Jetzt sind Kooperationen angesagt

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NÜRNBERGER LAND – Um trotz stetig sinkender Schülerzahlen überleben zu können, werden sich die Hauptschulen im Nürnberger Land zu Verbünden zusammenschließen. Schon hat das große Verhandeln um die künftigen Mittelschulen begonnen: Kooperieren Feucht und Altdorf, muss Velden mit Hersbruck ins Boot, passen Schnaittach und Eckental zusammen? Und was bedeuten solche Lösungen für den Schulalltag?

Diese Fragen wurden in der Aula der Bertleinschule in Lauf diskutiert, wo sich nicht nur die Rektoren und Lehrer der betroffenen Schulen, sondern auch Bürgermeister und Elternvertreter beim „Dialogforum“ des Kultusministeriums in den Entscheidungsprozess einmischen durften (siehe nebenstehender Bericht). Die Kooperationen dürften es allen Schulen ermöglichen, langfristig zu Mittelschulen „aufzusteigen“. Sie arbeiten dafür mit den jeweiligen Einrichtungen in den Nachbarorten zusammen, behalten aber vorerst ihre Eigenständigkeit. Die Schulhäuser müssen nicht aufgegeben werden.

Eine gute Nachricht für kleine Gemeinden wie Schnaittach. Noch ist das „Strukturszenario“ des Schulamts zwar ein Planspiel, doch schon 2010/11 soll es Realität sein. Die bisher „angedachten Lösungen“ stellte Hans Joachim Jenchen, der Leiter der Behörde, in der Bertleinaula vor. Ein wichtiges Kriterium ist für ihn die Größe der geplanten Verbünde: „400 bis 500 Schüler sind ein gutes Polster.“ Danach bemessen sich auch die Chancen der einzelnen Szenarien auf eine Umsetzung.

Im Landkreis-Süden, wo es gleich drei verhältnismäßig große Hauptschulen gibt, sind die Konstellationen klar: Feucht und Altdorf, die schon jetzt beim M-Zug miteinander kooperieren, werden ganz sicher ein Team. Noch ist offen, ob Burgthann dazustößt – denn die dortige Hauptschule arbeitet bereits mit Postbauer-Heng zusammen. Eine denkbare Variante wäre auch die Partnerschaft über die Grenzen des Regierungsbezirks.

Gut hat es Röthenbach: Die größte Hauptschule im Nürnberger Land mit etwa 500 Schülern hat laut Jenchen „keine Kooperation nötig“. Anders sieht es in Lauf aus, wo die Bertlein- und die Kunigundenhauptschule längst ein erprobtes Gespann sind. Gemeinsam werden sie zur Mittelschule. Schnaittach muss aus Sicht des Schulamts einen Partner bekommen. Im Gespräch ist Lauf, aber auch die Hauptschule im benachbarten Eckental. Heroldsberg könnte der Dritte im Boot sein, was aber laut Jenchen „nicht heißt, dass die Schnaittacher nach Heroldsberg fahren müssen“.

Die meisten Unbekannten hat die Gleichung im Hersbrucker Gebiet: Sicher werden die „drei H-Schulen“ (Hammerbachtal, Happurg und Hartmannshof) zusammengefasst. Hersbruck ist wohl mit im Boot, nachdem der dortige Schulverband – in der Bertleinaula vertreten durch Bürgermeister Bruno Schmidt aus Reichenschwand – seinen Widerstand gegen diese Lösung endgültig aufgegeben hat. Nur, was geschieht mit Velden? Noch steht nicht fest, ob der Ort wegen seiner abgeschiedenen Lage im Pegnitztal die eigene Schule behalten darf oder mit dem Hersbrucker Verbund zusammenarbeiten muss. Ein großes Plus für Velden könnte die Bereitschaft der Stadt Auerbach sein, künftig Jugendliche auch ins Nürnberger Land zu schicken.

Elternvertreter aus Schnaittach brachten die Einwände vieler Teilnehmer des „Dialogforums“ auf den Punkt: „Die Kinder sind dann ja mehr mit dem Bus unterwegs als im Unterricht!“ Tatsächlich sieht der Vorschlag aus dem Schulamt einen „Praxistag“ pro Woche vor, an dem die Busse fahren: Während die normalen Stunden weiter vor Ort stattfinden können, sollen die praktischen Fächer nämlich an einem Standort konzentriert werden. Gleiches gilt für M-Klassen oder Ganztagesangebote.

Jenchen, der Chef des Schulamts, hat eine weitere bittere Pille für viele Eltern parat: „Es wird nicht immer möglich sein, dass ihr Kind in die Hauptschule vor Ort geht.“ Schon derzeit besuchen etwa Kinder aus Happurg die Schule in Hartmannshof, damit dort der Betrieb aufrecht erhalten werden kann. Sprengelgrenzen sollen in Zukunft kein Hindernis mehr sein. So können laut Jenchen die Hauptschulen „für einige Jahre“ erhalten werden. Dabei wird die Umsetzung der Verbünde in die Praxis kein leichtes Unterfangen, auch wenn viele Bürgermeister in der Bertleinaula bereits Zustimmung signalisiert haben: „Ich bin optimistisch, wenn es um das Pädagogische geht“, so der Schulamtsleiter, „aber die Zweckvereinbarungen sind schwierig.“ Schließlich müssen alle Gemeinden an einen Verhandlungstisch.

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