„Kennst du einen Menschen mit Autismus, kennst du einen Menschen mit Autismus“, Ralph Eichenseher, im Nürnberger Land und in Nürnberg Leiter des Fachbereichs Autismus der Rummelsberger Dienste für Menschen mit Behinderung, wandelt den bekannten Spruch, in dem von einem auf alle geschlossen werden kann ab.
Menschen mit Autismus, da ist jeder anders. Aufregend oder besonders reizvoll sind Menschen und Arbeit; Eichenseher findet beides gut. Jeder Mensch drücke sich anders aus als sein Gegenüber. Auch Menschen, die miteinander sprechen, meinen nicht immer das Gleiche, wenn sie sich einig sind. Wenn Sprache und Kontaktaufnahme eingeschränkt sind, wird es manchmal schwieriger – oder interessanter.
Förderstätte als Einstieg in die berufliche Welt
Eine Förderstätte hat den Auftrag, Menschen so zu begleiten, dass sie möglichst einmal in einer Werkstatt für Menschen mit Behinderung oder gar auf dem sogenannten ersten Arbeitsmarkt Fuß fassen können. „Arbeit gehört zum Menschsein“, sagt Eichenseher. Er erklärt: „Wir leben nicht immer nur in unseren privaten Bezügen, sondern definieren uns eben auch über unser Arbeitsleben.“
In der Förderstätte heißt Arbeit auch, hauswirtschaftliche Tätigkeiten zu üben. Von der Essenszubereitung bis zur Reinigung der Küche, vom Saubermachen bis zum Waschen der Handtücher reichen die Tätigkeiten. Ein Werkraum für Holzarbeiten steht zur Verfügung. Daneben gibt es auch Aufträge aus der Wirtschaft, wie beispielsweise die allen Datenschutzauflagen entsprechende Aktenvernichtung. Gartenarbeit und Botengänge werden erledigt. Kooperationen mit Pflegeeinrichtungen oder Tierheimen bereichern den Alltag.
Situationen auf die eigene Art und Weise lösen
Eichenseher erinnert sich an eine Situation, die ein Kollege erlebte: Einer der Teilnehmer nutzt zur Kommunikation Bildkarten. Diese zeigen auch anstehende Tätigkeiten. Beispielsweise „Wäsche falten“. An diesem Tag hatte der junge Mann große Lust auf einen Besuch im Schwimmbad und keine Lust auf Wäsche falten. Also tauschte er die Wäschekarte gegen die Schwimmbadkarte aus.
Der Mitarbeiter brachte den Tagesplan wieder in Ordnung, denn es war gerade nicht möglich, sofort zum Baden zu fahren. Bestimmt fünf Mal wurden die Karten hin- und hergewechselt. Schließlich verschwand der Teilnehmer in der Waschküche. Dort füllte er großen Eimer mit Wasser und tauchte mit dem Kopf hinein. Für ihn war das an diesem Tag seine Möglichkeit mit der Situation umzugehen und sie für sich zu lösen.
Genau dies zuzulassen, zu spüren, dass dies vielleicht nicht die beste, aber eben eine der möglichen Lösungen gewesen ist, erwartet Eichenseher von den Kolleginnen und Kollegen in der Förderstätte. „Wir leben gemeinsam in der gleichen Welt“, sagt er und fährt fort: „Aber jeder hat seinen ganz eigenen Zugang.“ Menschen mit Autismus sind in ihrer Individualität ebenso liebenswert wie herausfordernd ist sich der Heilpädagoge sicher.

Arbeit macht natürlich am meisten Spaß, wenn wir in dem, was wir tun, einen Sinn sehen. Am Haus Weiher in Hersbruck sollen neue Förderplätze eingerichtet werden. Es gibt dort zurzeit nicht bewirtschaftete Streuobstwiesen, die von der Förderstätte reaktiviert werden sollen. „Stellen Sie sich vor“, schwärmt Eichenseher, „wir versorgen die Obstwiesen, ernten Äpfel, backen davon Kuchen oder machen Obstsalate für die ganze Hausgemeinschaft.“ Dazu soll es noch einen Nutzgarten geben. Nachhaltigkeit wird damit ganz automatisch gepflegt.
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Vielfältiges Angebot im Landkreis
Auch Ralph Eichenseher ist auf der Suche nach Fachkräften, die dabei helfen, die Angebote für Menschen mit Autismus weiter zu entwickeln. „Das ist vielleicht das Schönste an meinem Beruf“, sagt er werbend, „kein Tag ist wie der andere und wir haben viele Möglichkeiten, unsere Aufgaben sinnvoll und kreativ zu gestalten.“ Weitere Informationen gibt es auf www.jobsplussinn.de.
Über die Behindertenhilfe hinaus ist die Rummelsberger Diakonie im Nürnberger Land in der ambulanten und stationären Altenhilfe, der Jugend-und Familienhilfe sowie als Träger von Ausbildungsstätten für soziale und diakonische Berufe tätig. Rund 12.000 Menschen nehmen täglich die Dienste der Rummelsberger Gruppe in Anspruch. Fast 6.000 Mitarbeitende erbringen die diakonisch-sozialen Dienstleistungen. Der Jahresumsatz 2017 lag bei knapp 310 Millionen Euro.
Rummelsberger Diakonie e.V.
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