ALTDORF – Bei ihrer Vereidigung lernen die neuen Referendare des Nürnberger Lands, dass Kinder weltweit die gleichen Ansprüche an sie haben. Und wie sie diesen gerecht werden können.
Was macht einen guten Lehrer aus? Diese Frage haben die Seminarrektoren, Jamina und Markus Drexl, den Dienstanfängern bei ihrer Vereidigung in der Mittelschule Altdorf gestellt. „Humorvoll“, „vertrauenswürdig“, „fair“, entgegneten die Referendare. Daraufhin präsentierten Drexls eine Folie mit einer Vielzahl ähnlich lautender Antworten. Und überraschten die jungen Lehrer. Denn sämtliche Antworten stammten von Schülern aus Malawi, dem drittärmsten Staat Afrikas.
Bezeichnenderweise deckten sich deren Erwartungen an einen guten Lehrer mit den Wünschen, die Astrid Boekamp, Leiterin der Altdorfer Mittelschule, bei ihren Sechstklässlern gesammelt und als Geschenk für die Referendare auf Schultüten gepinnt hatte.
„Wir brauchen mutige Lehrkräfte“
Angesichts des derzeitigen Lehrermangels meinte Landrat Armin Kroder, dass die jungen Lehrer an ihren Schulen bereits sehnlichst erwartet würden. Er wünschte ihnen zum Start ins Berufsleben eine glückliche und zufriedene Grundhaltung, „um daraus mit großer Stärke für andere da zu sein“.
Außerdem sprach er über neue Herausforderungen, wie Digitalisierung und Inklusion, sowie das Problem der Abhängigkeit des Bildungserfolgs vom Elternhaus. „Wir erwarten nicht, dass Sie die Welt retten, aber wir brauchen aufgeweckte und mutige Lehrkräfte mit fröhlicher Neugierde.“ Klar sei aber auch, dass Schule nicht der Reparaturbetrieb für alles sein kann. Anschließend vereidigte der Landrat die angehenden Lehrer und überreichte nebst Urkunden ein kleines Geschenk.
Bezug auf Montessori
Schulamtsdirektorin Elisabeth Wolfermann erklärte, dass sich Unterricht und Schule in den vergangenen Jahrzehnten zwar verändert hätten, das eine Aufgabe aber gleichgeblieben sei, nämlich „die Würde jeden einzelnen Schülers zu achten und aus einem ganz normalen einen ganz exzellenten Schüler zu machen“. Sie zitierte in diesem Zusammenhang Maria Montessori, die einst von der „grenzenlosen Größe“ sprach, die in jedem Kind stecke.
Die Aufgabe jedes Lehrers sei es, diese Größe zu entdecken. Die angehenden Lehrer müssten einerseits lernen, Grenzen zu setzen und andererseits, sich Hilfe von Kollegen oder Direktoren zu holen, wenn sie mit ihren Maßnahmen nicht weiterkommen. Im Umgang mit den Eltern riet sie, die eigene Position klar darzustellen. „Sie sind der Fachmann für Erziehung und Pädagogik in Ihrer Klasse.“
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Rollenwechsel im System Schule
Außerdem mahnte sie, bei allen Reformen und Lehrplannovellen die sogenannten Basisqualifikationen nicht zu vernachlässigen: Rechnen, Schreiben und Lesen (kurz: RESL). Als Gedankenstütze bekamen alle einen Bleistift mit diesen vier Buchstaben.
Personalratsvorsitzende Monika Munker ermunterte alle Referendare, die Begeisterung für den Beruf zu behalten, um den „Rollenwechsel im System Schule“ zu meistern. „Veränderungen führen manchmal zu Verunsicherungen“, sagte Munker, „aber an Ihrer Stammschule wartet ein Kollegium, das sich für Sie verantwortlich fühlt“. Passend dazu spielte die Schulband der Mittelschule den Song „Otherside“, ehe sich die Referendare auf den Weg zu ihrer ersten Lehrerkonferenz machten.
Jasinta Then