Wasserwirtschaftsamt saniert Schleuse 58 am alten Kanal

Zwei Tore sollen dicht machen

Ein Damm hält das Wasser des alten Kanals. Die Zimmerleute begutachten in der Schleusenkammer die Kanten, an denen die Torflügel aufeinander treffen. | Foto: Hornung2016/11/Schwarzenbruck-Schleuse-58_1.jpg

SCHWARZENBRUCK – 170 Jahre nach seiner Eröffnung erweist sich der alte Kanal als ziemlich anspruchsvoller Patient. Ständig stehen größere und kleinere Bau- und Reparaturmaßnahmen an. Für das Wasserwirtschaftsamt Nürnberg ist das Routine. Nicht ganz so alltäglich war jedoch die Sanierung der Schleuse 58 südwestlich des Schwarzenbrucker Ortsteils Gsteinach.

Langsam senkt der schwarze Kran am Ufer des alten Kanals seinen Arm. An seinem Lasthaken hängt ein großes Viereck aus hellem Eichenholz. Das Gebilde besteht aus dicken, mit Bohlen beschlagenen Balken, die durch metallene Winkel fixiert sind. Es ist der zweite von vier neuen Torflügeln, die an diesem Tag von den Mitarbeitern des Wasserwirtschaftsamtes Nürnberg in die Schleuse 58 eingebaut werden. Seit fast zwei Jahren arbeitet das Amt an der Sanierung der Schleuse südwestlich des Schwarzenbrucker Ortsteils Gsteinach. Nun nähern sich die Arbeiten ihrem Finale.

Etwa zehn Männer in dunkler Arbeitskleidung und in signalgelben Westen und Helmen verfolgen das Einheben. Auf der steinernen Brücke direkt neben der leeren Schleusenkammer stehen weitere Zuschauer. Die Augen aller sind auf den zweiten Flügel des großen Holztors gerichtet, den der Kran nun Stück für Stück dem Ort seiner Bestimmung nähert.

„Jetzt kommt der spannende Moment“, sagt Ulrich Schmidt. Er ist im Wasserwirtschaftsamt für den Landkreis Nürnberger Land zuständig und hat das Projekt von Anfang an koordiniert.

Die Behörde ist für die Instandhaltung und Pflege des Main-Ludwig-Donau-Kanals auf einer Strecke von 29 Kilometern, von Rasch bis zur letzten mit Wasser gefüllten Schleuse in der Nürnberger Gartenstadt, verantwortlich. Der spannende Moment ist der, in dem der Kran den zweiten Torflügel neben dem ersten in der Nische absetzt. Er passt – zumindest im Großen und Ganzen.

Das Eichenholz knarzt, als die Mitarbeiter die Beweglichkeit des Torflügels testen. Die Flussmeisterstelle fertigte die Tore nach alter Bauweise.
Das Eichenholz knarzt, als die Mitarbeiter die Beweglichkeit des Torflügels testen.2016/11/Schwarzenbruck-Schleuse-58_3.jpg

Schlussendlich soll es passen

Aber wird das Tor auch schließen? Zwei Mitarbeiter in leuchtenden Westen heben eine schwere Eisenhalterung auf den runden Drehfuß. Mit ihr wird das Holz am Steinwall befestigt. Zwei weitere Männer klettern eine Leiter hinunter in die trocken gelegte Schleusenkammer. Sie bewegen den Flügel hin und her, der darauf mit Quietschen und Knarzen reagiert. Einer der großen schmiedeeisernen Nägel, mit denen die Bohlen auf die Balken und den Drehfuß genagelt sind, reibt beim Schließen gegen die Steinwand. Die Männer beginnen mit Hammer und Meißel eine Kuhle in den Stein zu schlagen.

