NÜRNBERGER LAND – Das artenreiche Grünland ist für die Erhaltung vieler selten gewordener Wiesenpflanzen und Insekten von enormer Bedeutung. Bei der Wiesenmeisterschaft werden bereits seit 2009 besonders engagierte Bäuerinnen und Bauern für den Erhalt und die Bewirtschaftung artenreicher Wiesen und Weiden ausgezeichnet.
In diesem Jahr fand die Wiesenmeisterschaft im östlichen Mittelfranken statt. Bei einer Festveranstaltung in Roth wurden 27 Betriebe für ihre vorbildliche artenreiche Wiese oder Weide von Stephan Sedlmayer, dem Präsidenten der Bayerischen Landesanstalt für Landwirtschaft (LfL), und Hubert Weiger, dem Ehrenvorsitzenden des Bund Naturschutz in Bayern (BN), ausgezeichnet. „Artenreiches Wirtschaftsgrünland wird in Bayern leider immer seltener. Dabei trägt die Landwirtschaft gerade hier entscheidend zum Erhalt der Artenvielfalt bei. Artenreiche Wiesen und Weiden bieten wertvollen Lebensraum für Insekten wie Wildbienen und Tagfalter, bunt blühende Kräuter, aber auch für Vögel. Die Bäuerinnen und Bauern, die wir hier heute auszeichnen, erledigen genau diese wichtige Aufgabe für die ganze Gesellschaft mit viel Engagement und großer Erfahrung jeden Tag. Sie alle sind Wiesenmeister“, sagte Stephan Sedlmayer.
„Herausragende Bedeutung“
Hubert Weiger dankte allen Teilnehmern der Wiesenmeisterschaft für ihren besonderen Einsatz: „Sie alle engagieren sich meisterlich für den Erhalt von artenreichen Wiesen und Weiden. Diese haben eine herausragende Bedeutung für die Biodiversität und den Schutz von Boden, Klima und Wasser.“
Die Wiesen wurden zunächst nach einem Punktesystem für Artenvielfalt, Kulturlandschaftswert und nach landwirtschaftlichen Kriterien wie Futterertrag und landwirtschaftlichem Nutzungskonzept bewertet. Fünf Wiesen kamen in die engere Auswahl und wurden von einer Fachjury mit Expertinnen und Experten aus Naturschutz und Landwirtschaft begutachtet. Jetzt wurden die Gewinner bei einer Festveranstaltung im Landratsamt Roth für ihre vorbildliche Wiesenbewirtschaftung geehrt.
Den ersten Platz erzielte Familie Gerstner aus Thalmässing. Die Landwirtsfamilie betreibt Schafhaltung und -zucht im Nebenerwerb und engagiert sich hier besonders für den Erhalt gefährdeter Nutztierrassen. Unter anderem Alpines Steinschaf, Krainer Steinschaf, Brillenschaf, Rougedu Roussillon und Karakul werden als Herdbuchzucht erhalten. Der 41 Hektar große Bioland-Betrieb bewirtschaftet fast ausschließlich Grünland und verfügt über ein eigenes Schlachthaus. Die prämierte, rund 8,3 Hektar große Koppelweide „Schutzgebiet Pyras“ der Familie Gerstner überzeugte die Jury vor allem durch die große Artenvielfalt. Das ehemalige Sandabbaugebiet mit ausgeprägtem Relief wird seit gut zehn Jahren extensiv beweidet. Zu den mehr als 60 gefundenen Blütenpflanzenzählen Schafgarbe, Wilde Möhre, Margerite, Echte Schlüsselblume, Kleiner Wiesenknopf, Knöllchen-Steinbrech, Wilder Dost und Hornklee.
Der zweite Platz ging an Peter-Matthias Schilling und Stefanie Lengenfelder aus Pommelsbrunn. Ihr Mutterkuhbetrieb findet im Nebenerwerb auf 25 Hektar statt. Der Naturland-Betrieb führt Lohn- und Hausschlachtung durch und vertreibt hausgemachte Wurstwaren. Die ausgezeichnete Extensivweide „Anger Fischbrunn“ ist knapp zwei Hektar groß. Sie ist der historische Hutanger der Gemeinde Pommelsbrunn mit alten Eichen und Waldanschluss. Die Fläche ist zum Teil in sehr steiler Hanglage und wird extensiv beweidet. Kennzeichnende Arten sind hier unter anderem die Wiesenglockenblume, Silberdistel, Wiesenflockenblume, Skabiosenflockenblume, Echtes Labkraut, Margerite, Kleiner Wiesenknopf, Hufeisenklee und Echter Gamander.
Mutterkuhbetrieb mit Anguszucht
Markus Heyder aus Schwarzenbruck kam auf den dritten Platz. Er führt seinen Betrieb im Nebenerwerb auf 25 Hektar als Mutterkuhbetrieb mit Anguszucht auf Grünlandbasis und ohne Kraftfuttereinsatz. Die ausgezeichnete Fläche ist die Feuchtwiese „Bühlacker“ mit rund 5,9 Hektar. Sie wird mit einen Schnittzeitpunkt 1. Juni bewirtschaftet und ist eine Zweischnittwiese aus mehreren Teilflächen. Kennzeichnende Arten sind unter anderem die Wiesenflockenblume, Mädesüß, Bachnelkenwurz, Echte Schlüsselblume, Sumpf-Vergissmeinnicht, Wiesenplatterbse, Breitblättriges Knabenkraut.
Den vierten Platz der Wiesenmeisterschaft 2025 sicherten sich Doris und Wolfgang Grimm aus Thalmässing. Der fünfte Platz geht an Carola und Peter Zeltner aus Kirchensittenbach. Der Acker-Mischbetrieb wirtschaftet auf insgesamt 62 Hektar mit Mutterkuhhaltung im Nebenerwerb. Er ist seit 2008 Naturland-Betrieb. Die artenreiche Zweischnittwiese „Weizzeile“ ist knapp drei Hektar groß und in schöner Hanglage zwischen Heckenzeilen und altem Streuobst. Die Fläche hat keine Schnittzeitauflage, ist aber mit der Ökoregelung 5/Kennarten im Dauergrünland belegt. Kennzeichnende Arten sind hier Schafgarbe, Wiesenglockenblume, Margerite, Kleine Prunelle, Knöllchensteinbrech, Kuckuckslichtnelke und Hornklee.