Enthüllung der Venus

Im Hersbrucker Stadthaus steht eine Skulptur von Vittore Bocchetta

Große Freude über kleines Kunstwerk: Bürgermeister Robert Ilg, Thomas Wrensch und Luise Treuheit (Dokuverein) enthüllen die Venus. | Foto: U. Scharrer2018/11/Bocchetta.jpg

HERSBRUCK – Ein weiterer Termin im Rahmen der Feierlichkeiten zum 100. Geburtstag von Vittore Bocchetta, der 1944/45 Häftling im KZ-Außenlager Hersbruck gewesen ist, fand im Stadthaus statt. Dort wurde eine kleine Venusstatue enthüllt, die aus Privatbesitz gestiftet wurde und dauerhaft und für jeden vor dem Notarbüro im ersten Stock zu sehen sein wird.

Grazil, langbeinig und ein bisschen verschämt: die Venusstatue aus Bronze hat wenig mit den Schreckensbildern zu tun, die Bocchettas Werke in den Augen der Betrachter oft prägen. Sie gehört in eine Reihe anmutig bewegter Frauengestalten und entstand 1963 in Chicago. Vittore Bocchetta war damals 45 Jahre alt. Das Ehepaar Ursula und Günther Stukenbrok aus Detmold waren die letzten Besitzer der ellenhohen Skulptur. Beide wünschten sich, dass das Kunstwerk eine Aufstellung im öffentlichen Raum finden solle, und zwar in der Stadt, in der der Künstler so gelitten hatte.

Der Verein Dokumentationsstätte KZ Hersbruck und die Stadtverwaltung sorgten nun dafür, dass im Stadthaus am Schlossplatz wirklich jeder das anmutige Kunstwerk betrachten kann. Die Schreinerei Albatros hat den Sockel nach Maß geschreinert, die Familien Lassauer und Treuheit stellten die Verbindung zwischen Stiftern und Stadt her. Fast geschlossen waren die Stadträte und beide Bürgermeister vor Ort, um die kleine Göttin der Liebe und der Schönheit in Hersbruck zu begrüßen.


Thomas Wrensch vom Verein Dokumentationsstätte KZ Hersbruck befand das Werk als typisch für Bocchetta, der auch in den schwersten Zeiten und in der Schilderung seiner Leidenszeit den Sinn für Humor und für Schönheit nie verloren habe. Mit der Venus besitze Hersbruck nun vier Werke Bocchettas im öffentlichen Raum, zeigte sich Wrensch sehr zufrieden.

Bürgermeister Robert Ilg freute sich einmal mehr über das gute Verhältnis zu einer so „großartigen Persönlichkeit“ wie Bocchetta, das sich im Laufe der Jahre entwickelt habe, bevor er gemeinsam mit Thomas Wrensch und Luise Treuheit den zarten Schleier über der Skulptur lüpfte. Angemessen bewundert und von allen Seiten begutachtet, dürfte auch Venus mit ihrem Empfang im Stadthaus zufrieden sein.

Bocchettas Gesandter, Sergio Mastrosimone aus Verona, überreichte der Stadt als Geschenk zwei von Bocchetta im Eigenverlag veröffentlichte Büchlein in italienischer Sprache: „Norimberga 1946“ und „Vittimi di Reato e di Giustizia“. Ebenso pünktlich zum Wiegenfest wurde Peter Schöns „Vittore Bocchetta — Leben und Werk“ von 2017 neu aufgelegt. Es ist beim Doku-Verein KZ Hersbruck und für die Dauer der Ausstellung auch im Kunstmuseum erhältlich.

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