FEUCHT/BOLOGNA – Pilot Stephan Brendel hat sich mit dem Kauf einer Oldtimer-Maschine einen Traum erfüllt und die PX 125 selbst von Feucht über die Alpen nach Bologna in Norditalien gefahren.
Stephan Brendel ist berufsmäßig über den Wolken unterwegs. Als Pilot fliegt er für Ryanair vom norditalienischen Bologna aus verschiedene Destinationen in Europa an. Der Feuchter hat sich vor vielen Jahren seinen Traum erfüllt und ist Berufspilot geworden, weil Fliegen herrlich ist, bei allem Stress und allem Termindruck einfach immer wieder wunderbar, einfach unvergleichlich schön. Kürzlich hat sich der 44-Jährige einen weiteren Traum erfüllt, eine Nummer kleiner zwar als der Pilotenschein, aber immerhin. Er hat sich einen Roller gekauft, nicht irgendeinen, sondern eine Vespa PX 125, eine Maschine, die schon lange nicht mehr gebaut wird, die aber unter Liebhabern einen legendären Ruf hat.
Als Jugendlicher hat Stephan Brendel bereits Roller gefahren, kleinere Maschinen, mit denen er jede Menge Spaß hatte. Damals hat er Touren gemacht, an die er sich heute noch gerne erinnert. Später dann, während seiner Berufsausbildung, hat er das Rollerfahren aufgegeben, hat aber immer wieder einmal darüber nachgedacht, sich wieder eine Vespa zuzulegen. Aber wie das so ist, wenn man immer unterwegs sein muss: Das Vorhaben hat er fortwährend auf die lange Bank geschoben.
Aus Berlin nach Bologna
In Bologna hat Brendel eine Wohnung gemietet, nicht weit entfernt vom Flughafen, in Feucht besitzt er eine Eigentumswohnung und pendelt regelmäßig zwischen der Emilia Romagna und Franken. Vor einiger Zeit entdeckte er ein Angebot im Internet: Ein Berliner verkaufte seine Vespa PX 125 zu einem vernünftigen Preis. 14 Jahre alt war die angebotene Maschine. Ein Anruf Brendels in der Bundeshauptstadt, eine Terminvereinbarung und der Feuchter saß im Zug, bezahlte den Roller in Berlin und fuhr mit der Vespa nach Feucht zurück. Daheim nahm er dann eine Generalüberholung vor und nach kurzer Zeit war die Vespa wieder so gut wie neu.
Das Zweirad sollte aber nicht als Vergnügungs-Vespa in Feucht herumstehen, vielmehr wollte Stephan Brendel die Maschine in Bologna nutzen für den täglichen Weg zur Arbeit. Zu Fuß ist es von seiner Wohnung zum Flughafen zu weit, mit dem Auto zu fahren zu teuer, weil das Langzeit-Parken am Airport fast unbezahlbar ist. Parkgebühren für ein Zweirad dagegen gibt es am Flughafen nicht. Deshalb also der Plan: Die Maschine muss nach Italien. Zunächst erklärte sich ein Bekannter bereit, die Vespa mit einem Hänger nach Bologna zu transportieren. Nachdem Stephan Brendel aber bereits die lange Strecke von Berlin nach Feucht mit seiner Oldtimer-Maschine gefahren war, reifte bei ihm ein neuer Plan. Er entschloss sich, die Vespa selbst über die Alpen zu steuern. Ursprünglich dachte er über eine dreitägige Tour nach, mit Abstecher zum Gardasee und diversen Stopps. Weil sein Flugplan bei Ryanair das aber nicht zuließ, musste er die Tour über zwei Tage planen, ein Übernachtungsstopp musste reichen.

Ab Innsbruck auf der Landstraße
An einem Oktobertag mit sonnigem Herbstwetter machte sich der Feuchter dann auf den Weg, in Deutschland und Österreich konnte er mit seiner 125-Kubik-Maschine die Autobahnen benutzen, anders dann in Italien, hier ist das Befahren der Autostradas für Vespas verboten. Deshalb bog er hinter Innsbruck auf die alte Brennerstraße ab und fuhr auf Landstraßen weiter Richtung Süden bis in die Gegend von Bozen, wo er übernachtete. Am nächsten Tag dann weiter Richtung Verona und dort durch die Innenstadt, die mit ihren unübersichtlichen Altstadtstraßen schwieriger zu passieren war, als Brendel sich das vorgestellt hatte. Er verfranste sich und lag am Ende zwar hinter seinem Zeitplan, kam aber immer noch relativ pünktlich in Bologna an. Hier hat er jetzt ein praktisches Fahrzeug zum Pendeln von der Wohnung zum Airport.
Rückfahrt nicht ausgeschlossen
Apropos Pendeln: Immer wieder kehrt der 44-Jährige nach Feucht zurück. Hier leben seine Eltern, in der Marktgemeinde hat er seine Wurzeln. Früher hat er in Feucht Handball gespielt und war im Judo aktiv. Seine Vespa ist jetzt zwar in Bologna stationiert. Wenn es aber mal wieder eine so schöne Herbst-Woche wird wie im vergangenen Monat, wer weiß, vielleicht setzt er sich dann in der Emilia Romagna auf den Rollersattel und fährt nach Norden über die Alpen – Richtung Feucht.