutzt er bereits seit Jahren für seine erfolgreiche Kriminalroman-Serie „Dadord in Frangn“. Nun wollte er auch Filmluft am Dreh-Set schnuppern, und was wäre da passender als ein Aufnahme-Tag für den nächsten Franken-Tatort in Bayreuth?
Rolle eines Richters
Bereits im vergangenen Jahr hatte sich der 58-Jährige über die Internet-Plattform „Producer‘s Friend“ als Statist beworben, wurde aber abgelehnt. Dieses Mal hatte er mehr Glück: Für „Ein Tag wie jeder andere“, der schwerpunktmäßig in Oberfranken spielt, wurde er für die stille Rolle eines Richters ausgewählt.
Interessant dabei ist die Spontanität, die von den Komparsen erwartet wird. Zunächst musste Geisler dein Internetformular mit seinem vollständigen Persönlichkeitsprofil ausfüllen, inklusive Beruf oder Angaben über sein Äußeres, eventuelle Tattoos oder Piercings.
Bald danach kam auch eine Antwort-Mail, in der ihm mitgeteilt wurde, wann er sich zur Verfügung zu halten habe, was er mitbringen müsse und dass ihm 85 Euro Aufwandsentschädigung für einen Tag zustünden.
In seinem Fall kam die Information am 3. April, sein Einsatz sollte am 6. April sein. Ob er allerdings als Polizist oder als ehrwürdiger Richter vor der Kamera stehen würde, war noch nicht entschieden. „Das hat man mir erst am Vortag des Drehs gegen 16 Uhr mitgeteilt“, erinnert sich Geisler.
Also reist er am folgenden Morgen mit schwarzem Anzug im Gepäck an und versammelt sich mit den anderen Komparsen im Keller des Landgerichts Bayreuth, wo sich die Maske befindet.
Dort wird ihm und den Kollegen mitgeteilt, worum es in dem Krimi überhaupt geht, und – leider auch -, dass er das natürlich nicht verraten darf, bevor die Folge im Abendprogramm zu sehen war.
Nur so viel darf bekannt sein: „Die Mordkommission Franken bekommt es in ihrem fünften Fall mit einer Mordserie in Oberfranken zu tun: In Bayreuth wird jede Stunde ein Mensch erschossen – ein Wettlauf gegen die Zeit für Felix Voss, Paula Ringelhahn und ihr Team.“
Ferner teilt der BR mit, dass die Opfer an unterschiedlichen Orten erschossen werden und immer genau dann, wenn die Uhr zur vollen Stunde schlägt.
Zwölf Stunden vor der Kamera
Volle zwölf Stunden steht der Ex-Ermittler in seinem bekannten Metier schließlich vor der Kamera. Zunächst wird eine erste Szene ohne Aufnahme durchgespielt, dann wird sie gefilmt, immer wieder die gleiche Szene, doch immer wieder aus unterschiedlichen Perspektiven, damit am Ende die entscheidenden Momente auf interessante Weise zusammengeschnitten werden können.
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Und ständig muss unterbrochen werden, wenn Regisseur Sebastian Marka zu wenig Rauch aus der Rauchmaschine kommt, um eine nebulöse Stimmung für die gruselige Szenerie zu erzeugen, oder wenn der gestresste Richter nicht genügend Schweiß auf der Stirn aufweist oder einer der Darsteller zu stark glänzt, so dass abgepudert werden muss. Danach fällt wieder die berühmte Klappe, und wenn es heißt „und ab“, wird gedreht. Erst wenn es heißt „danke, ist gut“, ist die Szene im Kasten.
„Sofort mit allen per Du“
Dass dem Krimi-Autor das Agieren vor der Kamera richtig gut gefallen hat, ist klar, von Nervosität gab es bei ihm keine Spur. „Am Set ist man sofort mit allen per Du“, erzählt er, auch dass er mit Matthias Egersdörfer ein wenig gefachsimpelt, sich mit Eli Wasserscheid unterhalten und Dagmar Manzel um ein gemeinsames Foto gebeten hat. Und dem Regisseur hat er seinen aktuellen Band der Dadord-in-Frangn-Serie, „Interficere und das Wartenbergrad“, geschenkt.
Natürlich mit dem Hintergedanken, der möge sich den Stoff auch daraufhin ansehen, ob er zur Verfilmung taugt. Denn mit den bisherigen Franken-Tatort-Folgen ist Geisler nicht besonders glücklich, das verschweigt er am Set nicht.
Auch nicht, dass er mit seinem Hintergrund-Wissen manches an den Kulissen verändern würde. Und so kommt es, dass auf dem Tisch der Richter ordentliche Stöße von Akten liegen, denn die dürftigen Unterlagen, die die Requisite für die Filmaufnahmen bereitstellen wollte, seien einfach nicht realistisch gewesen, machte Geisler dem Team klar, schließlich hat er schon unzählige Verhandlungen in seiner Berufslaufbahn miterlebt.
Der Umgang mit den Statisten bei den Dreh-Arbeiten sei toll gewesen, berichtet er rückblickend. Alles war hochprofessionell organisiert, man habe sich wohl und zugehörig gefühlt, saß mittags am gleichen Tisch mit den Hauptdarstellern. Und ja, auf jeden Fall wird er sich wieder bewerben, wenn weitere Folgen des Franken-Tatorts gedreht werden. Und am liebsten wäre ihm natürlich, wenn das Drehbuch auf einem Geisler-Dadord basieren würde.