SCHWAIG — Sie ist Schauspielerin, Sängerin, Puppenspielerin, Komikerin und Bühnenbildnerin in einem. Ihre vielseitige Begabung zeigte Christiane Weidringer diese Woche eindrucksvoll in ihrem neuen Stück Till Eulenspiegel, veranstaltet vom aber diesmal nicht im PZ-KulturRaum. Das „Ein-Frau-Stück“ wurde im Laufer Industriemuseum und vor malerischer Kulisse des Schwaiger Schlosses aufgeführt.
Der Vertreter der Pegnitz-Zeitung, Kai Herrmann, bedankte sich zu Beginn bei den Mitarbeitern des Bauhofes Schwaig, die sich um den Bühnenaufbau kümmerten. Außerdem sei er froh, dass die Schauspielerin Christiane Weidringer dieses Jahr wieder nach Lauf und Schwaig gekommen ist, um neben der „Regentrude“ auch ihr neueres Stück „Till Eulenspiegel“ zu präsentieren. Bereits am Dienstag stand sie mit der den beiden Theaterstücken im Industriemuseum in Lauf auf der Bühne. Auch das außerordentlich gute Wetter verdiente besondere Anerkennung, so konnte die Aufführung im Freien stattfinden.
„Ich bin keine Bettlerin“, stellt Mutter Wittgen alias Christiane Weidringer anfangs klar. Sie sei auf der Suche nach ihrem Sohn, Till Eulenspiegel. Die Leute sagen, er wäre tot, aber eine Mutter spürt so was. Aufgepackt mit ihrer Kiepe betritt sie die schlicht gehaltene Bühne am Schloss, auf der sie die wildesten Streiche ihres Sohnes zum Besten gibt. Till ist um 1300 geboren. Schon seine Taufe war eine einzige Katastrophe: „Wir sind von Kneitlingen nach Ampleben zur Taufe gegangen“, erzählt Tills Mutter. Beim Nachhauseweg passierte jedoch ein Missgeschick: Tills Taufpatin rutschte aus und landete samt dem Kleinen in einer Pfütze. Zu Hause angekommen, habe sie ihren Sohn gewaschen. Auf diese Weise wurde er an einem Tag also drei Mal getauft. „Vielleicht wurde er deswegen so ein Schelm“, mutmaßt Mutter Wittgen.
Immer wieder bezieht Christiane Weidringer das Publikum mit in ihr Spiel ein. Die Zuschauer schlüpfen für kurze Zeit in die Rolle eines Esels, dem Till angeblich das Lesen beigebracht haben soll.
Doch Mutter Wittgen macht sich bei all den Scherzen auch Sorgen um ihren Sohn. Es sei einfach Hopfen und Malz verloren. Nach anfänglichem Zögern entschied sich Till dann doch ein Handwerk zu erlernen. Das ging aber alles andere als gut. Als der Schelm in der Schmiede alle Werkzeuge willkürlich zusammenschweißt oder beim Bäcker Eulen aus dem Teig formt, stand er wieder vor dem Nichts.
Die Darstellerin schlüpft gekonnt in fünf verschiedene Rollen und wechselt in Sekundenschnelle zwischen ihnen hin und her. Jeder Figur verleiht Weidringer einen unverwechselbaren Dialekt, so wirkt die Gesprächsituation überaus realistisch. Die gelernte Puppenspielerin zieht das Publikum jedoch nicht nur durch ihre überragende Schauspielerische Leistung in den Bann. Auch musikalisch hat Weidringer einiges zu bieten. Immer wieder erzählt sie mit kleinen Musikeinlagen von Tills Streichen.
Eulenspiegel war mittlerweile zu einer regelrechte Berühmtheit geworden. Überall kannte man ihn, den Narren aus Kneitlingen. „Trotzdem gab es viele, die ihn noch nie gesehen haben“, so Mutter Wittgen. Eine Hand voll Blinde beispielsweise.
Hier zeigt Weidringer eine ihrer weiteren Facetten: Das Figurentheater. Mit einem Handschuh verkörpert die Darstellerin die fünf Blinden, an jedem Finger einen. Mit Hilfe der Blinden schafft es Till, den Wirt „Hanno“ aus Hannover über den Tisch zu ziehen. Er verursachte einen regelrechten Streit zwischen dem Wirt und dem ortsansässigen Pfarrer, der Hanno für verrückt erklärte. Na ja, „wenn zwei sich streiten, freut sich der Tille“, meint seine Mutter.
Zwischenzeitlich hätten die Streiche Eulenspiegels beinahe ein böses Ende gefunden. Nachdem er bis jetzt immer entwischen konnte, wurde er eines Tages festgenommen. Doch die Bürger waren sich uneins, was die Zukunft Tills anbelangt. Die einen baten um Gnade, die anderen hatten hingegen keine Nachsicht mit dem Schelm, der schon so viele Menschen betrogen hat. Sie forderten den „Galgen“! Auch hier holt Weidringer wieder ihr Publikum ins Boot. Die eine Hälfte solle die nachsichtigen Bürger verkörpern, die andere stehe für die radikale Gruppe. Die Zuschauer lassen sich nicht zweimal bitten und steigen laut mit ein. Schließlich entschied sich der Richter ihn zu hängen. Doch Eulenspiegel wäre nicht Eulenspiegel, wenn er sich nicht auch hier gerettet hätte.
Und auch wenn sich alle Leute erzählen, Till sei mittlerweile tot, Mutter Wittgen glaubt nicht daran. Und sie sollte recht behalten. „Denken sie daran. Wenn ihnen wer blöd kommt – Till lebt!“
Zum Ende bedankte sich Christiane Weidringer beim Publikum und dafür, dass sie dieses Jahr im Industriemuseum und zum ersten Mal auch in Schwaig spielen durfte. „Das Ambiente hier ist wunderbar“, sagte sie.