NÜRNBERGER LAND — Zu einem kostenlosen Workshop für Existenzgründerinnen hatte kürzlich das Landratsamt Nürnberger Land eingeladen. An zwei Tagen konnten Frauen, die sich für eine Selbstständigkeit interessieren, Informationen aus Theorie und Praxis sammeln, Fragen stellen und Kontakte knüpfen.
Laut statistischer Daten des Bundeswirtschaftsministeriums waren im Jahr 2012 nur rund ein Drittel (29,5 Prozent) der Existenzgründer Frauen. Gleichzeitig machen sich Frauen öfter im Nebenerwerb selbstständig, und zögern häufiger als Männer, bevor sie diesen Schritt wagen. Annette Zimmermann, Leiterin des Bündnisses für Familie im Nürnberger Land, und ihre Kollegin Anja Wirkner, Gleichstellungs- und Familienbeauftragte im Nürnberger Land, hatten deshalb die Idee, einen Workshop speziell für Existenzgründerinnen ins Leben zu rufen.
Fünf Monate lang planten die beiden, unterstützt von der Wirtschaftsförderung, bis das zweitägige Programm stand: Eine interessante Mischung aus informativen Vorträgen, Vor-Ort-Terminen bei Unternehmerinnen und Zeit zum Netzwerken. „Unser Ziel war, einen Workshop auf die Beine zu stellen, der nicht nur theoretische Informationen vermittelt, sondern auch einen echten Praxisbezug hat“, erklärt Zimmermann. Bei den Geschäftsfrauen haben sie mit ihrer Anfrage offene Türen eingerannt. So war es möglich, aus erster Hand zu erfahren, wie andere Frauen den Schritt in die Selbstständigkeit angegangen sind.
Vielfältige Ideen
Rund 30 Frauen aus dem ganzen Landkreis folgten der Einladung des Landratsamts. Viele hatten bereits konkrete Vorstellungen von ihrer zukünftigen Selbstständigkeit, andere wollten sich erst einmal nur informieren. Dabei überraschte, wie vielfältig die Ideen der Teilnehmerinnen waren: Ihre Planungen gingen von Wohnbauberatung über Kunsttherapie bis hin zur Selbständigkeit im IT-Bereich.
Die beiden Vormittage des Workshops standen ganz im Zeichen der Theorie. In ihren kurzweiligen Vorträgen „Von der Idee zur Gründung“ und „Markteintritt und Marketing mit kleinem Budget“ berichtete die Erlangerin Susanne Neidhardt von den „Dos und Don‘ts“ der Existenzgründung und lieferte umfassenden Input für einen guten Start in die Selbstständigkeit.
Vor elf Jahren wagte Neidhardt selbst den Schritt zu ihrem eigenen Unternehmen und berät seitdem Existenzgründer in all ihren Fragen. Vor allem steuerliche Themen, Fragen zum Business-Plan und zu den Möglichkeiten staatlicher Förderungen riefen beim Publikum großes Interesse hervor.
Nach dem Mittagessen, das die Teilnehmerinnen fleißig zum Netzwerken und dem Knüpfen neuer Kontakte nutzten, ging es schließlich in die Praxis. Vier Unternehmerinnen aus Lauf, Altdorf und Hersbruck hatten sich bereit erklärt, vor Ort in ihren Räumen aus ihrem Leben als Selbstständige zu berichten.
Den Anfang machten Andrea Lipka-Friedewald, Kabarettistin und Geschäftsführerin der Laufer Theaterbühne „Glückserei“, sowie Bettina Gmehling, Inhaberin der Maschinenbau Gmehling e.K in Altdorf. Am zweiten Tag stand der Besuch zweier Hersbrucker Unternehmen auf dem Programm. Es erzählten Brigitte M. Roscher, Geschäftsführerin der Agentur „crm-br“, und Claudia Setschödi, Inhaberin des Ladens „Rundherum schöne Dinge“, von ihren Erfahrungen als Unternehmerinnen.
Andrea Lipka ging in ihrem Vortrag auch auf die negativen Seiten ein, die eine Selbstständigkeit mit sich bringen kann. „Manchmal wirft einem das Leben Steine in den Weg. Dann kann man sich umdrehen und gehen. Oder man kann einen blöden Stein auf den anderen legen und sagen: Ich mach‘ daraus eine Treppe“, erklärte sie den Zuhörerinnen.
Thema Kinderbetreuung
Für Bettina Gmehling war unter anderem das Thema Kinder und deren Betreuung wichtig. Damit stieß sie auf viele offene und interessierte Ohren. Manche Teilnehmerin hat schon selbst die Erfahrung gemacht, dass gerade Kinder eine große Herausforderung sind, wenn man als Frau eine Selbstständigkeit plant.
Dieser Praxisteil kam bei den Frauen besonders gut an. Es sei sehr interessant, nicht nur mit allgemeinen Informationen versorgt zu werden, sondern auch von Expertinnen zu hören, wie ihr Weg in die Selbstständigkeit tatsächlich vonstatten ging, meinte eine Teilnehmerin. Sie fühle sich inspiriert, diesen Schritt zu wagen. Ihr sei vermittelt worden, dass sie in ihrer Rolle als Existenzgründerinnen sehr glücklich seien, auch wenn es manchmal Hindernisse und Rückschläge gebe.
Um den gegenseitigen Austausch auch künftig zu fördern, bietet das Landratsamt ab sofort in regelmäßigen Abständen einen Stammtisch für Existenzgründerinnen an. Der nächste Termin ist der 13. Januar um 19 Uhr.
Interessierte können sich bei Annette Zimmermann (Tel.: 09123-950 6057, E-Mail: [email protected]) anmelden.