Immer weniger Schüler und zwei Mittelschulen

Um einen Mittelschulverbund mit den beiden Laufer Hauptschulen eingehen zu können, muss die Hauptschule Schnaittach nun ein Profil entwickeln. PZ-Archivfoto2010/09/7240_New_1284131762.jpg

NÜRNBERGER LAND — Die Schülerzahlen im Landkreis sinken und machen die Bildung von Klassen für das Schulamt immer schwieriger. Auch die Bildung von Mittelschulen und der Ausbau der Ganztagesbetreuung im Landkreis beschäftigen Schulamtsdirektor Hans Joachim Jenchen, und Schulrat Gerald Klenk vor dem Start des neuen Schuljahres.

Die Mittelschule wird immer noch heiß diskutiert. In Bayern starten am Dienstag 61 Mittelschulen und gut 175 Mittelschulverbünde in die Praxis. Im Landkreis hat es nur die Geschwister-Scholl-Schule in Röthenbach geschafft, aus eigener Kraft von der Haupt- zur Mittelschule zu werden. Sie hat das größte Einzugsgebiet. Burgthann geht sogar über Landkreisgrenzen hinweg einen Verbund mit Postbauer-Heng ein.

Ein Modell, das auch für die Schnaittacher Hauptschule eine Lösung sein könnte. Zusammen mit den beiden Hauptschulen in Lauf könnte sie einen Verbund eingehen, der Schulsprengel wäre damit aufgelöst und die Schüler könnten frei wählen, an welche der drei Schulen sie möchten. Aber: Die Bertleinschule kann M-Klassen anbieten, an der Kunigundenschule gibt es Ganztagesklassen. Welchen Grund gäbe es also für einen Schüler, Schnaittach zu wählen? „Deshalb muss die Schule nun ein eigens Profil entwickeln“, sagt Jenchen darauf. Etwas anbieten, das es an den anderen Schulen nicht gibt.

Auch für die Schule im Hammerbachtal wäre die Mittelschule eine Lösung gewesen. In Engelthal kommt heuer keine achte Klasse zusammen, weil nur 14 Kinder angemeldet wurden – 15 wären nötig gewesen (wir berichteten). Bei der Mittelschule gibt es diese Mindestschülerzahl nicht. Doch ein Mittelschulverbund der Hersbrucker Hauptschule mit den kleinen Hauptschulen im Hammerbachtal, in Velden, Happurg und Hartmannshof könnte schwierig werden. Diese Schulen sind nur einzügig und können schon deshalb nicht mit dem Angebot mithalten, das die große Schule in Hersbruck bietet. Das ist nur einer der Punkte, der die Verhandlungen zwischen den Kommunen schwierig macht. „Aber an der Mittelschule führt auf Dauer kein Weg vorbei“, macht Jenchen klar.

Doch auch über die Mittelschul-Diskussion hinaus gab es in den vergangenen Wochen viel zu tun für das Schulamt. Vor allem galt es, den 37 Grund- und Hauptschulen, für die der Landkreis zuständig ist, die entsprechenden Lehrerstunden zuzuteilen und über die Zahl der zu bildenden Klassen zu entscheiden.

Die Klassenhöchststärke in den ersten Klassen konnte von 29 auf 28 gesenkt werden, in den zweiten Klassen immerhin auf 29 Schüler. In allen anderen Jahrgängen bleibt es bei 30 Schülern. Zudem stehen mehr Lehrerstunden zur Verfügung und vor allem bei der mobilen Reserve wurde aufgestockt. „Trotzdem kann es uns passieren, dass wir bei einer Grippewelle wieder einen Engpass bekommen“, sagt Jenchen und erinnert dabei an das vergangene Jahr, als so viele Lehrer krankheitsbedingt ausfielen, dass an der Grundschule Altdorf sogar Eltern einspringen mussten.

25 Grundschulen, neun Hauptschulen und drei Grund- und Hauptschulen gibt es im Nürnberger Land, dazu mit der Montessori-Schule in Lauf eine private Volksschule. 8698 Schüler werden dort unterrichtet. Im vergangenen Schuljahr waren es noch 9115. Das ist ein erneuter Rückgang um 4,58 Prozent. „Dabei ist der Tiefpunkt der demografischen Entwicklung noch längst nicht erreicht“, weiß Jenchen.

Während die Zahl der Grundschüler um fast fünf Prozent (von 6163 Kindern im Vorjahr auf 5867) gesunken ist, sind die Veränderungen an den Hauptschulen noch auffälliger: Die Zahl der Fünft- und Sechstklässer, ging um sage und schreibe 14,21 Prozent zurück. Ein Trend, der Jenchen zwar beunruhigt, aber nicht überrascht. Vor allem die veränderten Übertrittsbedingungen des bayerischen Kultusminsteriums könnten für diese Entwicklung verantwortlich sein, glaubt Jenchen. Denn seit diesem Schuljahr bestimmen nicht mehr die Noten, welche Schulart das Kind nach der Grundschule besucht. Nun dürfen die Eltern entscheiden, ob ihr Kind in Zukunft auf die Haupt-, Realschule oder das Gymnasium geht.

