BURGTHANN – „Es ist gleichgültig, wer auf dem Karren sitzt und wer den Karren zieht. Die Hauptsache ist, der Karren läuft.“ Mit diesem Zitat der Schriftstellerin Christine Brückner begrüßte Sigrid Schuster von der Schulleitung die Gäste, die zur Amtseinführung von Sabine Gauer, der neuen Rektorin der Mittelschule, in die Aula gekommen waren.
Während sie dem einen Teil des Spruchs zustimmte, widersprach sie dem Rest energisch. Es sei ganz wesentlich, wer auf dem Karren sitzt oder ihn zieht, und in der Mittelschule zöge – um im Bild zu bleiben – seit diesem Schuljahr die Richtige den Karren: die neue Rektorin. Dem stimmten alle Grußredner des Vormittags uneingeschränkt zu.
Neben fast allen Schülern, Lehrern und „guten Geistern“ der Mittelschule waren auch etliche Ehrengäste aus der Gemeinde und Nachbargemeinden anwesend, Vertreter der Geldinstitute, des Fördervereins und des Elternbeirats sowie der Grundschulen der Großgemeinde und Gauers Vorgängerin Hannelore Bock.
Bürgermeister Heinz Meyer betonte in seinem Grußwort, dass er sehr froh sei, dass die Schulleiterstelle so schnell wieder besetzt werden konnte, noch dazu mit jemand aus den eigenen Reihen, was für einen reibungslosen Übergang gesorgt habe. Gauer kämen hier ihre hohe Kompetenz und vielfältigen Erfahrungen zugute.
In ihrer Position sei sie nicht nur Lehrerin, sondern auch Manager, Personalleiter und Verwaltungsspezialist, müsse motivieren, Konflikte am besten schon im Vorfeld lösen und Impulse für die tägliche Arbeit wie die weitere Schulentwicklung geben. „Das erfordert Fingerspitzengefühl, das erfordert kommunikative Talente“, die er der neuen Rektorin bescheinigte.
Angesichts der Erwartungen von den verschiedensten Seiten sei es keine leichte Aufgabe, eine Schule zu leiten und die nachwachsende Generation gut auf ihr Erwachsenenleben vorzubereiten. Bei diesen großen Herausforderungen dürfe sich Gauer auf die Unterstützung durch das „engagierte Kollegium und den aktiven Elternbeirat“, aber auch der Gemeinde verlassen.
Emmanuel Macron aus Pappe
Der evangelische Pfarrer Bernhard Winkler bezog sich wie andere Redner auch auf die frankophilen Neigungen von Sabine Gauer und ihres ebenfalls anwesenden Mannes. Auf dem Schreibtisch ihrer Vorgängerin sei die Figur einer winkenden Queen gestanden, weswegen er sich auf die Suche nach einem passenden Symbol mit Frankreich-Bezug gemacht hatte und schließlich in einem Papp-Macron fündig wurde.
Ebenfalls die Liebe zum westlichen Nachbarland stellte Burgthanns Grundschul-Rektorin Christine Wiesand ins Zentrum ihres Grußwortes. Sie fand eine Parallelität zwischen der Heimatgemeinde mit ihrer Burg und Frankreich als Land der Burgen und Schlösser und übergab, nachdem sie auch etliche Gemeinsamkeiten zwischen Burgen und Schulen hergestellt hatte, einen Kuchen in Form einer Burg.
Schulrätin Elisabeth Wolfermann bezeichnete Sabine Gauer als „festes Inventar“ der Mittelschule, da sie bereits seit 1996 dort wirkt. Sie ging in ihrer Ansprache auf die vielen Anforderungen ein, mit denen die Leitung einer solchen Institution verbunden ist.
An einer kleinen Schule wie Burgthann „hechele“ man zwischen Schülern, Kollegen, Eltern und all den anderen Instanzen hin und her. Sie stellte fest, dass das Rektorinnendasein heutzutage vor allem bedeute, Personal zu führen, aber auch sich selber immer weiter zu entwickeln.
Die Rolle der Vorgesetzten stünde viel weniger im Vordergrund als früher, dagegen passiere viel mehr auf Augenhöhe. Vertrauen statt Kontrolle sei gefragt, die Schulleiterin sei Coach für die Lehrkräfte, denen sie mit ihrer Einstellung ein wichtiges Vorbild sei.
Grußbotschaft aus Frankreich
Die Schülersprecher Janina Bliemel und Martin Kühnel waren in der Klasse von Sabine Gauer gewesen und zogen viele Beispiele aus dem Wirtschafts- und Mathematikunterricht heran, die sie auf die Eigenschaften der beliebten Lehrkraft ummünzten.
Eine Videogrußbotschaft gab es von Jean Claude Pruchon, dem Geschichtslehrer der Burgthanner Partnerschule Collège Louis Timbal in Chateauponsac, und einen musikalischen Beitrag des Kollegiums zu Edith Piafs „No je ne regrette rien“ mit dem Wunsch, auch sie möge als neue Rektorin nie bereuen, sich für das Amt beworben zu haben, bevor Gauer selbst das Wort ergriff.
Die vielen wertschätzenden Grußworte seien ihr auch Verpflichtung, stellte sie fest und wollte eher nach vorne als auf die 22 Jahre blicken, die sie bereits in dem Schulhaus verbracht hatte. Dabei richtete sie ihren Blick zunächst auf die Schüler, bescheinigte ihnen vielfältiges Engagement und wünschte ihnen und sich, dass sie später gern an ihre Schulzeit zurückdenken werden.
Für die Zukunft erhoffte sie sich, dass gemeinsam das Profil der Schule geprägt und weiterentwickelt würde. Bewährtes solle beibehalten, manches aber auch verändert werden, wenn sich herausstellen sollte, „dass die bisherigen Aktivitäten nicht mehr effizient und angemessen sind“.
„Ich wünsche mir unsere Schule als einen Ort für alle, an dem sie sich gerne aufhalten, wo alle respektvoll miteinander umgehen“, schloss sie ihren Wortbeitrag, „wo wir unsere Schüler und Schülerinnen stark machen, damit sie ihren Platz in der Berufswelt finden können“.
Musikalisch ausgestaltet wurde der Festakt von Schülern der siebten und neunten Klasse sowie der Schülergruppe mit Martin Stenger, die interessante rhythmische Akzente setzte.