Schleusensanierung am Ludwig-Donau-Main-Kanal

Flussmeister kämpft gegen den Zahn der Zeit

„Hier investieren wir 260.000 Euro“, sagt Flussmeister Gunther Haas an der Schleuse 58, in der Nähe des Brückkanals. Das Bauwerk ist eine von 40 Schleusen in dem Kanalabschnitt des Wasserwirtschaftsamts Nürnberg, die in den kommenden Jahren alle saniert werden sollen.Foto: Blinten2016/05/schleuse.jpg

SCHWARZENBRUCK – Der Ludwig-Donau-Main-Kanal ist Ausflugsziel, Foto-Motiv und Angler-Paradies. Er ist aber auch eines der eindrucksvollsten Technik-Denkmäler Bayerns. Eigentümer ist der Freistaat. Damit der Kanal und seine zugehörigen Bauwerke erhalten bleiben, sind die Wasserwirtschaftsämter gefordert. Flussmeister Gunther Haas, zuständig für den Kanalabschnitt zwischen Schwarzenbach und Nürnberg, geht für die kommenden Jahre und Jahrzehnte die Arbeit nicht aus.

Nach umfangreichen Sanierungsmaßnahmen am Brückkanal (wir berichteten) stehen jetzt Schleusen auf dem Arbeitsprogramm des Wasserwirtschaftsamts Nürnberg. 40 gibt es von der höchstgelegenen Kanalstrecke bei Schwarzenbach bis hinab nach Nürnberg. In den vergangenen Jahren wurden immer wieder Reparaturarbeiten an einzelnen Schleusen durchgeführt, die aufwändigste Sanierung fand 2003 an der Schleuse 33 in Burgthann statt, wo man damals auch neue Schleusentore einbaute. Genau dasselbe wird jetzt an Schleusenbauwerk 58 in unmittelbarer Nähe östlich des Brückkanals durchgeführt. Zimmerer Udo Kellermann hat zusammen mit Kollegen in der Halle der Flussmeisterei in Nürnberg ein neues Tor gebaut. Das alte, aus dem Jahr 1838 stammende Tor aus Eichenholz, war baufällig. Die Männer der Flussmeisterei bauten es deshalb aus und nutzten es als Vorlage für einen Nachbau.

Historischer Nachbau

Für Udo Kellermann ist das gewaltige, 2,6 Tonnen schwere Schleusentor nicht der erste historische Nachbau. Schon 2003 hat der Zimmerer, der bereits über 20 Jahre für das Wasserwirtschaftsamt tätig ist, die Tore für die Burgthanner Schleuse 33 gebaut.

Jetzt also das Holzbauwerk für die Schleuse 58, die zunächst komplett saniert werden muss, bevor sie ihre neuen Tore erhält. Flussmeister Gunther Haas wird die Arbeiten jetzt ausschreiben, so dass sie im Juni vergeben werden können, dann stehen unter anderem Mauer- und Sandsteinsanierungen an. Rund 260.000 Euro investiert das Wasserwirtschaftsamt in die Schleusensanierung.

In den kommenden Jahren sollen nach und nach alle Schleusenbauwerke im Bereich des WWA Nürnberg hergerichtet werden. Dazu wird man die Schleusenkammern zunächst entschlammen. Haas geht davon aus, dass man im kommenden Jahr, spätestens 2018, mit der Entnahme des Schlamms aus den Becken beginnen kann. Da steckt viel Arbeit im Erhalt des Alten Kanals, kein Wunder also, dass 50 Prozent aller beim Wasserwirtschaftsamt Nürnberg anfallenden Arbeiten mit dem Kanal zu tun haben.

Das Bauwerk entstand zwischen 1836 und 1846 und verbindet die Donau mit dem Main. Bei Kehlheim an der Donau nimmt der Kanal seinen Anfang und mündet bei Bamberg in den Main. Dabei überquert er die mitteleuropäische Wasserscheide mit seiner 24 Kilometer langen höchstgelegenen Strecke, der sogenannten Scheitelhaltung zwischen den Schleusen 32 bei Sengenthal und 33 in Burgthann.

510.000 Liter Wasser

Einst hatte der Alte Kanal 100 Schleusen. Davon sind bis heute immerhin zwei Drittel erhalten. Die von den Schleusenwärtern durchgeführten Schleusungen gingen relativ schnell vonstatten. Nur zehn bis 15 Minuten brauchten die Treidelschiffe, bis sie durch waren. Dabei überwanden sie einen Höhenunterschied von jeweils 2,30 bis 3,20 Metern. Bis zu 510.000 Liter Wasser benötigte eine Schleusenfüllung. Dieses Wasser floss bei jeder Schleusung in die tiefer gelegenen Strecken des Kanals – für dessen Betreiber eine große Herausforderung, weil es keine Ausgleichsbecken gab. Gespeist wurde der Alte Kanal lediglich durch die Schwarzach und Pilsach, die am Hafen von Neumarkt einflossen, durch den Gauchsbach bei Feucht und durch Bäche, die vom Dillberg herabkamen und in die Wasserstraße geleitet wurden.

Für den Erhalt des Kanals, für Sanierungen und Reparaturarbeiten, für Aufgaben also, die heute Flussmeister Haas und seine Kollegen übernehmen, waren im 19. Jahrhundert die Schleusenwärter zuständig. Kanalmeister waren deren Vorgesetzte, sie kassierten Grundstückspacht und versteigerten das Obst der 40.000 am Kanal entlang gepflanzten Obstbäume.

1950 wurde der Kanal endgültig aufgelassen, seit 1973 steht er unter Denkmalschutz.

 

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