Eine deutliches Plus können dagegen die so genannten M-Klassen vorweisen, in denen die Hauptschüler den mittleren Schulabschluss erlangen können. Hier gibt es einen Anstieg von 10,18 Prozent auf 552 Schüler (2009: 501). Dazu gehören auch Schüler, die von der Realschule an die Hauptschule wechseln.

Eine schwierige Situation für Schüler und Lehrer, denn diese Kinder empfänden den Wechsel an die Hauptschule oft als Abstieg, so Schulrat Klenk, und müssten von den Lehrern wieder aufgebaut werden.

M-Klassen gibt es im Kreis an der Bertleinschule in Lauf sowie den Hauptschulen in Röthenbach, Altdorf, Feucht, Hersbruck und Burgthann. In Lauf (und in Feucht) hatten sich für die M10 sogar so viele Schüler beworben, dass eigentlich an beiden Schulen zusätzliche zehnte Klassen hätten gebildet werden müssen. Doch weitere Klassen beanspruchen auch Lehrerstunden, die dann an anderer Stelle fehlen. Und so hat das Schulamt einige Schüler aus Lauf und Feucht den drei M10-Klassen in Röthenbach zugeteilt. „Wir haben darauf geachtet, dass wir nicht heimische Schüler aus der Klassengemeinschaft reißen, sondern lieber neue Schüler gewählt, die zum Beispiel aus Nürnberg und von weiter her kommen. Für sie ist es egal, ob sie nach Lauf oder Röthenbach fahren“, erläutert der Schulamtsdirektor.

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Die Ganztagesschulen im Landkreis werden weiter ausgebaut. Neu sind Klassen an den Grundschulen in Schnaittach und Altdorf. An der Bertleinhauptschule wurde jetzt sogar ein zweiter Ganztages-Zug genehmigt, obwohl der Ausbau des ersten noch gar nicht abgeschlossen ist. Probleme gab es dagegen an der Hauptschule Schnaittach, wo es nur noch genügend Schüler für eine fünfte Klasse gibt. Das bedeutet, dass man heuer auf die zusätzliche Ganztagesklasse verzichten muss. Eine Tatsache, die die Schule schmerzen wird. Vor allem weil Ganztagesklassen nicht nur vom pädagogischen Wert her viele Befürworter haben. Für jede dieser Klassen bekommt die Schule vom Freistaat außerdem zwölf zusätzliche Lehrerstunden und 6000 Euro für externe Kräfte.

Während an den Hauptschulen 137 Klassen – zwei mehr als im Vorjahr – gebildet werden konnten, hat die Zahl der Grundschulklassen abgenommen: Waren es im Vorjahr noch 271, sind es nun nur noch 257. Ärger hatte es dazu in Lauf gegeben. Hier hatten die Eltern der Kinder, die an der Rudolfshofer Schule und der Kunigundenschule eingeschult werden, gefordert, dass vier Klassen gebildet werden (wir berichteten). Das Schulamt entschied sich dagegen. „Bei 75 Schülern sind drei Klassen á 25 Kindern absolut vertretbar“, sagt Jenchen. Zumal die Klassenhöchststärke bei 28 Schülern liege und diese Zahl an anderen Schulen im Landkreis auch erreicht werde.

Gerade bei einzügigen, kleinen Grundschulen ist die Gefahr groß, dass sie nicht genug Kinder für eine Klasse zusammen bekommen. Unter Umständen könnte dann sogar der Fortbestand der ganzen Schule auf dem Spiel stehen. Für solche Schulen sind oft jahrgangsgemischte Klassen eine gute Lösung. Zahlreiche Schulen, prophezeit Jenchen, werden darum im kommenden Jahr nicht herum kommen. Das Kultusministerium sieht in dieser Form des Unterrichts auch viele Vorteile und will deshalb im Schuljahr 2012/2013 alle Eingangsklassen jahrgangsgemischt machen. Der Gedanke: Die Schüler können die 1./2. Klasse in den gewohnten zwei Jahren absolvieren, haben aber auch die Chance, bereits nach einem Jahr oder erst nach drei Jahren in die dritte Klasse zu gehen.

Eine zusätzliche Klasse gibt es heuer übrigens an der Forstersbergschule in Röthenbach und zwei an der Bertleingrundschule in Lauf. Das hat mit dem hohen Anteil an Kindern mit Migrationshintergrund zu tun. Denn das Kultusministerium schreibt vor: Haben mehr als die Hälfte der Kinder einer Klasse einen Migrationshintergrund, muss die Klassenstärke auf 25 Schüler reduziert werden. Was häufig zusätzliche Klassen zur Folge hat.

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