Sinnstiftendes im Rentenalter

Jobben mit 72: Laufer Ex-Stadtrat kutschiert Menschen mit Behinderung

Im Rentenalter hat sich der ehemalige Laufer Stadtrat Adolf Pohl noch einmal einen Minijob gesucht: Er fährt täglich für den ASB junge behinderte Menschen zu ihrer Arbeitsstätte bei der Lebenshilfe. | Foto: Krieger/ASB2022/09/a484658443i0017_max1024x.jpeg

LAUF – Der ehemalige Laufer Stadtrat Adolf Pohl fährt als Rentner für den ASB junge Menschen zur Lebenshilfe. Warum sich der heute 72-Jährige für diese Aufgabe entschieden hat:

20 Jahre saß er für die Freien Wähler im Laufer Stadtrat, zwölf Jahre im Kreistag. Seniorenbeauftragter der Stadt Lauf, stellvertretender Vorsitzender des VdK und Schatzmeister des Fördervereins des Laufer Krankenhauses ist er noch immer – keine Frage, an Ehrenämtern mangelte es Adolf Pohl nie.

Nach einem langen Berufsleben könnte sich der 72-Jährige eigentlich längst zurücklehnen – doch im Gegenteil. Er hat sich mit 70 noch einen sozialen Job gesucht: Seit zwei Jahren transportiert er junge Menschen mit Behinderungen zu den Lebenshilfe-Werkstätten in Schönberg und hat große Freude daran.

„Wir haben viele ältere Fahrerinnen und Fahrer, das war sicher schon immer ein Plus des ASB Nürnberger Land“, sagt Fahrdienstleiter Philipp Elsasser. „Manche fahren, weil sie in der Rente oder im Ruhestand noch etwas dazuverdienen wollen oder müssen, der überwiegende Teil aber, wie Herr Pohl, weil sie eben nicht ganz aussteigen, sondern noch etwas Sinnstiftendes tun wollen“, sagt Elsasser.

„Diese Arbeit macht mir Spaß“

Den Linienfahrdienst des ASB Nürnberger Land kannte Adolf Pohl schon aus den Zeiten der politischen Arbeit. „Ich wusste, dass der ASB Menschen mit Einschränkungen transportiert und habe wie viele Menschen im Landkreis natürlich immer die Fahrzeuge gesehen. Als meine Arbeit im Laufer Stadtrat 2020 endete, habe ich Kontakt aufgenommen. Ich wollte noch mal etwas wirklich Sinnvolles tun. Man muss natürlich einen Zugang zu Menschen mit Behinderungen haben, sonst ist man in dem Job nicht richtig. Ich habe mich herangetastet und seither viel gelernt. Es macht mir richtig Spaß“, sagt der 72-Jährige.

Job für Morgenmenschen

Gegen 6.45 Uhr morgens startet Adolf Pohl täglich von Montag bis Freitag den gelb-rot beklebten Ford Transit des ASB, den er bei sich zu Hause in Heuchling geparkt hat. Um kurz nach acht Uhr ist er in der Regel schon wieder daheim von der Morgentour. „Rechtzeitig, um mit meiner Frau zu frühstücken und dann den Vormittag zu gestalten.“ Um 13.30 Uhr geht es dann noch mal los, bis gegen 15 Uhr. Die tägliche Strecke führt den 72-Jährigen quer durch die Stadt Lauf und einige umliegende Orte, dann geht es zu den Werkstätten in Schönberg. Mittags dann die umgekehrte Tour. „Das sind zweimal 40 Kilometer am Tag, das ist gut fahrbar“, findet der agile Rentner.

40 Stunden im Monat

Auf 40 bis 50 Stunden kommt er im Monat. „Ein Minijob, der für mich gut in die jetzige Lebensphase passt. Die Tage sind dadurch wieder strukturiert, ich lerne etwas, bin unter Menschen, in einem netten Team. Ich weiß von vielen älteren Menschen, mit denen ich spreche, dass ihnen genau das in der Rente oder im Ruhestand fehlt. Ich kann nur sagen, traut euch und macht was.“

Für den ASB, für den Verband mit vielen Handlungsfeldern in der sozialen Arbeit für Senioren wie dem Mahlzeiten- und dem Fahrdienst seien ältere Mitarbeiter sehr wertvoll, sagt Philipp Elsasser. „Sie verfügen über Lebenserfahrung und Geduld. Ich würde mir wünschen, dass sich noch mehr Ruheständler für eine Tätigkeit, angestellt oder im Ehrenamt, das ja auch entlohnt wird, begeistern könnten.“

Am Steuer eines Neunsitzers

Dabei sei der Linienfahrdienst nicht nur für Männer geeignet, betont der ASB-Fahrdienstleiter. „90 Prozent unserer Begleitpersonen sind Frauen.“ Über eine Laufer Fahrschule werden die Fahrerinnen und Fahrer vor dem Start in der neuen Aufgabe geschult. „So einen Neunsitzer zu steuern, ist für manche erst mal beeindruckend“, sagt Elsasser. „Aber das gibt sich in der Regel schnell.“

Geregelte Arbeitszeiten

Auch Adolf Pohl hat sein Fahrzeug schnell kennengelernt, auch mit allen Besonderheiten, die der Transport von Menschen mit Handicap mit sich bringt. „Durch den engen Funk- und Handykontakt mit der Zentrale bin ich nie allein, auch wenn mal was ist.“ Bei den Arbeitszeiten sei man auf seine Wünsche eingegangen, „ich wollte eine feste Tour – und die habe ich bekommen.“

Gute Beziehung zu Behinderten

„Wir fahren Menschen mit körperlichen und kognitiven Einschränkungen, das lebt auch von der Beziehung zwischen Fahrer und Fahrgast“, betont Philipp Elsasser. „Feste Touren sind deshalb in der Regel Standard, es sei denn, jemand möchte explizit als Springer eingesetzt werden.“

Rund 200 Fahrerinnen und Fahrer sind derzeit im Fahrdienst des ASB Nürnberger Land im Einsatz, weitere im Mahlzeitendienst. Gut zwei Drittel von ihnen sind über 60 Jahre alt. „Viele sind schon jahrelang für uns tätig. Es gibt, wenn jemand fit ist, im Fahrdienst eigentlich keine Altersgrenze.“

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