Der Ministerrat hat sich trotz der hohen Inzidenzen entschieden, die Corona-Regeln im Kultur- und Sportbereich zu lockern. Für die Kulturveranstalter im Nürnberger Land gelten daher neue Vorgaben.
Bei Kulturveranstaltungen ist nun eine Auslastung von maximal 50 Prozent möglich – bisher waren nur 25 Prozent erlaubt. Die Lockerungen rechtfertigt Markus Söder damit, dass die Omikron-Welle das Gesundheitssystem weniger stark belastet als die Delta-Variante zuvor.
„Lange darauf gehofft“
„Wir sind natürlich froh darüber, haben schon lange darauf gehofft. Trotzdem werden wir das nicht in vollem Umfang nutzen. Wir wollen dem Publikum nicht das Gefühl vermitteln, sich unter den gegebenen Umständen in ein proppenvolles Kino quetschen zu müssen“, sagt Harald Thiel vom Hersbrucker Kick . Denn schon im Oktober, als einmal 69 Besucher ins Citykino durften, hätten er und sein Team ein mulmiges Gefühl gehabt.
Deshalb werden im Kick von den jetzt möglichen 60 Plätzen nur zirka 50 vergeben. „Wir haben uns bemüht, so zu stellen, dass noch ausreichend Luft zwischen den Plätzen ist“, so Thiel weiter – obwohl das gar nicht mehr nötig wäre. Denn seit Donnerstag ist auch die Abstandsregel aufgehoben. Aber im Kick möchte man auf Nummer sicher gehen: „Wir wollen ja denen, die trotz der schwierigen Infektionslage wieder mehr kommen, ein Gefühl der Sicherheit geben.“ Kostendeckend sei das aber nicht annähernd.
Zweierlei Maß
Verärgert zeigt sich der zweite Vorsitzende trotzdem, wie mit scheinbar zweierlei Maß gemessen wird. „Wenn man im Unterschied dazu die Situation in der Gastronomie betrachtet, wo die Leute ohne Maske und Abstand, oft ohne ausreichende Lüftung sitzen, und die Situation bei uns damit vergleicht, dann kann man eigentlich nur den Kopf schütteln.“
Für die Kultur gilt weiterhin 2G+, eine begrenzte Auslastung und Maskenpflicht auch am Platz. Zudem sei das Citykino ein hoher Raum mit einer ertüchtigten Lüftungsanlage. Aber selbst unter diesen Umständen könne sich das Team aktuell eine Vollauslastung nicht vorstellen.
„Kleine Verbesserung“
„Klar ist das eine kleine Verbesserung“, sagt Andrea Lipka, Kabarettistin und Inhaberin der Glückserei in Lauf. Aber: „Es sind nun zwar doppelt so viele Plätze, trotzdem ist es nur halb voll.“ Laut Lipka wurde die Kultur im Freistaat lange ungerecht behandelt, daher ist sie froh, dass jetzt nachjustiert wurde. Sie hat die Hoffnung, dass es bald gar keine Belegungsbegrenzungen mehr gibt.
„Wir haben mit 25 Prozent gespielt und werden auch mit 50 spielen, aber es ist immer noch ein Verlustgeschäft“, beschreibt sie ihre Situation. „Dass man Pacht, Nebenkosten, Personal abdeckt und die Künstler nicht nur mit 50 Euro rausgehen, dafür reichen die 50 Prozent auch noch nicht.“ 35 Gäste können nun in der Glückserei Platz nehmen, normalerweise würden um die 70 hineinpassen.
Stimmung ist wichtig
Weniger Publikum macht auch das Auftreten schwerer: „Das Kabarett lebt von der Stimmung, und je mehr Zuschauer da sind, desto heiterer wird es“, sagt Lipka. Dass die Regelungen ab sofort gelten, findet sie gut. Aber es bedeute auch Aufwand, nun werde sie den ganzen Tag am Telefon sitzen, um die Gäste auf den Wartelisten zu erreichen. Am wichtigsten ist ihr, dass gerade jetzt Kultur wieder stattfindet: „So oft sagen Gäste nach der Show, dass ihnen der Abend einfach gutgetan hat.“
Zu spät
Auch Rainer Turba, Manager des PZ-Kulturraums , ist froh über die Verbesserung: „Wieder mehr Plätze besetzen zu dürfen, ist zwar gut, aber für uns zu spät.“ Die Veranstaltungen für den Februar hat er bereits abgesagt. „Dafür verkauft sich der März bisher gut“, sagt Turba. Die Auslastung mit 50 Prozent lohnt sich auch hier nicht wirklich. „Erst ab 60 Prozent werden alle Kosten gedeckt, dann ist noch kein Gewinn gemacht“, erklärt er.
Mit der Hälfte der Auslastung kann er 48 Stühle besetzen. „Das gleicht den Regelungen wie im Herbst 2020, auch da waren es 48 Plätze und in der Regel zwischen 28 und 40 Zuschauer“, erinnert er sich.
Weniger als erlaubt
Die Gäste haben sich laut Turba daran gewöhnt, dass viel Platz zur Verfügung steht, und fühlen sich mit vielen Leuten in einem Raum oft unwohl. Daher heißen die „50 Prozent Kapazität nicht, dass auch 50 Prozent der Plätze belegt werden“. Trotzdem freut er sich schon auf einen volleren Kulturraum ab März.
„Für das Dehnberger Hoftheater verändert sich nicht viel“, sagt Brigitte Schürmann. „Da wir uns auch weiter an die Abstandsregeln halten müssen, bringen wir nicht viel mehr Leute unter.“ Statt bisher 55 stünden rund 60 Plätze zur Verfügung.
Autorinnen: Marina Gundel, Sophie Urbansky