Pfeiffer Verlag bleibt bestehen

Nach fünf Verlegergenerationen ist Schluss: Übergabe an den Verlag Nürnberger Presse

Sie begleiteten die Übergabe im Pfeiffer Verlag: Erika Gassner, Geschäftsführerin des VNP, Bärbel Schnell, Verlegerin der Nürnberger Nachrichten, HZ-Verlegerin Ursula Pfeiffer und die neue Leiterin Heimatzeitungen, Ute Rupprecht (v. links). | Foto: Porta2022/01/DSC-1297-1-scaled.jpg

HERSBRUCK – Eine lange Tradition ist beendet und nun offiziell: Nach knapp 175 Jahren und fünf Zeitungsgenerationen Pfeiffer-Verlag in der gleichen Familie übergab die Verlegerin der Hersbrucker Zeitung, Ursula Pfeiffer, vor der gesammelten Mitarbeiterschaft das Zepter an Bärbel Schnell, die Verlegerin der Nürnberger Nachrichten, und an Erika Gassner, die neue Geschäftsführerin des Verlags Nürnberger Presse (VNP). Erste Ansprechpartnerin des VNP in Hersbruck ist künftig Ute Rupprecht, Leiterin der Heimatzeitungen des VNP. Die Übergabe bedeutet auch einen Aufbruch in neue Zeiten.

Wie kamen Sie zu dem Entschluss, den Pfeiffer-Verlag zum neuen Jahr an den Verlag Nürnberger Presse zu verkaufen? War Corona dafür ausschlaggebend?

Ursula Pfeiffer: Seit zwei, drei Jahren mache ich mir intensive Gedanken zur Zukunftssicherung der Hersbrucker Zeitung. Das hat in Zeiten des Virus nur an Brisanz gewonnen. Wenn ich plötzlich ausgefallen wäre, wäre es völlig offen gewesen, ob es mit der HZ überhaupt weitergeht. Und es ist mir sehr wichtig, dass die Hersbrucker Schweiz mit einer engagierten Lokalzeitung eine starke Stimme behält. Deshalb habe ich ausschließlich mit regionalen Verlagen gesprochen. Die Nürnberger Nachrichten sind unser Mantelpartner seit 1961 – und im Vergleich zu großen Verlagshäusern in anderen Regionen haben sie uns leben lassen, nicht alles plattgemacht. Dafür sind mein Vater und ich der Familie Schnell dankbar. Die Verlegerinnen Bärbel Schnell und Sabine Schnell-Pleyer haben von klein auf eine besondere Beziehung zur Hersbrucker Schweiz. Auch ihr unvergessener Vater Bruno förderte hier immer wieder Projekte, wie das historische Badhaus in Pommelsbrunn, wo auch das Wochenendhaus der Familie liegt. Ich bin deshalb zuversichtlich, dass die HZ der Familie Schnell und dem Verlag Nürnberger Presse ein besonderes Anliegen ist und es hier gut weitergeht.

Fällt es Ihnen schwer, zu 
gehen?

Natürlich, denn ich habe mein halbes Leben in der HZ verbracht, bin im Zeitungshaus aufgewachsen und habe manche Mitarbeiter über Jahrzehnte begleitet. Dieser Abschied ist der schwerste, denn der Verlag hat sehr motivierte Mitarbeiter, Festangestellte und Freie, die sich engagieren für eine lebendige, kritische HZ, ob mit zuverlässigen, spannenden Inhalten, kreativer Werbung oder Websites in der Medienfabrik. All das wird unter der neuen Spitze mit Verlegerin Bärbel Schnell, VNP-Geschäftsführerin Erika Gassner und der Leiterin Heimatzeitungen, Ute Rupprecht, weitergehen, sicher auch mit neuen Ideen. Dafür mietet der VNP auch das Verlagshaus.

Haben kleine Verlage aus Ihrer Sicht denn keine Zukunft?

