Realschule Hersbruck

Medienkritik als Theaterstück verpackt

Weil sie nur auf ihr Handy schaut, bekommt Laura (Mia Katzer) nicht mal mit, dass ihr Lucy-Marie (Mia Binker) die Schuhe zusammenbindet. | Foto: R. Haase2019/06/Smombies2.jpeg

HERSBRUCK – In ihrem Theaterstück „Smombies“ aus der Feder von Volker Zill verwandelten die Schülerinnen und Schüler der Theater-AG die Aula der Johannes-Scharrer-Realschschule in das „Haus Offline“ – eine Therapieeinrichtung für mediensüchtige Minderjährige. In ihren Rollen sollen die Siebt- und Achtklässler von ihrer Sucht befreit werden.

Die drei Doktorinnen, gespielt von Carolin Ottman, Ayleen Paulus und Ann-Sophie Schmiedel, versuchen zu Beginn den Jugendlichen ihre Handys abzunehmen und erklären die Regeln: „Keine Nutzung von technischen Geräten zwischen 22 und 7 Uhr, während der Essenszeiten und während der Therapiesitzungen.“

In anschließenden Einzelgesprächen mit den „Smombies“ versuchen sie alles über deren Mediennutzung zu erfahren. Lockenkopf Jacky, gespielt von Fabienne Paulus, erklärt zum Beispiel: „Ich muss immer Musik hören. Ich kann die Stille nicht abhaben.“ Samira Klinkowski spielt Angelina, die ihr Handy liebevoll „Ernie“ getauft hat und es niemals auch nur aus der Hand geben würde. Marco Lippert hat als Shindy sogar die Schule abgebrochen, um den ganzen Tag Counterstrike spielen zu können. Anania (Lilli Fischer) postet alles auf Facebook und ist süchtig nach „Gefällt mir-Angaben“.

Ablenkung durchs Smartphone

In einer Schlüsselszene muss Laura, gespielt von Mia Katzer, zwei Minuten lang ihre Umgebung wahrnehmen und beobachten. Weil sie aber nur an ihrem Handy sitzt, merkt sie nicht einmal, dass ihr Fiona (Vanessa Arnold) einen Blumenstrauß hinhält, ihr jemand anderes die Schnürsenkel verknotet und sie von Jacky sogar eine Waffe an den Kopf gehalten bekommt.

Mit wenig Bühnenbild und authentischer Spielweise schaffen es die 13- bis 15-Jährigen, das Publikum in ihren Bann zu ziehen. Als „Smombies“ sorgen sie in der gut gefüllten Aula für viele Lacher. Man merkt aber auch, dass die Kritik, die hinter dem Stück steht, alle Anwesenden anregt, einmal über den eigenen Medienkonsum nachzudenken. Wie oft lässt man sich denn wirklich vom Blick auf das Smartphone ablenken und bekommt nicht mit, was um einen herum passiert?

Dass „Mediennutzung“ ein wichtiges Thema ist, bestätigt auch Lehrerin Jennifer Steger. Gemeinsam mit Kollegin Stefanie Wüst-Döhring leitet sie die Theater-AG: „Wir haben den Schülern unterschiedliche Stücke zur Wahl gestellt, aber sie haben sich für das Medienthema entschieden, obwohl es ein längeres Stück mit mehr Text ist.“ Seit Februar haben sie geprobt und sich auf den 70-Minuten-Auftritt vorbereitet.


Am Ende des Abends wartet natürlich ein Happy End auf die Zuschauer: Nach einem großen Streit finden sich alle „Smombies“ plötzlich eingesperrt mit zwei der Doktorinnen wieder. Erst dann beginnen sie über ihre Ängste und Zweifel zu sprechen. Lucie-Mary, gespielt von Marie Binker, schaut den ganzen Tag Serie, weil sie so in eine weniger triste Welt entfliehen kann. Jacky hat einen gewalttätigen Vater und Shindy eine wohlhabende Familie, die sich aber nicht für ihn interessiert. Nach einer glücklichen Wendung und einem lustigen Einblick in den Chatverlauf der nun neuen Freundesgruppe aus dem „Haus Offline“ werden die jungen Schauspieler mit lautem Applaus verabschiedet.

Rebecca Haase

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