Begegnung auf dem Rücken der Pferde

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ALTDORF — Kinder und Jugendliche an die Natur heranführen, ganz gleich ob sie behindert sind oder nicht. Dieses ehrgeizige Ziel hat sich der Verein „St. Martin – Pferdesport und Therapie“ gesetzt. In Röthenbach bei Altdorf ist deshalb vor eineinhalb Jahren eine sportliche Begegnungsstätte entstanden, die seither stetig wächst. Nun feierten die Vereinsmitglieder und zahlreiche Gäste die Einweihung eines neuen Reitplatzes sowie eines Ziegenstalls.

Grund zur Freude hatten die Mitglieder von „St. Martin“ und die vielen ehrenamtlichen Helfer trotz des Dauerregens während der Einweihungsfeier allemal: Dank der finanziellen und tatkräftigen Unterstützung des Altdorfer Unternehmers Werner Otto sowie einiger Firmen aus der Region bekamen die neun Pferde des Vereins einen neuen, 800 Quadratmeter großen Reitplatz. Zudem dürfen die beiden Ziegen des Streichelzoos nun einen kleinen Stall ihr Eigen nennen. Um das zu feiern, spielte das Bläserensemble des Jagdhundevereins auf dem Sommerfest auf, die Tiere des Hofs ließen sich von den kleinen Gästen geduldig streicheln und freuten sich über das eine oder andere Leckerli.

„Unser Verein will keine Grenzen zwischen behinderten und nichtbehinderten Kindern ziehen. Uns geht es um Integration“, fasste der Vorsitzende Hanns-Jürgen Schoch das Konzept des Reiterhofs zusammen. In gemischten Gruppen können die Kinder und Jugendlichen Reitstunden nehmen, auf Ausritte gehen und Abzeichen erwerben.

Ehrenamtliche Therapeuten

Zudem bietet „St. Martin“ heilpädagogische Programme für junge Leute mit Verhaltensauffälligkeiten, psychischen Problemen oder Behinderungen an. Betreut werden sie dabei von ehrenamtlichen Reittherapeuten. Im Umgang mit den Pferden lernen viele Patienten, sich besser wahrzunehmen, Ängste zu überwinden und trainieren dabei ihre Muskulatur, so Schoch. „Es ist faszinierend, zu sehen, wie die Kinder durch das therapeutische Reiten innerlich aufblühen.“ Für viele Rollstuhlfahrer sei gerade der Perspektivenwechsel auf dem Rücken der Pferde ein Schlüsselerlebnis. Junge Menschen, die es gewohnt sind, zu allen aufzublicken, könnten so erstmals mit ihren Mitmenschen auf Augenhöhe sein, vielleicht sogar etwas darüber. Außerdem sei der Gang des Pferdes dem des Menschen sehr ähnlich.

Auf dem Pferderücken nähmen gehbehinderte Kinder und Jugendliche die Bewegungen des Tieres auf und müssten mit dem Oberkörper darauf reagieren. Das schule den Gleichgewichtssinn und ahme die Bewegungen beim normalen Gehen nach.

Da sich jedoch nicht alle kleinen Besucher sofort auf die großen Tiere trauen, seien die Ziegen und Ponys des Vereins ebenfalls wichtig. „Sie sind oft der erste Zugang zu Tieren und können getätschelt oder versorgt werden“, erklärte Hanns-Jürgen Schoch. Deshalb soll in den nächsten Jahren ein noch größerer Streichelzoo für die Kinder entstehen.

„Ursprung des jetzigen Hofs waren ein alter Reitplatz und ein Bürohäuschen“, erinnerte sich Hanns-Jürgen Schoch. Seitdem hatten viele ehrenamtliche Helfer, der Unternehmer Werner Otto und Firmen aus der Region Zeit und Geld investiert, um die Anlage an die Bedürfnisse des Vereins anzupassen. Mit dem modernen Reitplatz wurde nun die passende Örtlichkeit für den integrativen Reitunterricht verwirklicht.   

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