LAUF — Bevor er sein neues Programm „Viva la Heimat“ in Bamberg und Nürnberg vorstellt, testete Mäc Härder es in der Glückserei in Lauf. Als Andrea Lipka, Chefin der Kleinkunstbühne, mit Härder den Frankenkrimi „Murggs“ drehte, sicherte sie sich gleich diese Vorpremiere. Was sich lohnte. Der Schnellsprecher hat wieder tief und witzig in die fränkische Seele geblickt.
Welchen Sinn hat eigentlich das neue Heimatministerium von Markus Söder hinter der Lorenzkirche? Wo es doch jährlich eine halbe Million Euro Miete kostet und 100 Mitarbeiter braucht. Fragt Härder. Für die Breitbandverkabelung des flachen Landes hätte es vielleicht doch nicht gleich ein eigenes Ministerium benötigt, frozzelt er. Am Ende des Abends lautet die Antwort: Söders größter Erfolg ist wohl, dass er Mäc Härder dazu brachte, über die Heimat der Franken nachzudenken. Und auf das, was sie so reden.
Der glückliche Franke
„Man muss sich den Franken als einen glücklichen Menschen vorstellen“, so Härders Fazit. Welcher Volksstamm sonst kann in einem Satz so Gegensätzliches formulieren wie: „Glabst des, des gibt’s doch net!“ Oder der Handwerker vor der kaputten Waschmaschine: „Des krieg’n mer hi!“ Oder die Witwe zur Nachbarin: „Gut geht’s mer, solang i no alans aufn Friedhof komm.“
Härder hat auch die geheimen Götter der Franken entdeckt: „Fei“ heißt der Gott des Nachdrucks, der Verstärkung. Und „er Mango“ erkennt er als den Gott des Mangels und der Südfrucht. Wir können alles – außer Hochdeutsch!
Solche Feinheiten hat der „Düb“ auf der Bühne massenhaft im Programm. Und weil manchmal bei den Zuhörern der Groschen etwas langsamer fällt, flicht der drahtige 54-Jährige unermüdlich Jonglage-Nummern dazwischen. Da klappt zwar an diesem Probeabend nicht immer alles, aber drei große Ikea- oder drei luftgefüllte Gemüsetüten in der Luft zu halten, ist ja auch etwas ausgefallen. Macht nichts, man spürt, wieviel Spaß Härder der eigene Auftritt macht, wie er mit dem Publikum spielt, den Kontakt sucht. Der Ex-Star des „Totalen Bamberger Cabarets“ hat am Bühnenzauber noch immer so viel Spaß wie mit 15, als er das Schülertheater entdeckte.
Zugaben erwünscht
Diese Begeisterung ist so ansteckend, dass ihn das Publikum erst nach mehreren Zugaben von der Bühne lässt. Zum Mitsingen von zig Strophen von „Drei Chinesen mit dem Kontrabass“ kann Härder die Zuschauer zwar nicht bewegen. Aber er weiß ja: Es sind Franken. Und da geht es ihm nicht anders, als der neuen Chefin in einem Bamberger Büro. Als die beim Dienstantritt „allen einen wunderschönen guten Morgen“ wünscht, lautet die Antwort aus der Belegschaft: „Des wird si bei uns net durchsetzn.“
Eine Spitzen-Nummer (und solch durchkomponierte Szenen würde man sich noch häufiger wünschen) ist das Internet-Forum zu Söders Heimat-Ministerium. Was sich da der tumbe Terminator, das naive Gänseblümchen oder der fränkische Kurde Ali alles an den Kopf werfen, ist klüger als alle wohlmeinend-pädagogische Kritik an den schlechten Sitten in den neuen sozialen Medien. Witziger sowieso.
„Viva la Heimat“ gibt es am 5. Januar in Bamberg, am 16. Januar in Forchheim und am 30. und 31. Januar im Nürnberger Burgtheater zu sehen.