Festgottesdienst in Altdorf

„Sie richtet dich auf, wie nur sie es kann“

Zentraler Gottesdienst am Reformationstag in der Altdorfer Laurentiuskirche. | Foto: Krätzer2017/11/Altdorf-Reformationstag-2.jpg

ALTDORF – „Mach dich frei. Lege die Zwänge ab und tu, was du tun musst. Lass dich nicht einschüchtern. Lass dir nicht den Mund verbieten. Mach dich auf.“ Das waren die ersten Sätze der Predigt von Dekanin Christine Quincke. Anlässlich des 500-jährigen Reformationsjubiläums hat sie beim zentralen Gottesdienst am Reformationstag in der Altdorfer Laurentiuskirche gesprochen.

War der Einladung von Jörg Breu gefolgt und predigte beim zentralen Jubiläumsgottesdienst: Christine Quincke. | Foto: Krätzer2017/11/Altdorf-Reformationstag.jpg

„Mach dich frei“ stand als Leitwort über der Feier mit anschließendem Empfang in der gut besuchten Altdorfer Stadtkirche. In seiner Begrüßung ging Dekan Jörg Breu kurz auf historische Ereignisse seit der Kirchenspaltung ein, sprach von den unzähligen Frauen und Männern, die auf den Altären der Glaubenskriege geopfert worden waren – evangelische wie katholische.

Gegen die Dämonen seiner Zeit

„Mach dich frei“ – Luther habe genau das gemacht, predigte Quincke, die für ihr Engagement bereits den Amos-Preis der Offenen Kirche Württemberg erhalten hatte. Luther habe allen Mut zusammen genommen und seine 95 Thesen unters Volk gebracht, die von der Freiheit vom Ablasshandel sprechen und der Freiheit vom Gehorsamszwang gegenüber dem Papst. Er habe die Dämonen seiner Zeit bekämpft, sich den Fürsten entgegen gestemmt, die ihn klein machen wollten. Doch der eigentliche Fürst der Welt sei das Böse, der Teufel, sagte die Dekanin.

In ihrer Predigt spürte sie diesem Bösen nach, das die unterschiedlichsten Gesichter trage. Heute spiele es mit den Ängsten dieser Welt, beherrsche mit seinem Perfektionswahn, mache Menschen „wie vor 80 Jahren“ zu einer Masse und spalte zwischen Einheimischen und Zuwanderern, zwischen Christen und Muslimen und Juden.

Mit einem Fingerschnippen

Von der Sehnsucht, dass alles richtig laufe, sprach Quincke, und wie man sich Gott wünsche: machtvoll und mit einem Fingerschnippen alle Probleme lösend. Doch der Jesus-Gott habe auf alle Attribute von Macht, Besitz und Heldendemonstration verzichtet, lasse sich nicht instrumentalisieren. Wir stecken mittendrin in dieser Welt, in der jeder Tag zeige, wozu Menschen fähig sind, sagte sie. Denn ein Wörtlein genüge: Gnade. Gnade sehe die Welt mit anderen Augen, umarme sie. „Und sie richtet dich auf, wie nur sie es kann. Weil sie dich nicht verurteilt, sondern liebt.

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