Doris Cramer stellte dritten Teil ihrer Marokko-Saga vor

„Das Lied der Dünen“

Premierenlesung mit Oud-Musik: Autorin Doris Cramer und Musiker Ntinos Zarifopoulos. Foto: Voss
Premierenlesung mit Oud-Musik: Autorin Doris Cramer und Musiker Ntinos Zarifopoulos. Foto: Voss2015/06/cramerlesung_New_1435063201.jpg

ALTDORF – „Ich kann nichts anderes als Bücher“, sagt sie über sich selbst und das kann sie wirklich: Doris Cramer, Autorin und gelernte Buchhändlerin, mit der großen Liebe zu Marokko. In der Altdorfer Buchhandlung Lilliput stellte sie jetzt nach „Das Leuchten der Purpurinseln“ und „Die Perlen der Wüste“ „Das Lied der Dünen“, den dritten und auch letzten Band ihrer Marokko-Saga, vor. Entsprechend groß war das Interesse der zahlreichen, vornehmlich weiblichen Zuhörerinnen, die sich in der kleinen Buchhandlung mit marokkanischem Tee auf den Abend einstimmen ließen. Sehr einfühlsam ergänzt wurde die Lesung vom Live-Oud-Spiel des griechischen Musikers Ntinos Zarifopoulos.

Wie immer bei Cramer ist auch „Das Lied der Dünen“ brillant recherchiert und besticht durch die ganz persönliche Verbundenheit der Autorin zu Südmarokko. Der Leser wird mitgenommen in das Marokko Mitte des 16. Jahrhunderts und erlebt dort die Fortsetzung der Lebengeschichten der Protagonisten aus Band 1 und 2 mit: Margali, die Tochter von Sarah und Said, und M’Barek, der als kleiner Junge in „Die Perlen der Wüste“ von Osmanen entführt wird, entdecken ihre tiefe Liebe zueinander, die jedoch unter keinem guten Stern steht, denn M’Barek wurde als Waisenjunge wie ein Bruder in der Familie von Sarah aufgenommen. Es ist Sommer in Melilla, der kleinen Stadt an der marokkanischen Mittelmeerküste, als Margali nach vier Jahren, die M’Barek mit Studien verbracht hat, sehnlichst auf die Rückkehr ihres Seelenverwandten wartet.

Margali liebt das Spiel mit der Oud, einer Kurzhalslaute, die im arabischen Raum eine jahrhundertelange Tradition hat, und ist bestrebt, sich zur herausragenden Lautenspielerin ausbilden zu lassen. In Melilla hat sie jedoch keine Chance, die von ihr empfundene „Magie der Musik“ auf der Oud zu perfektionieren. Sie teilt sich M’Barek mit, der sie versteht und erstaunt Gefühle der Liebe zu ihr entdeckt. M’Barek selbst ist zerrissen zwischen der moralischen Verpflichtung, die traditionelle Nachfolge seines Ziehvaters anzutreten und den Verlockungen eines modernen Lebens in der Stadt Fès.

Folgenschwerer Entschluss

Als Margali ihre tiefen Gefühle zu M’Barek erkennt, der längst einer anderen versprochen wurde, fasst sie einen folgenschweren Entschluss: Sie verkleidet sich als Mann und flieht an Bord eines Schiffes nach Tunis, um dort ein neues Leben zu beginnen und eine perfekte Lautenspielerin zu werden.

Die Lesung, die Ntinos Zarifopoulos immer wieder mit seinem Spiel der Oud wunderschön ergänzt, endet mit einem Angriff auf Margali, den sie an Bord erlebt und in dessen Folge sie ausgerechnet Verletzungen an den Fingern erleidet. Ob es ihr gelingt, tatsächlich in ein neues Leben aufzubrechen und ob die Verletzung ihre Fähigkeiten als Musikerin beeinträchtigen wird, bleibt die spannende Frage.

„Das Lied der Dünen“ ist ein mitreißender, richtig gut geschriebener Roman, dem Doris Cramer auch beim letzten Band ihrer Trilogie 600 Seiten gegönnt hat. Lesenswert ist er ganz unbedingt und das nicht nur, weil kein weiterer Band folgen wird. Obwohl die Autorin schon jetzt die ersten 150 Seiten eines neuen Romanes geschrieben hat, der ebenfalls in Marokko, jedoch zu einer anderen Zeit, spielen wird.

Wer die Premierenlesung in Altdorf nicht besuchen konnte, kann die Autorin und den Oud-Spieler am heutigen Mittwoch um 19.30 Uhr in der Gemeindebücherei Schwarzenbruck, Siedlerstraße 2, nochmals erleben. Karten gibt es unter der Telefonnummr 09128 13456.

Susanne Voss

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