Nürnberger Land – Applaus für den Kreistag ist eine Rarität, die Gäste in der Sitzung am Montagnachmittag hatten allerdings allen Grund zur Freude. Auf den Rängen der Röthenbacher Karl-Diehl-Halle, in der das Gremium coronabedingt nach wie vor zusammenkommt, saßen Wolf Kraus, der Schulleiter des Laufer CJT-Gymnasiums, Kollegen und Vertreterinnen des Elternbeirats. Die dreistündige Sitzung fand aus ihrer Sicht ein glückliches Ende, denn die Schule kann ihre rund 1350 Schüler wie erhofft weiterhin per PCR-Pooling, also mit sogenannten Gurgeltests, auf das Coronavirus testen lassen.
Dabei sah es vor zwei Wochen noch so aus, als würde das Angebot aus finanziellen Gründen künftig auf die 5. und 6. Klassen der kreiseigenen Schulen, also etwa Gymnasien und Realschulen, beschränkt werden. So jedenfalls hatte es der Kreisausschuss beschlossen (wir berichteten).
„Wir wären frustriert gewesen, wenn ein eingefahrenes, gut funktionierendes System gekippt worden wäre“, sagte Kraus im Gespräch mit der Pegnitz-Zeitung. Der CJT-Schulleiter hatte sich schriftlich an Landrat Armin Kroder und den Kreistag gewandt und dafür geworben, dass die Poolingtests weitergehen können. Das Schreiben scheint mächtig Eindruck gemacht zu haben. Dass sich die Fraktionen vor Sitzungen intern, aber auch mit den anderen Parteien austauschen, ist üblich. Meist wird anschließend ein Kompromiss gesucht, mit dem alle leben können.
Sinneswandel der Kreispolitik
So kam es, dass das 70-köpfige Gremium einstimmig entschied, dass bis Fasching per Gurgeltest weitergemacht werden kann. Anfang des Jahres 2022 soll beschlossen werden, ob das Angebot fortgeführt wird. „Der Kopf ist rund, damit das Denken die Richtung wechseln kann“, fasste Andrea Lipka (SPD) den Sinneswandel der Kreispolitik zusammen.
Das Angebot gilt auch für alle anderen kreiseigenen Schulen – von der Röthenbacher Realschule bis zum Berufsschulzentrum in der Kreisstadt, und zwar von der Unterstufe bis zu den Abschlussklassen. Allerdings steht noch nicht fest, wer es in Anspruch nehmen wird.
„Wir freuen uns natürlich sehr für alle weiterführenden Schulen“, sagte Kraus. Er dankte dem Kreistag für seine Großzügigkeit – die konkreten Kosten sind noch unklar und richten sich nach der Zahl der teilnehmenden Schulen, es geht voraussichtlich um eine sechsstellige Summe.
Bei Poolingtests gurgeln die Teilnehmer zweimal die Woche mit Leitungswasser und spucken eine kleine Menge davon in zwei Röhrchen. Der Inhalt von jeweils einem Röhrchen wird zusammen mit den Proben der anderen Teilnehmer, also etwa aller Kinder aus einer Schulklasse oder Kindergartengruppe, per PCR-Verfahren auf das Coronavirus getestet. Ist die Sammelprobe positiv, werden die zweiten Speichelproben einzeln untersucht – auf diese Weise wird herausgefunden, welcher der Teilnehmer infiziert ist.
CJT sieht Vorteile gegenüber Schnelltests
Wolf Kraus wirbt für das Verfahren, er sieht mehrere Vorteile im Vergleich zu Antigen-Schnelltests. „Es geht in erster Linie um Sicherheit“, betont der Schulleiter. Die Pooltests erkennen infizierte Schüler zwei bis drei Tage, bevor diese ansteckend sind, sagt Kraus. So könne im Einzelfall entschieden werden, wer in Quarantäne muss – anders als bei Schnelltests.
Kraus sagt, die PCR-Variante ist sehr sicher. Findet das Laufer Labor einen Fall, überprüft ein anderes Labor den Befund, und bisher seien alle positiven Tests im PCR-Verfahren auch korrekt gewesen. Die Schule habe großes Vertrauen in das Laufer Labor, bilanziert der CJT-Chef.
Auch bei den Schülern kämen die Tests besser an. Die regelmäßigen Antigen-Tests per Abstrich empfänden einige Kinder als unangenehm.
Auch der Zeitgewinn spricht für den Gurgeltest. Die Antigen-Schnelltests unter Aufsicht kosten der Schule teilweise eine halbe Stunde. Und es fällt beim Pooling deutlich weniger Müll an, ergänzt Kraus.
Laufer Testlabor der Wirtschaftskraft GmbH
Bisher wurden alle PCR-Pooling-Proben im Laufer Testlabor der Wirtschaftskraft GmbH von Johannes Bisping analysiert. Durch die kurzen Wege lag das Ergebnis der Proben noch am gleichen Tag vor.
Ob das Laufer Labor über den Oktober hinaus beauftragt wird, steht allerdings noch nicht fest. Schließlich muss der Auftrag des Landkreises ausgeschrieben werden.
Die Grundschulen im gesamten Landkreis werden bereits per PCR-Pooling getestet, allerdings nicht vom Laufer Labor. Bei den Mittelschulen sieht es anders aus. Der Landkreis ist für sie nicht zuständig, sondern die jeweiligen Schulverbände.
Schnaittachs Bürgermeister Frank Pitterlein (CSU) hat bereits angekündigt, dass er im Schulverband dafür werben wird, dass die PCR-Poolingtests an der Schnaittacher Mittelschule weitergeführt werden. Das sei auch mit seinem Kollegen Perry Gumann aus Simmelsdorf besprochen. Die Schule hatte auch an der Wicovir-Studie teilgenommen.