Feierliche Zertifikatsübergabe im Rathaus

Faire Auszeichnung für Stadt und Gymnasium

Die stolzen Akteure mit Urkunden und Bannern vor dem Rathaus nach der Übergabe der Zertifikate. | Foto: Spandler2016/07/db-altdorffairtradetown2.jpg

ALTDORF – Fairer Doppelschlag in der Wallensteinstadt: Sowohl die Stadt als auch das Leibniz-Gymnasium sind der Fairtrade-Bewegung beigetreten. Im Rahmen des Altstadtfests wurden am Samstagabend der Verwaltungsspitze und der Schulleitung in feierlichem Rahmen Zertifizierungsurkunden übergeben. Ehrengast und Laudator war der Ehrenbotschafter von Fairtrade Deutschland, Manfred Holz.

Groß war die Runde, die beim feierlichen Akt im historischen Saal des Kulturrathauses anwesend war. Neben den Hauptakteuren begrüßte Bürgermeister Erich Odörfer Amtsträger aus Politik, Wirtschaft und von Behörden und Kirchen, hohe Vertreter aller fünf Altdorfer Partnerstädte sowie etliche Stadträte, die im Juli 2014 einstimmig beschlossen hatten, das ambitionierte Ziel, Fairtrade-Stadt zu werden, zu unterstützen. Ganz besonders hob er allerdings die Steuerungsgruppe hervor, die unter Federführung von Karin Pichlik den Prozess in Gang gebracht, gelenkt und erfolgreich zum Abschluss gebracht hatte, und das in erstaunlich kurzer Zeit. Sämtliche Auflagen, die nötig sind, den Titel zu führen, waren bereits im März 2016 erfüllt, wie die unabhängige Organisation TransFair nun bestätigte. Parallel dazu hatte sich das Leibniz-Gymnasium auf den Weg gemacht, Fairtrade school zu werden und dies ebenfalls mit einer äußerst aktiven Unterstützergruppe schnell erreicht.

Ernste Hintergründe

In einer kurzweiligen und humorvollen Laudatio, die aber auch die ernsten Hintergründe der Fairtrade Idee thematisierte, lobte Ehrenbotschafter Manfred Holz die Anstrengungen von Stadt und Schule. Er sei beeindruckt von der großen Beteiligung der gesellschaftlichen Gruppen in der neuen „Fairtrade town“, angefangen vom Rathaus über Kirchen, Vereine, Schulen bis hin zu Betrieben und Geschäften, die fair gehandelte Produkte anbieten bzw. konsumieren. Zur Notwendigkeit fairen Handelns stellte Holz fest: „Als reichste Industrienation stehen wir in der Pflicht, unseren konkreten Beitrag gegen die Armut zu leisten. Wenn auf der Welt so viel geteilt würde wie bei Facebook dann gäbe es keine Armut.“

Die Tatsache, dass die Reichen immer reicher würden und die Armen zahlreicher, sei kein Naturereignis, sondern Folge menschlicher Entscheidungen. Es dürfe nicht sein, dass reiche Nationen ihre Schnäppchenjäger-Mentalität auf Kosten der Produzenten und Händler in den ärmeren Ländern auslebten. Kritisch sieht Holz das Verhältnis von Bewusstsein und Handeln der Deutschen: 83 Prozent kennen das Fairtrade-Siegel, 95 Prozent halten es für vertrauenswürdig. Beim Einkauf hapert es aber noch sehr: Fair gehandelte Kaffeebohnen hielten z.B. nur einen Marktanteil von drei Prozent.

Hier sei noch gewaltig Luft nach oben, appellierte er auch and die Anwesenden, den fairen Umsatz zu erhöhen, denn damit leiste man einen nachhaltigen Beitrag zur Verbesserung der Lebens – und Arbeitsbedingungen. „Fair ist also, nicht billig einzukaufen, wofür andere teuer bezahlen“, stellte er fest und schlug die Brücke zur aktuellen Flüchtlingskrise: „Fairtrade ist also der Versuch, Elend und somit Fluchtursachen aktiv zu bekämpfen.“

Im Anschluss verlas und übergab er die Urkunden an Bürgermeister Odörfer und Leibniz-Schulleiterin Regina Fleischer. Der Bürgermeister versicherte, die Stadt werde sich nicht auf diesen Lorbeeren ausruhen und dem Anspruch gerecht werden, den Titel auch weiterhin zu führen, denn das nun verliehene Prädikat hat seine Gültigkeit nur für zwei Jahre. Mit dem fairen Handel eröffne man faire Chancen und mit seinem Kaufverhalten könne jeder dazu beitragen. Er dankte den Mitgliedern der Steuerungsgruppe mit Rosen für ihr Engagement, ebenso Leibniz-Schulleiterin Fleischer und ihrem Stellvertreter, Erich Walke.

Wer – wenn nicht die Kinder?

Die Direktorin des Gymnasiums fand, der Fairtrade-Gedanke sollte gerade in einer Schule selbstverständlich sein. „Wer – wenn nicht die jungen Menschen – könnte eine solche Idee weitertragen“, fragte sie und dankte dem Kopf der Steuerungsgruppe an der Schule, Dirk Westerrath, der die Sache initiierte und mit großer Hartnäckigkeit im Kollegium, bei Schülern und Eltern vertrat. Zusammen mit dem Elternbeirat und dem Förderverein, die ebenfalls hinter der guten Sache standen, sei man breit aufgestellt und daher sei auch sie zuversichtlich, dass die Auszeichnung in Zukunft beibehalten werden kann.

Den Reigen der Grußworte umrahmten Lan Chi Le und Thao Lyn Le mit anspruchsvollen Kompositionen auf Violine und Cello.

Trug sich gern ins Goldene Buch der Stadt ein: Fairtrade-Ehrenbotschafter Manfred Holz mit Bürgermeister Odörfer und Leibniz-Schulleiterin Fleischer.
Trug sich gern ins Goldene Buch der Stadt ein: Fairtrade-Ehrenbotschafter Manfred Holz mit Bürgermeister Odörfer und Leibniz-Schulleiterin Fleischer.2016/07/db-altdorffaitradetown1.jpg
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