„Es wäre nicht gut, wenn der Nagel dort gegen den Stein drückt“, erklärt Ulrich Schmidt. „Wenn später das Wasser auf das Tor trifft, kann es sein, dass der Druck an dieser Stelle zu groß wird und den Stein sprengt.“ Schmidt – groß, dunkelhaarig, Brille – beobachtet das Geschehen aus dem Hintergrund. Er erzählt, was das Besondere an dieser Sanierung ist. „Die Arbeiten waren mit großem Aufwand verbunden – vor allem im Vorfeld. Wir mussten uns mit dem Denkmalschutz abstimmen, der ein steinrestauratorisches Gutachten erstellt hat und die Angebote verschiedener Firmen einholen.“

Die Steinarbeiten, die das Wasserwirtschaftsamt im Zuge vergangener Sanierungen noch selbst ausgeführt hatte, übernahm dieses mal eine Restaurationsfirma. Großzügig tauschten die Steinmetze stark beschädigte Quader durch Neuteile aus. Die originalen Oberflächen sollten erhalten bleiben, die Mauern zugleich möglichst dauerhaft ausgebessert werden.

Die Holzarbeiten nahmen sich die Mitarbeiter der Flussmeisterstelle selbst vor. Unterstützung erhielten die Nürnberger von zwei reisenden Handwerkern der Gesellschaft Freie Vogtländer. Den Bau der beiden Tore dokumentierte das Wasserwirtschaftsamt genau – in Text und Bild und technischen Zeichnungen. Die Sanierung ist auch ein Musterprojekt für Reparaturen anderer Schleusen.

Beim Bau der Tore nach historischen Plänen profitierten die Zimmerleute besonders vom Wissen von Alfred Schöll. Der Mitarbeiter der Flussmeisterstelle Neumarkt, der seinen Nürnberger Kollegen half, ist einer der letzten, die die historischen Schleusentore bauen können. Schon etliche hat er gezimmert.

Behände wie ein Höhenarbeiter klettert Schöll auf den oberen Balken des Tores von einer Seite zur anderen. Er studiert die Stelle, an der die Flügel aufeinander treffen. So richtig ineinander schließen sie noch nicht. Torflügel zwei muss noch einmal heraus, der Kran hebt ihn an und legt ihn neben der Schleusenkammer auf der Wiese ab. Alfred Schöll – orange Fleecejacke mit passendem Helm, graue Haare und Schnauzbart – schmeißt den elektronischen Hobel an und raspelt über die Kante. Die Späne fliegen. Mit verschränkten Armen schauen seine Kollegen zu.

Der Kran hebt den zweiten Torflügel wieder heraus. Die Anpassungsarbeiten werden noch etwa zwei Wochen in Anspruch nehmen.
Der Kran hebt den zweiten Torflügel wieder heraus.2016/11/Schwarzenbruck-Schleuse-58_2.jpg

 

Das Einheben und Fixieren dauert nicht sehr lange. Etwa eine Stunde pro Tor. Das Anpassen aber wird noch mindestens zwei Wochen beanspruchen, erklärt Hauptflussmeister Gunther Haas. „Jetzt geht es darum, wo was aneckt oder schleift.“

Wasser marsch!

Wenn die Feinarbeiten beendet sind, kann die Schleusenkammer geflutet werden. Dann vergeht nochmals etwa ein Monat, bis die Männer sicher sein können, dass die Tore dicht sind. Mehrere Wochen arbeite das Holz, erklärt Haas. Erst wenn es sich mit Wasser voll gesogen habe und aufgequollen sei, werde die Schleuse wieder ihren Dienst tun.

Insgesamt hat die Maßnahme 250.000 Euro gekostet. Für die eisenbeschlagenen Eichenholztore sind 60.000 Euro angefallen. 190.000 Euro kosteten die Steinarbeiten inklusive der zusätzlichen Arbeiten im Vorfeld, wie Dammbau, Trockenlegen der Kammer und Wasserhaltung.

Nichts Neues verpassen! - Newsletter abonnieren