HERSBRUCK (um) – Es gibt sie also doch, die Glücksformel. Dr. Alfred Schubert erläuterte sie im Vortrag „Was ist Glück?“ beim 2. Hersbrucker Sozialforum. Das fand zum Thema „Jeder lebt für sich allein – Macht Egoismus krank?“ im Selneckerhaus statt. Das Bündnis gegen Depression und das Evangelische Forum hatten dazu Vertreter aus Kirche, Politik, Wissenschaft und Wirtschaft eingeladen.
„Das was glücklich macht, ist letztendlich banal“, sagte der Engelthaler Facharzt für Psychiatrie, Dr. Alfred Schubert. Die Pflege sozialer Kontakte und die Bereitschaft zur Nächstenhilfe seien dabei ebenso wichtig wie die Lern- und Selbsterkenntnisprozesse aus diesen Kontakten. Glücklich werde laut dem Engelthaler Psychotherapeuten auch eher derjenige, der sich nicht zu sehr an materiellen Dingen orientiert, sich viel an der frischen Luft bewegt und sich vernünftig ernährt.
Was hingegen dem Menschen Schaden zufüge, verschwieg er den zahlreichen Zuhörern ebenfalls nicht. Das sei ein Leben außerhalb des sozialen Miteinanders. „Einsamkeit ist so schädlich wie der Konsum von 15 Zigaretten am Tag“, brachte es der Psychotherapeut auf den Punkt. Die Frage des Abends, ob Egoismus beziehungsweise Einsamkeit krank mache, beantwortete er aus wissenschaftlicher Sicht mit einem klaren Ja.
Von der Theorie ging es dann in die Praxis: Michael Groß, Geschäftsführer der Caritas im Nürnberger Land, moderierte die intensiv wie lebhaft geführte Podiumsdiskussion. Hersbrucks zweite Bürgermeisterin Brigitta Stöber wagte – zur großen Erheiterung des Publikums – gleich zu Beginn die These, dass Egoismus und Politik eigentlich nicht zusammenpassten. Denn diejenigen, die sich in der Politik engagierten, würden das primär tun, um sich für eine bessere Gesellschaft einzusetzen. Dass Politiker auch ein gewisses Machtkalkül verfolgten, räumte sie dennoch ein.
Der Förrenbacher Pfarrer Alexander Reichelt sagte über den Glauben aus, dass er Menschen großen Halt gebe. Leider würde er auch von manchen für eigene Zwecke missbraucht. Die Laufer Biomarkt-Unternehmerin Erika Vogel erzählte, dass sie natürlich sehr offensiv vorgehen müsse. Insgesamt werde durch ihren Laden aber ein nicht egoistisch motiviertes Ziel unterstützt. Denn das erwirtschaftete Geld aus dem Supermarkt für Bio- und Fair Trade-Ware kommt primär auch den Produzenten zugute.
Einigkeit bestand bei Gästen der Podiumsdiskussion wie auch bei den Zuhörern, dass ein gesundes Maß an Egoismus natürlich wichtig ist. Die Herausforderung im Alltag sei, ihn vom Übermaß zu unterscheiden.
Das Thema aus humorvoller Sicht beleuchtete die Kabarettgruppe der Evangelischen Jugend aus Nürnberg. Sehr unterhaltsam nahm die sechsköpfige Truppe die Konsum- und Egogesellschaft aufs Korn: Da schaut ein Kunde eines Supermarktes neidvoll in die Tüte eines anderen oder ein Mann erzählt, dass er nun unbedingt bald den Busen und Po seiner Frau richten lassen müsse, um endlich ihren Marktwert wieder zu steigern.
Das Hersbrucker Sozialforum wurde vom Bündnis gegen Depression im Nürnberger Land gegründet. Es greift gesellschaftliche Themen wie Verantwortung oder Werte auf und will damit eine breite öffentliche Diskussion anstoßen.