Für viele Menschen ist der kalendarische Frühlingsanfang der Startschuss für die neue Gartensaison. Neben den typischen Gartenpflanzen wie Primel, Narzisse und Hyazinthe sind es vor allem die etwas unscheinbaren, heimischen Pflanzen, mit denen sich die Insektenvielfalt im Garten oder auf dem Balkon stärken lässt. Um die richtige Wahl bei der Bepflanzung des eigenen Gartens zu treffen, sollte man sich auf den fachkundigen Rat der heimischen Gärtnereien verlassen. Sie beraten, welche Pflanzen für welche Böden geeignet sind, ob sie viel oder wenig Wasser benötigen und ob sie eher sonnige oder schattige Standorte bevorzugen.
Optisch schöne, gefüllte Blüten mit ineinander verschachtelten Blütenblättern sind für Insekten leider wertlos. Besser sind ungefüllte Blüten mit frei zugänglichen Staubgefäßen, sagt die LBV-Insektenexpertin Tarja Richter. Der bayerische Naturschutzverband LBV (Landesbund für Vogel- und Naturschutz) stellt drei bunte Frühlingsboten vor, die mit viel Nektar und Blütenpollen Wildbienen, Schmetterlinge und weitere Insekten im zeitigen Frühjahr unterstützen.
Die Wiesenschlüsselblume ist eine heimische, mehrjährige Staude, die sowohl in Wiesen und Gärten als auch Balkonkästen mit ihren gelben Blüten die ersten bunten Farbkleckse des Jahres bietet. Sie blüht von April bis Juni. „Der Nektar der zeitig blühenden Wiesenschlüsselblume ist nach dem Winter die ideale Starthilfe für Insekten mit längerem Rüssel, wie Schmetterlinge oder Hummeln. Besonders Hummelköniginnen sind auf die Verfügbarkeit von Frühblühern angewiesen, um ganz allein einen neuen Staat zu gründen“, so Tarja Richter. Die Samen der Wiesenschlüsselblume sind dank ihres hohen ökologischen Wertes häufig in Wildblumenmischungen vertreten. Das heimische, echte Lungenkraut ist mit seinen rosa, violetten und blauen Blütenblättern zwischen März und Mai eine weitere Nahrungsquelle für Bienen und Schmetterlinge. „Die jeweilige Farbe der Blüte zeigt an, wie viel Nektar verfügbar ist. Ist die Blüte rosa, gibt es noch Nektar. Wenn die Blüte zu violett oder blau wechselt, ist kein Nektar mehr zu holen. Diese ‚Nektar-Ampel‘ spart Bestäubern wie der flinken Frühlings-Pelzbiene Zeit und Mühe“, erklärt die LBV-Insektenexpertin.
In der Natur kommt die gewöhnliche Kuhschelle nur noch selten vor. Die Blüte der zierlichen, violetten Pflanze ist wie eine Kuhglocke geformt. Sie schützt sich in ihren natürlichen, eher kargen Lebensräumen mit dichtem Haarwuchs vor zu intensiver Sonneneinstrahlung. „Wer die seltene, frühblühende Kuhschelle an einem sonnigen Standort und auf magerem Boden im Garten pflanzt, tut auch den Insekten etwas Gutes. Ihr reichhaltiges Pollenangebot zieht Blütenbesucher magisch an und das hübsche Aussehen bereichert jeden Naturgarten“, sagt Tarja Richter.
Neben diesen drei Frühblühern gibt es noch zahlreiche weitere heimische Pflanzen und Stauden, mit denen die Artenvielfalt im Garten oder auf dem Balkon im restlichen Jahr unterstützt werden kann: Wilde Malve, Echter Dost, Hornklee und Knäuel-Glockenblume. Weitere Informationen gibt es unter: www.lbv.de/garten.
Vorsicht mit starkem Heckenschnitt
Gartenbesitzer müssen jetzt mit Gehölzarbeiten besonders achtsam sein. Um nistende Vögel und andere Tiere zu schützen, dürfen Hecken, Büsche und andere Gehölze von März bis Ende September nicht radikal gestutzt oder komplett entfernt werden. Das ist so im Bundesnaturschutzgesetz festgelegt.
Das Verbot gilt für komplette Fällungen und starke Rückschnitte, bei denen die Gehölze nur wenige Zentimeter über dem Boden stehen bleiben. Weiterhin erlaubt sind Pflegeschnitte.
Im eigenen Garten sind Baumfällungen laut Bundesnaturschutzgesetz auch im Frühling und Sommer erlaubt. Allerdings haben viele Kommunen beispielsweise im Rahmen einer Baumschutzverordnung zusätzliche Auflagen erlassen, nach denen sich die Baumbesitzer vorher erkundigen sollten. Um sich die Gartenarbeit zu erleichtern, kommt es vor allem auf das richtige Werkzeug an. Nicht jedes Gerät ist für jedes Gehölz geeignet, deshalb empfiehlt sich eine Beratung beim Fachhändler vor Ort. dpa