HENFENFELD – Sie sausen auf dem kleinen Asphaltband auf und ab, legen sich schwungvoll in die Kurve: die Jungs und Mädchen auf dem nagelneuen Pumptrack des SV Henfenfeld. Sie haben riesigen Spaß beim offenen Laufradtreff – ein Angebot, das aus der Not heraus geboren wurde.
Mit diesen Worten beschreibt Gerd Egelseer vom Sportverein die Entstehung. Denn eigentlich würde er gerne für die Kleinsten Eltern-Kind-Turnen anbieten. Das Problem seiner Meinung nach: Die Sportgroßgeräte gehören der Schule, genauer dem Sachaufwandsträger, erklärt Egelseer.
Um diese nutzen zu dürfen, habe der Verein 2019 einen Antrag bei der zuständigen Verwaltungsgemeinschaft Henfenfeld gestellt. Die Antwort lautete schlicht: Nein, so der Henfenfelder. Er wundert sich, denn aus anderen Orten kennt er es, dass der Sportverein Kasten, Bank und Co. mitnutzen kann.
Ohne Stören
Zumal er aus einem offiziellen Schreiben des Kultusministeriums weiß, dass diese Gerätschaften Sportclubs zur Verfügung gestellt werden sollen. Dort heißt es: „Das Staatsministerium (…) befürwortet die Mitbenutzung der Sportstätten der Schulen durch den Sportbetrieb organisierter außerschulischer Nutzer, insbesondere durch Sportgruppen der Vereine (…).“ Aber nur, wenn dadurch der Schulbetrieb nicht gestört würde.
Natürlich könnte der SVH diese Dinge noch einmal extra anschaffen. Aber auch das nutze nichts, meint Egelseer: Seit dem Umbau der Halle liege der alte Geräteraum des Sportvereins um einige Zentimeter tiefer als die Halle, und daher könne man die Geräte nur zu zweit herausfahren. Auf dem Sportplatz hat der Verein neben Pumptrack und Inliner-Bahn eine 50-Meter-Laufbahn mit Weitsprunggrube gebaut. „Die ist eigentlich für die Schule gedacht“, kann Egelseer die Blockade der Sportgeräte noch weniger verstehen.
Geld von der Gemeinde
Daher habe die Gemeinde Henfenfeld auch das Mehrgenerationenprojekt des Sportvereins mit einer beträchtlichen Summe bezuschusst, stellt Bürgermeister Markus Gleißenberg auf Nachfrage klar: „Das ist ein Mehrwert für die Gemeinde.“
In Sachen Turnhalle gebe es seit der Sanierung eine klar geregelte, notariell festgelegte Nutzungsvereinbarung, führt Gleißenberg weiter aus: Von sieben bis 15 Uhr gehört sie der Schule – dazu ist sie an die Verwaltungsgemeinschaft vermietet –, von 15 bis 0 Uhr könne sie der Sportverein jederzeit „für alle Sportarten, die bisher auch dort stattgefunden haben“, benutzen. Wolle der SVH etwas Neues anbieten, müsse er einen Antrag stellen. „Damit da nicht mit Gokarts rumgedüst wird“, formuliert es Markus Gleißenberg überspitzt.
Klare Trennung
Mit dieser klaren Linie sei auch der Sportverein nach „guten Gesprächen“ einverstanden, ergänzt Engelthals Bürgermeister Günther Rögner, was SVH-Vorsitzender Holger Bayer bestätigt: „Wir waren uns einig, die Geräte erst einmal nicht zu benutzen, aber auch dass wir uns zu gegebener Zeit erneut darüber unterhalten können.“ So vermeide man eine Vermischung zwischen Schule und Verein. „Wir haben deswegen einen eigenen Trakt mit Umkleiden und Geräteraum mit neuen Geräten gebaut“, so Gleißenberg.
Dass das sinnvoll ist, verdeutlicht Martin Pirner, als Offenhausener Bürgermeister zuständig für die Schulen. „Wir können die Sportzeit effektiver nutzen.“ Das gelte vor allem für die Kinder aus Offenhausen, die Minuten auf der Strecke einbüßen. Im Schuleigenen Geräteraum könnten die Lehrer am Tag vorher alles für den Unterricht bereitstellen. „Erfahrungen anderer Schulen zeigen, dass diese Vorbereiterei bei einer gemeinsamen Nutzung nicht funktioniert.“
Damit Egelseer aber dennoch sein Eltern-Kind-Turnen anbieten kann, hätten Gemeinde und Verwaltungsgemeinschaft stets Gesprächsbereitschaft gezeigt, so Gleißenberg, zum Beispiel bei der Vermittlung gebrauchter Geräte. „Die Frage ist aber auch, ob es diese Dinge wirklich für das Format braucht“, gibt Pirner zu bedenken.
Rollen im Rund
Jedenfalls ist für die Kinder im Alter von zwei bis drei Jahren kein „Krabbeln im Parcours“ möglich, weshalb Egelseer überlegte, wie man ihnen dennoch „Freude an der Bewegung“ vermitteln kann. Da kam ihm gerade recht, dass nach rund einem Dreivierteljahr Bauzeit die multifunktionale Mehrgenerationensportanlage nun fertig wurde. Zumindest fast: „Die Kunststoffbeschichtung auf der Laufbahn fehlt noch.“ Der Pumptrack für 41 000 Euro sei trotz Corona in Zeitplan und Budget geblieben.
Das Inliner-Oval werde bereits rege genutzt, so Egelseer. Seine Inlinertruppe hat sich schon im Pumptrack warm gerollt und auch die Vorsitzenden des neuen Hersbrucker Skatervereins haben die Kurven und Wellen erkundet. „Das sah toll aus.“ Und nun flitzen die Kleinsten jeden Dienstag um 16 Uhr durch die Anlage – ohne Trainer und ohne Mitgliedschaft. „Jeder kann kommen und die Eltern können soziale Kontakte pflegen.“
Ein festes Angebot sei in dem Alter noch nicht sinnvoll, findet Egelseer. „So kann jedes Kind seine eigenen Fähigkeiten austesten“, denkt er. So wie der kleine Junge, der sich mit einem „Juchu“ mutig in die Abfahrt stürzt.