Altdorf – Der Stadtrat genehmigt der Altdorfer Musikschule, künftig auch Erwachsene zu unterrichten. Was nach einer Formalie klingt, sorgt am Montagabend jedoch für Diskussionen.
23 Jahre gibt es die städtische Musikschule bereits. Und seit 23 Jahren ist mit 18 Jahren Schluss. „Wir haben zwei Problemfelder“, berichtet Musikschulleiter Klaus Liederer dem Stadtrat, „unsere Räume und eine recht ungesunde Altersstruktur“. Zum einen hapert es bei der Früherziehung, zum anderen fehlen der Schule die Erwachsenen. Der Grund: Die Satzung der Musikschule sieht den Unterricht für Erwachsene schlicht nicht vor. Der Aufbau eines Ensembles oder eines Blasorchesters ist laut Liederer unter diesen Voraussetzungen undenkbar. Denn immer wenn ein Jugendlicher ein Instrument gelernt, seine Stimme gebildet hat, und volljährig wird, endet bis dato der Unterricht an der städtischen Musikschule für ihn.
Damit nimmt die Musikschule eine Sonderrolle ein. Unter 220 Schulen im Verband bayerischer Sing- und Musikschulen ist die Altdorfer neben einer Kleinstschule laut Liederer die einzige, die keine Erwachsenen aufnimmt. Bisher habe der Verband das nicht moniert. Bekommt jedoch die Bezirksregierung davon Wind, könnte der Schule Ärger drohen – bis hin zum Verlust der finanziellen Förderung von 50 000 Euro pro Jahr, erläutert Liederer.
So gesehen scheint der Schritt, die Satzung zu ändern und künftig auch Erwachsene zu unterrichten, der einzig logische Schritt. Doch beinhaltet diese Entscheidung auch eine finanzielle Komponente. Bislang gleicht die Stadt für die Musikschule jedes Jahr ein Defizit von knapp 157 000 Euro aus. Umgelegt auf die geleisteten Unterrichtsstunden macht das 1138 Euro pro Einheit.
Das sollte es uns wert sein, aber…
„Das sollte uns die Musikerziehung schon wert sein“, sagte Dr. Peter Wack (FW/UNA), schränkte aber ein, dass der Unterricht für Erwachsene kostendeckend sein müsse. Bei dieser Aussage ging Bürgermeister Martin Tabor (SPD) sofort dazwischen und fragte Wack, wie er sich das vorstelle? Wenn die Stadt tatsächlich Wert auf kostendeckende Angebote legen würde, „dann kostet eine Unterrichtsstunde künftig 230 und ein Ticket für das Freibad 38 Euro.“
Von „kostendeckend“ war danach keine Rede mehr, FW/UNA-Fraktionssprecher Thomas Dietz aber forderte zumindest einen Aufschlag von 20 Prozent auf den Stundenpreis für Erwachsene. „Wenn die achtjährige Schülerin genauso viel zahlt wie der 55-jährige Manager, dann ist das eine eklatante Ungerechtigkeit“, meinte er. Laut Karin Völkl (SPD) und Christian Lamprecht (parteilos) sieht Dietz hier jedoch eine Gefahr, die es gar nicht gibt. Denn die Erwachsenen, die künftig in der Musikschule Unterricht nehmen, dürften ihrer Meinung nach die jungen Erwachsenen sein, die als Jugendliche dort schon musiziert und gesungen haben. Außerdem ist die Musikschule nach Liederers vorgelegten Zahlen ohnehin bereits die zweitteuerste Schule im Landkreis.
Burgthann ein Vorbild für Altdorf
CSU-Fraktionssprecher Thomas Kramer erachtete den Ansatz, Erwachsene aufzunehmen, durchaus für sinnvoll. „Irgendwann eine Bigband wie Burgthann zu haben, wäre natürlich großartig“, meinte er, fürchtet jedoch, dass die Schule mit privaten Anbietern in Konkurrenz treten könnte. Diese Gefahr sieht Liederer nicht, da diese eher Instrumente unterrichten, die im Band-Bereich gespielt werden, also Schlagzeug, E-Gitarre et cetera. Außerdem, sagte er zur Einordnung, gehe es beim Unterricht für Erwachsene nur um wenige Personen. Bislang habe es nie mehr als zehn Anfragen pro Jahr gegeben.
Tabor versuchte, die Gemengelage in einen Kompromiss zu gießen und schlug vor, Erwachsene vorerst für zwei Jahre aufzunehmen und dann erneut zu entscheiden. SPD-Fraktionssprecher Ernst Bergmann aber sah dafür keine Notwendigkeit und beantragte, über eine Satzungsänderung ohne Befristung abzustimmen. Bei nur zwei Gegenstimmen folgte der Stadtrat diesem Antrag. Die Musikschule darf somit ihr Angebot erweitern.