LAUF — Statt Pfarrer Friedhelm Beck eine fränkische Putzfrau samt Kopftuch auf der Kanzel? Nicht ganz: Die Putzfrau, Elfriede Rumpler heißt sie, ist eine Rolle der Kabarettistin Andrea Lipka. Und diese wiederum hielt gestern die Fastenpredigt in der Laufer Johanniskirche.
Mit Bühnen kennt sich Lipka aus, steht sie doch regelmäßig darauf – von 1998 bis 2009 in der Simmelsdorfer Mühle, jetzt im Schnaittacher „Tausendschön“. Aber die Kanzel war neu für die Kabarettistin, Schauspielerin und Moderatorin. Die Rolle der Fastenpredigerin hat sie trotzdem mit Bravour ausgefüllt.
„Frühjahrsputz“, so lautet das Motto der diesjährigen Predigtreihe in der Passionszeit, in der am kommenden Sonntag auch der Pfarrer und Autor Werner „Tiki“ Küstenmacher sprechen wird. Lipka war die Idealbesetzung für den Laufer Stadtpfarrer Beck, spielt sie in ihren zahlreichen Kabarettprogrammen doch oft eine Putzfrau: Elfriede Rumpler. „Wir suchen die Verbindung zwischen dem Christsein und einer Kompetenz in der Gesellschaft“, beschreibt Beck das Profil für die Fastenprediger, die – Küstenmacher ausgenommen – Laien sind.
Lipkas Predigt allerdings drehte sich nicht um Reinigungsmittel und Wischtücher, sondern eher um einen Aspekt, mit dem die Schauspielerin selbst zu tun hat: Wahrnehmung. Ausgangspunkt war das Bibelwort Matthäus 12,38. Ein Zeichen Gottes fordern die Pharisäer in diesem Kapitel – und Jesus verweigert es ihnen. Lipka, die sich selbst beschreibt als gläubig, aber nicht in der Kirche engagiert: „Mit menschlichem Denken kann Gott nicht erklärt und bewiesen werden.“ Für diejenigen, die an ihn glaubten, so die Fastenpredigerin in Anlehnung an den österreichischen Schriftsteller Franz Werfel, sei keine Erklärung notwendig, für jene, die nicht an ihn glaubten, sei keine Erklärung möglich.
Fernab aller wissenschaftlichen Versuche, die Existenz einer übergeordneten Instanz zu beweisen, dürfe jeder Mensch dem Glauben seine eigenen Bedeutung geben, „es kommt auf die Sichtweise an“. Und dann war sie doch bei der Kultputzfrau aus ihren Programmen und setzte sich das obligatorische Kopftuch auf. Elfriede Rumpler nämlich hat sich einmal für ihren Mann ausgezogen. Ihr Nacktsein beschreibt sie in breitestem Fränkisch als „Kleid der Liebe“ – woraufhin der Göttergatte ganz lässig mit der Frage reagiert, ob sie dieses Kleid nicht wenigstens hätte bügeln können. Lipka, jetzt wieder sie selbst, stellte die Kernfrage: „Sehe ich im Spiegel die Falten, oder bin ich froh, mich überhaupt sehen zu können?“
Ihre Predigt war ein Plädoyer für „bedingungslose Liebe“. Das, gab die Kabarettistin der Gemeinde mit, sei Gott für sie. Die Laufer verabschiedeten sie mit Applaus. Und wenn der Pfarrer wieder die Kanzel erklimmt, kann er sicher sein: Elfriede Rumpler hat bei ihrem Frühjahrsputz kein Staubkorn übersehen.
Wenn sich dieser Kitsch in Gotteshäusern fortpflanzt,
werde ich ernsthaft überlegen, aus der Kirche auszutreten!
Oh Gott, Herr Pfarrer!