Ungewöhnliche Aktion

Feuerwehr Neuhaus kämpft um Nachwuchs

Thomas Kulacz von der Feuerwehr Neuhaus plagen große Sorgen um den Nachwuchs. | Foto: FFW Neuhaus2019/11/FW.jpeg

NEUHAUS – Die Stützpunktfeuerwehr Neuhaus schlägt Alarm: Nur 1,6 Prozent der Bürger über 18 Jahre aus dem Markt Neuhaus und der Altgemeinde Rothenbruck sind in der Feuerwehr aktiv. „Das sind entschieden zu wenige“, moniert Kommandant Thomas Kulacz.

Rund 1100 Personen verfolgen regelmäßig das Geschehen bei der Freiwilligen Feuerwehr in den digitalen Netzwerken. „Aktive haben wir aber nur 35, plus vier Anwärter“, erklärt Kulacz. Für die Zukunft der gemeindlichen Einrichtung aber bei weitem zu wenig.

Ein Beispiel: Der Standort verfügt über acht Atemschutzgeräte. Gefordert wird eine dreifache Besetzung, also 24 Träger. Zum Jahresende sind es aber gerade einmal 15 Kameraden, die einsatzfähig sind. Dabei spielt auch eine Rolle, dass die anderen Gemeindewehren sich fast komplett aus dem Engagement zurück gezogen haben oder durch Nichterreichung der Mindestanforderungen bisherige Träger nicht mehr in den Einsatz gehen können, heißt es in der Pressemitteilung der Wehr.

„In diesem Jahr haben wir wieder neue Kameraden in Neuhaus aufnehmen können. Das freut uns. Aber: Vier davon im Rahmen einer Doppelmitgliedschaft. Das heißt: Sie sind in erster Linie in einer anderen Feuerwehr aktiv“, so Kulacz. Hat deren Wehr gleichzeitig einen Alarm, fielen sie weg, denn zerteilen könnte sich keiner.

Und noch etwas drückt den federführenden Kommandanten: Die Gefahr des Wegzuges. „Wir haben ja noch ein paar Junggesellen unter uns“, schmunzelt der Kommandant. „Da weiß man nicht, wo die Liebe hinfällt“. Erst dieses Jahr ist ein erfahrener Kamerad und Leistungsträger in die Oberpfalz abgerauscht. Bei anderen jüngeren Aktiven standen und stehen beruflich örtliche Veränderungen an, womit sie dem Einsatzdienst auch nicht mehr zur Verfügung stehen.

Einmal die Woche

Nur vier Feuerwehranwärter – also unter 18-Jährige – zu haben, reiche nicht. Also, so Kulacz, müssen wir etwas tun. Damit rechtfertigt er die etwas provokante Anzeige im Mitteilungsheft der Gemeinde. „Der Feuerwehrdienst bei uns in Neuhaus ist ja nicht etwas, was unmöglich zu leisten ist“. Einmal Übung die Woche für maximal zwei Stunden und dann noch die Einsätze, die im Schnitt eineinhalb Stunden dauern.

Natürlich sei bei Sonderausbildungen ein Zusatzaufwand dabei, aber das finde wohl dosiert statt. „Wir alle machen das ja rein in unserer Freizeit, neben dem Beruf und Familie. Wenn sich alle Bürger nur darauf verlassen, dass wir kommen, wenn Hilfe notwendig ist, aber nur wenige bereit sind hier mitzumachen, kommen wir langfristig nicht weiter“, meint Kulacz.


Auch als Quereinsteiger sei es möglich, in die Feuerwehr einzutreten. „Es muss nicht immer die klassische Feuerwehrkarriere mit Jugendfeuerwehr am Anfang sein“. Und das Potenzial in Neuhaus und der Altgemeinde Rothenbruck sei bei weitem nicht ausgeschöpft. „Frauen sind bei uns ja überhaupt nicht vertreten. Wenn ich mich da umsehe, dann sind unsere Nachbarwehren in Auerbach oder Plech anders aufgestellt und engagieren sich Frauen an vorderster Linie. Warum geht da in Neuhaus nichts?“, fragt er.

„Vielleicht liegt es ja auch an uns selbst, dass nur sehr geringes Interesse besteht als Feuerwehrmann oder -frau einzutreten“, meint Kommandant Kulacz selbstkritisch. „Aber dass muss man uns dann auch sagen, damit wir etwas ändern können. Ansonsten müssen wir davon ausgehen, dass die Bürger die Bequemlichkeit vorziehen, das andere kommen um zu helfen, nur sie selbst nicht.“

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