RUMMELSBERG – Seit einem Jahrzehnt erzählt das Diakoniemuseum Rummelsberg die Geschichte der Diakonie in Bayern – kritisch, fundiert und berührend. Was 2015 auf Initiative von dem damaligen Rektor Günter Breitenbach mit einer Ausstellung zum 125-jährigen Jubiläum der Rummelsberger Diakonie begann, hat sich längst zu einem einzigartigen Ort kirchlicher Zeitgeschichte entwickelt.
Die baulichen Voraussetzungen waren alles andere als ideal: Untergebracht im ehemaligen Handwerkerhaus, wurden die Räume zunächst aufwendig umgestaltet. „Wir mussten Wände durchbrechen, um überhaupt einen Rundgang zu ermöglichen“, erinnert sich Museumsleiter Dr. Thomas Greif. Mit viel Engagement und Kreativität wurde das Gebäude Stück für Stück museal erschlossen. „Es war teilweise sehr herausfordernd, aber es hat immer geklappt“, sagt Museumspädagogin Diakonin Martina Fritze. „Alle waren stolz, Teil eines großen Ganzen zu sein.“
Fünf große Ausstellungen wurden in den vergangenen zehn Jahren realisiert. Jeder Ausstellung geht eine mehrjährige Vorbereitung voraus. „Ein Drittel der Kosten investieren wir allein in die wissenschaftliche Aufbereitung“, so Greif. In diesem Zusammenhang pflegt das Museum enge Kooperationen mit weiteren diakonischen Trägern. Das Museum versteht sich als kritischer Geschichtsort, an dem auch unangenehme Themen behandelt werden. So wurde in der Ausstellung „Kaiser, Kanzler, Rummelsberger“ auch der SS-Mann Martin Sommer thematisiert, der seine letzten Lebensjahre in einem Rummelsberger Seniorenheim verbrachte. „Da hat der ein oder andere schon geschluckt – aber hätten wir ihn weggelassen, wäre unsere Glaubwürdigkeit infrage gestellt worden“, so Greif.
Neben den klassischen Führungen kommen zunehmend auch digitale Formate zum Einsatz – etwa eine interaktive Schnitzeljagd via Tablet. In Zukunft sollen auch KI-gestützte Vermittlungsangebote entstehen.
Sensible Thematik
Die kommende Ausstellung zur NS-Zeit Ab April des kommenden Jahres widmet sich das Museum einem besonders sensiblen Kapitel: der Rolle der Diakonie im Nationalsozialismus. Dabei werden erstmals individuelle Opferbiografien aus bayerischen Einrichtungen der Inneren Mission öffentlich gemacht. „Wir möchten klarmachen, in welchen Fällen diakonische Träger Mitverantwortung trugen, wo es Formen des Widerstands gab – und welche Bedeutung diese historischen Erfahrungen für unser heutiges Selbstverständnis haben“, erklärt Greif. Die Eröffnung erfolgt am 24. April 2026.