HERSBRUCK – Der verkaufsoffene Sonntag war nicht nur vom Besucheransturm auf die Innenstadt her ein bemerkenswerter Erfolg, die Besucher konnten in den Schaufenstern und Läden auch ganz ohne Schwellenangst oder Eintrittsgeld Kunstwerke sehen: bei 25 Einzelhändlern, alle innerhalb oder nahe der historischen Stadtmauer, hatten 23 Künstler der Region ihre Werke platziert.
Gäbe es einen Preis für die schönste Präsentation der Werke, dann wären 2017 „Raumfrau“ und „Feine Weine“ ganz vorne dran. Bei „Raumfrau“ am Unteren Markt wird jedes Bild liebevoll mit farblich abgestimmten Accessoires in Szene gesetzt und der abfällige Spruch von der „Kunst passend zum Sofa“ (oder Sessel) greift nicht mehr, weil hier das Möbelstück passend zur Kunst gewählt wurde. „Feine Weine“ in der Martin-Luther-Straße hat sich etwas getraut und präsentiert die in sich gekehrten Holzskulpturen von Andreas Hauter und die feinen Aquarelle von Karin Plank-Hauter im Innenhof unter freiem Himmel.
Am besten zum umgebenden Sortiment passen die frechen „Karikatiere“ von Katrin Brand bei „Schön verspielt“ am Oberen Markt. Die hoch ästhetischen Porzellangefäße von Bettina Graber-Reckziegel bei Spielwaren Rauenbusch sind dagegen nicht so harmlos, wie sie zunächst aussehen und bergen sinistre Untertöne. Gut abgestimmt auf das männliche Kleidungssortiment von Hero in der Prager Straße wirken die Holzskulpturen von Mathias Meier, und auch das griechische Inselstädtchen in Blautönen von Ina Schilling fügt sich ins Schaufenster vom Tui-Reisecenter wie dafür gemacht.
Gina Bauers Keramikkatzen mit ethnischer Musterung im Fenster von Cocoyoc könnten auch von afrikanischen Kunsthandwerkerinnen geschaffen sein, und die Spital-Apotheke kommentiert die Werke ihrer „Hauskünstlerin“ Heidi Krines gerne mit einem Augenzwinkern: In diesem Jahr ist der mit kräftigen Pinselstrichen gemalten Bärenfamilie von Krines ein originell gestalteter Bärentee beigesellt.
In manchen Schaufenstern muss der kunstinteressierte Bummler allerdings lange nach einem Namensschild Ausschau halten, und auch ein kleiner Lageplan, um festzustellen, ob man schon wirklich alles gesehen hat, wäre hilfreich. Da die meisten Kunstwerke mindestens noch eine Woche in den Geschäften verbleiben, kann man sich dessen aber auch in aller Ruhe versichern.