NÜRNBERGER LAND – Im ersten Halbjahr gab es im Landkreis Nürnberger Land rund 150.100 Übernachtungen von Gästen aus dem In- und Ausland. Das hat die Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten mitgeteilt.
Die NGG Nürnberg-Fürth beruft sich dabei auf aktuelle Tourismus-Zahlen vom Bayerischen Landesamt für Statistik. Damit hat es im Landkreis Nürnberger Land in den ersten sechs Monaten dieses Jahres rund 3,5 Prozent mehr Übernachtungen gegeben als im ersten Halbjahr 2024, so die Gewerkschaft NGG. Auch bayernweit nahmen die Übernachtungen zu (+0,8 Prozent). „Und das nach dem Rekordjahr 2024, das bereits alle bisherigen Zahlen, auch vor Corona, übertroffen hatte“, betont Regina Schleser von der NGG Nürnberg-Fürth.
Anlässe, in den Landkreis Nürnberger Land zu kommen, gebe es viele: „Urlaub, Tagesausflug, Geschäftsreise, Verwandtschaftsbesuch, medizinische Behandlung, Fortbildung – jeder Besuch und jede Übernachtung ist gut für das Hotel- und Gaststättengewerbe im Nürnberger Land“, sagt Schleser. Für die Geschäftsführerin der NGG Nürnberg-Fürth bedeutet das allerdings auch: „Hotels, Pensionen, Restaurants, Gaststätten, Cafés & Co. im Nürnberger Land sollten gezielt auf Stammpersonal setzen. Vor allem auch auf den Nachwuchs: Die Branche braucht mehr Auszubildende.“
Personal fehlt
Denn in den Küchen und im Service fehle Personal. „Wenn heute über Umsatzrückgänge gejammert wird, dann kann man nur sagen: Viele Gastro-Betriebe haben ihre Öffnungszeiten stark gekürzt. Der Grund dafür ist Personalmangel. Gerade während der Corona-Pandemie haben viele Vollzeitkräfte dem Gastgewerbe dauerhaft den Rücken gekehrt. Das liegt auch am Verhalten der Arbeitgeber in dieser Zeit. Kein Wunder also, dass dann auch der Umsatz zurückgeht“, so die Geschäftsführerin der NGG Nürnberg-Fürth. Regina Schleser spricht von „vielen hausgemachten Problemen“ in der Gastro-Branche im Landkreis Nürnberger Land.
Ein wichtiger Punkt dabei sei auch die Bezahlung. „Viele Gastwirte und Restaurantchefs machen einen Riesenbogen um den Tariflohn“, so Schleser. Der liege in Bayern für einen Koch oder eine Kellnerin mit Ausbildung schon beim Start in den Job bei aktuell 17,85 Euro pro Stunde. „Den fairen Tariflohn verdienen viele aber leider nicht. Die unterste Lohnkante in der Gastronomie ist oft der gesetzliche Mindestlohn von aktuell nur 12,82 Euro pro Stunde. Hinzu kommen die ‚Open-End-Arbeitszeiten‘. Kein Wunder, dass die Gastronomie keine Leute findet“, sagt Regina Schleser.
Dabei mache der Bayerische Hotel- und Gaststättenverband es den Hotels, Restaurants und Gasthöfen leicht, den Tariflohn zu umgehen: Der DEHOGA Bayern vereinbare zwar mit der Gewerkschaft NGG Tariflöhne. „Gleichzeitig signalisiert er den Gastro-Arbeitgebern aber, dass sie sich nicht unbedingt daran halten müssen: Restaurants in Bayern können eine ‚Sonder-Mitgliedschaft‘ im DEHOGA haben – mit allen Vorteilen, aber ohne Tarifbindung. Das ist eine Missachtung geltender Tarifverträge und die bayerische Lösung, um die Gastronomie zur Billiglohn-Branche zu machen – mit allen Problemen die da dranhängen: beim Personal, bei den Öffnungszeiten, aber auch bei der Qualität der Leistungen“, so Schleser.
Die NGG Nürnberg-Fürth warnt Gastronomen im Landkreis Nürnberger Land vor einem „gefährlichen Trend“ in der Branche: „Immer mehr Aushilfs- und immer weniger Fachkräfte. Das geht zu Lasten der Qualität – in der Küche genauso wie im Service. Die Hotellerie und Gastronomie im Nürnberger Land sollte alles daransetzen, ihren Ruf als Profi-Branche nicht zu verlieren. Sie darf nicht als Laien-Branche rüberkommen“, warnt Schleser. Die Gastro-Branche müsse zudem dringend etwas gegen „Frust-Dienstpläne“ unternehmen: „Nämlich genug Personal einstellen, um superlange Schichten und zu viele Wochenendeinsätze zu vermeiden.“
„Ordentliches Steuergeschenk“
Immerhin bekomme die Gastronomie dafür schon bald ein „ordentliches Steuergeschenk“ aus Berlin: „Wenn im Januar die Gastro-Steuer von 19 auf 7 Prozent sinkt, dann dürften Gasthöfe, Restaurants, Hotels & Co. im Nürnberger Land genug zusätzliches Geld in der Kasse haben, um mehr Beschäftigte einzustellen – und mit einem ordentlichen Tariflohn zu bezahlen. Kein Mensch glaubt schließlich daran, dass durch das schwarz-rote ‚Schnitzel-Steuergeschenk‘ die Preise in der Gastronomie sinken werden. Aber bevor die Hoteliers und Wirte sich das Geld komplett in die eigene Tasche stecken, sollen sie es lieber ins Personal investieren“, so Schleser.
Dabei gehe es bundesweit immerhin um geschätzte 3,6 Milliarden Euro pro Jahr. „Das ist Geld, das der Staat an anderer Stelle gut investieren könnte: in Wohnungen zum Beispiel“, so NGG-Geschäftsführerin Regina Schleser. Es sei nämlich fast exakt die Summe, die der Bund in diesem Jahr insgesamt in den sozialen Wohnungsbau investiert habe. „Anstatt Gastwirten ein Steuergeschenk zu machen, sollte der Bund mit dem Geld lieber seine Förderung für den sozialen Wohnungsbau verdoppeln“, fordert Schleser. Dann könnten vor allem kommunale, kirchliche und genossenschaftliche Wohnungsgesellschaften für mehr Wohnraum sorgen.