Für die digitale Transformation braucht es massive Investitionen, viel technisches Know-how und besonders eine relevante Größe im Internet, um den Umsatz zu generieren, den es für den Fortbestand einer Lokalzeitung wie der HZ langfristig braucht. Die Politik hat uns hier im Stich gelassen, weil sie es unter anderem unterließ, anders als etwa in Frankreich, den immer schwierigeren und teuren Zeitungsvertrieb der mittleren und kleinen Verlage zu unterstützen. So ringen Zeitungen mit einer Auflage wie der unseren im ganzen Land um ihre Zukunft. Eine ähnliche Tendenz wie bei kleinen Krankenhäusern, Dienstleistern, Handwerks- und bäuerlichen Betrieben und im Einzelhandel. Die Konzentration in vielen Bereichen wird das Gesicht von Regionen wie der Hersbrucker Schweiz langfristig verändern. Das lege ich der Politik noch ans Herz: Vielfalt bewahren und kleinere, mittelständische Firmen, Gewerbetreibende und die Gesundheitsvorsorge lokal unterstützen – auch einmal gegen Trends aus Bund und Land.

Gab es denn keine Lösung innerhalb der Familie?

Aufgrund der Entwicklungen in der Medienwelt und der anders gelagerten Interessen meiner Kinder kam eine familieninterne Nachfolge nicht mehr in Betracht. Meine Tochter – sie hat immer in der Firma mitgearbeitet, seit sie 13 ist, auch während ihres Wirtschaftsstudiums, in dem sie die Branche und die HZ genau verfolgte – entschied sich anders. Leicht fiel ihr das nicht.

Damit endet eine lange Familientradition  …

Ich fühle mich nach wie vor sehr verbunden mit der Hersbrucker Schweiz und all den Generationen Pfeiffer, die seit fast 175 Jahren die HZ leiteten: besonders mit meinem Vater, der als Chronist und Buchautor so viel für die Zeitung, für Hersbruck und seine Geschichte getan hat – und mit dem Firmengründer, Konrad Bartholomäus Pfeiffer, einem innovativen Freigeist und 1848er Demokraten, dem ersten Fotografen und Buchdrucker in Hersbruck, der die Zeitung trotz aller Widerstände, Hausdurchsuchungen und Anfeindungen (kein Pfarrer in Hersbruck wollte ihn trauen) aufgebaut hat. Dankbar bin ich auch meinem Onkel Hannsgörg Pfeiffer, einem echten Drucker in der Tradition Gutenbergs, meinem Großvater Georg, der das Schreiben und die Musik liebte, und meinem Urgroßvater Karl, der mit 105 Jahren noch Korrektur gelesen hat. In meiner Zeit entstanden etwa das Mit.Magazin für die Hersbrucker Schweiz, die Pfeiffer Medienfabrik, die Wochenzeitung WiP (Woche im Pegnitztal) gemeinsam mit der Pegnitz-Zeitung, der Medienverbund Nürnberger Land zusammen mit den Kollegen Bollmann (Der Bote) und Herrmann (Pegnitz-Zeitung). Gemeinsam entwickelten wir den Landkreis-Treff, die Wirtschaftsbroschüre und den erfolgreichen Internet-Auftritt n-land.de. Alle gemeinsam arbeiten mit dem VNP am neuen „nn.de“ und der verbesserten E-Paper-Ausgabe, die ständig zulegt.

Was werden Sie jetzt tun?

Ich selbst bin nach all den Jahren beruflicher und familiärer Doppelbelastung froh, dass ich künftig mehr Zeit haben werde, zum Beispiel zum Schreiben – auch für die HZ. Und damit bleibt mir, all denen zu danken, denen wir unseren Erfolg über fünf Generationen schulden – unseren Mitarbeitern, inklusive den Zustellern der NZZ, den Kollegen und all jenen, die unser Wirken in Politik, Wirtschaft, Kultur, Kirchen, Verbänden und Vereinen begleitet haben. Und vor allem Ihnen, unseren Leserinnen und Lesern aus allen Generationen – ob in Print oder im Netz, für Ihre Treue, Ihre Anregungen und Ihre Meinungsvielfalt. Es ist die Aufgabe einer Zeitung, diese auch abzubilden. Es war manchmal aufreibend, aber es hat mir Freude gemacht, die lokale Zeitung der schönen Hersbrucker Schweiz zu leiten, in der der Kontakt zu den Menschen und zu unserer schützenswerten Heimat so unmittelbar besteht.

Interview: Alexander Jungkunz

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