LAUF — Kein einfaches Thema für einen Landfrauentag, aber doch eines, zu dem Bauern und ihre Familien eine Meinung haben: Über Mangel an Lebensmitteln und Armut hat gestern Bärbel Dieckmann, die Präsidentin der Welthungerhilfe, in der Laufer Bertleinaula gesprochen. Sie glaubt: Will man beides überwinden, dann sind Frauen der Schlüssel.
Bei den rund 350 Gästen im Publikum – natürlich zumeist Frauen, unter der Prominenz aus Politik, Wirtschaft und Kirchen allerdings fast nur Männer – musste sie nicht lange für ihre Position werben. „Wir Landfrauen“, hatte Kreisbäuerin Betty Schmidt zuvor die Gäste begrüßt, „schauen auch über den Tellerrand hinaus.“
Dieckmann sagte: „Dort wo Frauen stark sind, ist die Chance größer, Armut zu bekämpfen“. Armut sei der wichtigste Grund für Hunger, gebe es auf der Welt doch genügend Lebensmittel. Nur ihre Verteilung sei ein Problem, 935 Millionen Menschen würden hungern.
Vor allem in ländlichen Regionen, ob in Kambodscha oder Kenia, trägt das vermeintlich schwache Geschlecht oft die Verantwortung für große Familien, das ist die Erfahrung der früheren Oberbürgermeisterin von Bonn. Die Forderungen der Welthungerhilfe-Präsidentin: Mehr politische Teilhabe für Frauen, bessere medizinische Versorgung und Bildung. Außerdem müsse deren rechtliche Stellung verbessert werden.
Dabei dürften sich die Industrienationen nicht für überlegen halten. Auch in Deutschland, sagte Dieckmann, gebe es noch längst keine Gleichberechtigung. Nur zehn Prozent aller großen Städte würden von Frauen regiert.
Die Ehrengäste der Landfrauen indes, anstatt Grußworte am Rednerpult zu halten, geschickt von Betty Schmidt in einer Talkrunde versammelt, lobten die deutsche Landwirtschaft und die Arbeit der Verbände, also auch jene der Landfrauen. Was zunächst als durchaus spannendes Gespräch über starke und schwache Momente von Politikern, Kirchenleuten und Bankenchefs begann, wurde doch zu einem Forum für die Agenda jedes Einzelnen. Nur drei Beispiele: Bundestagsabgeordnete Marlene Mortler (CSU) kritisierte – ohne konkret zu werden – „Angstkampagnen“ gegen die Landwirtschaft, Benedikt Bisping, der Laufer Bürgermeister, sprach von ökonomischer und sozialer Nachhaltigkeit und Günther Felßner, Kreisobmann des Bauernverbands, thematisierte die seiner Meinung nach viel zu billigen Preise für Lebensmittel.