NÜRNBERGER LAND — Nur noch sechs Hopfenbauern gibt es im Nürnberger Land. Ist der Anbau der Dolden in der Region also eine aussterbende Tradition, ein Fall fürs Speikerner Hopfenmuseum? Von wegen. Seit ein paar Jahren wächst die Zahl der Hopfengärten wieder – und die vermutlich in einer Woche beginnende Ernte dürfte gut ausfallen.
Das Wetter der vergangenen Wochen war ausgezeichnet für Perle, Herkules und Saphir. So heißen drei der 21 Hopfensorten, die im Siegelbezirk Hersbruck angebaut werden, zu dem neben dem Nürnberger Land Teile der Nachbarlandkreise Forchheim und Erlangen-Höchstadt gehören. Der Hopfen mag es gern warm und trotzdem niederschlagsreich. Attribute, die auf den Sommer 2017 in Franken zutreffen.
Ideales Wetter
Der Herpersdorfer Bio-Landwirt Markus Eckert, Vorsitzender des Vereins Hopfenland Hersbruck, spricht von „außergewöhnlichem Wetter, im positiven Sinn“. Seine Kollegen aus der Hallertau, dem größten zusammenhängenden Anbaugebiet der Welt, klagen hingegen über zu viel Regen. Sie rechnen mit einer geringeren Ernte als im Vorjahr.
Gute Aussichten also für die nur noch zwölf Hopfenbauern aus dem einstigen Hersbrucker Gebirge, das seit 2004 kein eigenständiges Anbaugebiet mehr ist, sondern der 15. Siegelbezirk der Hallertau. Gestern trafen sie sich mit Politikern, Behördenvertretern, Brauereichefs und Hopfenhändlern in Simonshofen, um kurz vor der Ernte eine Zwischenbilanz zu ziehen – die sogenannte Hopfenbegehung.
Betrieb mit drei Generationen
In dem Laufer Ortsteil, direkt am Höllweiher, liegt der Hof von Ralph Kluge. Drei Generationen bewirtschaften zusammen rund 21 Hektar Hopfengärten. Kluge setzt nicht auf die modernen „Flavour Hops“ mit ihren meist fruchtigen Aromen, die beim aus Amerika stammenden Craft-Beer-Trend eine wichtige Rolle spielen, sondern auf die Traditionssorte Hallertauer Mittelfrüh und den ertragreichen Bitterhopfen Herkules. Insofern ist der Betrieb in Simonshofen ein gutes Beispiel für den Siegelbezirk, der von herkömmlichen Hopfensorten dominiert wird. Die im benachbarten Neunhof beheimatete Brauerei Wiethaler etwa verwendet vor allem Hersbrucker Spät, die klassische Sorte für die Region. Ins Pils kommt hingegen Spalter Select, ebenfalls ganz traditionell.
Doch so wie Wiethaler längst Craft-Beer-Sorten anbietet, sogenanntes Pale Ale braut, profitieren auch die örtlichen Hopfenbauern von der internationalen Entwicklung. Die gesamte Anbaufläche, 2004 waren es noch unter 100 Hektar, ist in den vergangenen drei Jahren stetig gewachsen. Sie beträgt nun schon über 160 Hektar. Neben Hersbrucker und Hallertauer Hopfen wachsen jetzt Amarillo, Ariana, Cascade und Mandarina Bavaria, eine Sorte, die sich durch einen Mandarinengeschmack auszeichnet.
Wie lange hält der Trend?
Werner Wolf vom Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten führt das Plus bei den Anbauflächen zwar auf den Craft-Beer-Trend zurück, warnt aber vor einer „Goldgräberstimmung“, wie sie längst unter amerikanischen Landwirten herrscht. Niemand wisse, wie lange der Trend anhalte. Nachhaltiger sei es, die Sorten anzubauen, die die regionalen Brauereien nachfragen. Weil in den Vereinigten Staaten inzwischen fast nur noch Aromahopfen angebaut werden, könnten die Deutschen ohnehin viel von ihrem typischen Bitterhopfen dorthin verkaufen. Bis zu 70 Prozent gehen inzwischen in den Export.
So oder so: Die Zeiten, in denen es im Hersbrucker Gebirge 3500 Hektar Hopfengärten gab – Ende des 19. Jahrhunderts war das – sind vorbei. Damals hatte jeder einzelne Landwirt aber auch nur einen Bruchteil der inzwischen üblichen Fläche, weiß Landwirtschaftsdirektor Wolf. Der größte Betrieb heute bewirtschaftet rund 36 Hektar, der kleinste 1,3 Hektar.