Tipps eines fränkischen Krimiautors

Dienstwaffe: Kugelschreiber

Roland Geisler hinter dem Buch „Massa Confusa und der Tote am Pulversee"2014/11/5_2_3_2_20141105_KRIMI.jpg

HERSBRUCK – „Wenn Sie etwas Wichtiges zu besprechen haben, packen Sie Ihr Handy in den Kühlschrank! " Mit Alltagstipps aus dem Leben eines langjährigen Ermittlers lockerte der frischgebackene Krimiautor und ehemalige Zollfahnder Roland Geisler seine Lesung von „Massa Confusa und der Tote am Pulversee " in der Stadtbücherei auf. Vor allem weibliche Krimifans waren dem Lockruf einer weiteren Leiche gefolgt.

„Die Regionalkrimis sind immer im Umlauf und die fränkischen ganz besonders" , bestätigt die Leiterin der Bücherei, Susanne Schäfer, den Trend einer noch recht jungen Literaturgattung. Gut also, dass Roland Geisler etliche Exemplare seines Erstlingswerks aus der abgeschabten Lederaktentasche zaubern konnte. Bevor er vorzulesen begann, rührte der eher unfreiwillig zum Autoren avancierte Ermittlungsbeamte noch ein wenig die Werbetrommel für den beachtlichen und den „Jungautor" selbst am überraschendsten Erfolg seines schriftstellerischen Versuchsballons. Ein Lob für Authentizität vom Polizeipräsidenten von Mittelfranken und dem Leitenden Staatsanwalt bekommt man schließlich nicht nachgeworfen. Auch die Verkaufszahlen für den erfolgreichsten Mittelfrankenkrimi, immerhin erst im April diesen Jahres erschienen, sprechen für sich.

Die Lektüre ausgerechnet des ersten Kapitels, das zwangsläufig die Vorstellung vieler Protagonisten beinhaltet, ist vielleicht kein so kluger Schachzug. Dass diese Vorstellungen mit Lebensdaten wie aus einem Vorstellungsgespräch gespickt sind, hat Co-Autorin und Germanistin Sina Vogt offenbar auch nicht gestört. Überhaupt stellt die manchmal wie aus dem Polizeibericht klingende Sprache eine gewisse Distanz zu den Agierenden her. Und dass der, der nicht mehr agieren kann, sprich: „die Leiche", beim Alter Ego des Autors, Kommissar Georg Bachmeyer, keine merkliche Reaktion hervorruft bis auf professionelles Ermittlerverhalten und anschließend die Wiederaufnahme des unterbrochenen Sonntags-Schäuferle-Rituals, das irritiert. Natürlich erfreut Geisler seine Leser mit regionalkrimiüblichen Name-Dropping lokaler Gastronomie und Schmankerl, wo das Schäuferle so unvermeidlich zu Kommissar Bachmeyer gehört wie die Tramezzini zu Commissario Brunetti. Zwischendurch fränkeln die Ermittler-Kollegen ganz entspannt, und für auswärtige Leser hängt Roland Geisler ein Glossar von A wie Abfischen bis W wie Weckla an. Und nicht nur damit späht Roland Geisler, den ein Berufsunfall in den vorzeitigen Ruhestand zwang, auch über den regionalen Tellerrand hinaus. Er würzt seine Story mit den Elementen Pornoindustrie, Einblick ins Freimaurer-Milieu, illegale Internetaktivitäten, flicht dubiose Tatoos ein und lässt die Ermittlungen bis nach Tschechien schwappen. Darauf weist bereits der ungewöhnlich brutale Prolog hin. Richtig kalt den Rücken hinunter läuft es den Zuhörern allerdings, als Geisler aus seinem 33 Jahre währenden Alltag als Ermittler, zuletzt für den Generalbundesanwalt in Karlsruhe, plaudert -selbstverständlich ohne verräterische Details. Da zählt der durchaus ernst gemeinte Experten-Rat, Mobiltelefone in prekären Gesprächssituationen abhörsicher im Kühlschrank zu parken, noch zu den ganz harmlosen.

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Das Büchereipersonal verwöhnte mit Kürbis-Secco, Roland Geisler wartet danach noch mit einem Kurzkrimi aus dem „Glubb"-Stadion auf. Und auch hier wird die Anwesenheit der Tatverdächtigen nachträglich über ihre Handys und deren Einloggen ins lokale Netz nachgewiesen – ein inzwischen vollkommen übliches Verfahren, wie Geisler beteuert. Die Gäste waren zufrieden – und sind voller Neugier auf Band zwei seiner Geschichte. Der ist schon in Arbeit.

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