HAIMENDORF — Welche Blüten der Brandschutz treiben kann, erfährt derzeit ausgerechnet die Haimendorfer Feuerwehr. Weil dem Versammlungssaal unter dem Dach des Feuerwehrhauses ein zweiter Rettungsweg fehlt, soll bei größeren Veranstaltungen stets ein Feuerwehrmann im Treppenhaus Wache halten.
Früher gab es zwei Gasthäuser in Haimendorf und somit genügend Platz für Vereinstreffen. Beide sind seit Jahren geschlossen – und deshalb ist der Saal unter dem Dach des 1972 errichteten Feuerwehrhauses die einzige verbliebene Möglichkeit für die Haimendorfer, in größerer Runde zusammenzusitzen, ohne dafür das Dorf verlassen zu müssen. Eigentlich ist der Raum für die Feuerwehr gedacht, die ihn in Eigenregie ausgebaut hat, doch sie überlässt ihn unter anderem dem Dorfverein, den Landfrauen und gelegentlich der Jagdgenossenschaft. Auch Bürgerversammlungen finden hier statt.
Ortssprecher und Feuerwehr-Vorsitzender Helmut Schmidt hatte wohl nicht im Traum daran gedacht, dass dieser Umstand für Diskussionen sorgen könnte, als er während der diesjährigen Haushaltsberatungen des Stadtrats ansprach, worauf ihn Kreisbrandrat Norbert Thiel hingewiesen hatte: Dem Versammlungssaal fehlt ein zweiter Rettungsweg, er ist nur über eine Treppe zu erreichen. Schmidt wollte eigentlich, dass die Stadt für einen solchen Rettungsweg sorgt, doch stattdessen erntete er eine Debatte darüber, ob die Nutzung durch „Feuerwehrfremde“ überhaupt zulässig sei und ob die Ehrenamtlichen dafür nicht sogar eine Gaststättenkonzession bräuchten.
Feuerwehr spielt nicht Gastwirt
Letztere brauchen sie wohl nicht, denn alle Nutzer des Saals verpflegen sich laut dem sichtlich irritierten Ortssprecher selbst, die Feuerwehr spielt nicht Gastwirt. Und weil weder Bürgermeister noch Stadtratsmehrheit ein Problem damit haben, wenn andere Vereine den Raum nutzen, war auch dieser Punkt schnell geklärt (Karl-Heinz Pröbster, CSU: „Lassen wir die Kirche im Dorf!“).
Bleibt noch der Brandschutz. Bürgermeister Klaus Hacker will derzeit kein Geld in einen zweiten Rettungsweg investieren, denn er kann sich vorstellen, in den nächsten Jahren an das Feuerwehrhaus anzubauen. Die mittlerweile auf Eis gelegten Entwürfe für einen Dorfladen – die PZ berichtete – sahen das ebenfalls vor. Gemeinsam mit dem Kreisbrandrat hat sich Hacker daher auf einen Kompromiss geeinigt, den er so schildert: Nutzen künftig mehr als 30 Personen den Versammlungssaal, muss ein Feuerwehrler auf der Treppe Wache halten.
Schmidt nahm das in der Stadtratssitzung erst einmal hin. So recht konnte sich der Haimendorfer damit aber nicht anfreunden. Er will jetzt Thiel, den obersten Feuerwehrmann im Landkreis, zu einem Gespräch in den Röthenbacher Ortsteil einladen.