Nürnberger Land – Die neu gegründete „Wirtschaftskraft Nürnberger Land GmbH“, bestehend aus sieben Unternehmen und drei Privatpersonen, finanziert ein Labor für PCR-Tests im Landkreis. Das soll vor allem Kindern zugute kommen.
PCR-Tests gelten als Goldstandard, weil sie deutlich genauer sind als die sogenannten Point-of-Care-Antigentests. Nicht von ungefähr muss jedes positive Schnelltestergebnis auf eine Corona-Infektion erst per PCR-Test bestätigt werden, ehe man offiziell als infiziert gilt und in die Statistik des Robert-Koch-Instituts einfließt.
Der Haken: Während das Ergebnis eines Schnelltests binnen etwa 15 Minuten vorliegt, braucht es für einen PCR-Test mehrere Stunden. Auch die Art und Weise ist aufwändiger, es werden schließlich DNA-Stränge vervielfältigt, um eine Virusinfektion erkennen zu können. Dafür braucht es ein Labor, und weil die Kapazitäten aktuell aufgrund der hohen Nachfrage begrenzt sind, erhält man das PCR-Testergebnis bisweilen nicht nach vier bis fünf Stunden, sondern erst nach ein bis zwei Tagen.
Was macht man also, wenn man sichere Tests und tagesaktuelle Ergebnisse möchte? Man eröffnet sein eigenes Labor. Um das für den Landkreis Nürnberger Land rechtlich wie finanziell zu realisieren, haben sich bisher sieben Firmen und drei Privatpersonen zusammengeschlossen und am vergangenen Donnerstag die „Wirtschaftskraft Nürnberger Land GmbH“ gegründet.
Sieben Unternehmen sind dabei
Mit an Bord sind der Verlag Hans Fahner, der die Pegnitz-Zeitung herausbringt, Bolta aus Diepersdorf, das Laufer Kommunikationsunternehmen Bisping und Bisping, MBS Medizintechnik aus Schnaittach, Druckluft Könitzer aus Lauf, Suspa aus Altdorf und Elasto Care aus Sulzbach-Rosenberg, der einzige beteiligte Betrieb außerhalb des Landkreises, dessen Geschäftsführer Marcus Sperber allerdings Leiter des Laufer THW ist.
Als Privatpersonen sind der Altdorfer Apotheker Ralf Schabik, die FDP-Kreisrätin und Pflegeheimleiterin Kristine Lütke und der Erlanger Unternehmer Thomas Wagner an Bord. Johannes Bisping, der Laufer IHK-Vorsitzende, und Schabik sind Geschäftsführer des Unternehmens.
Jeder Gesellschafter hat bisher 10 000 Euro Kapital eingebracht, weitere sollen folgen. Zudem gibt es Gespräche mit dem Landkreis über eine finanzielle Unterstützung, sagt Bisping.
Mit dem Geld wird nun ein Labor im Laufer Krankenhaus eingerichtet, das exklusiv für PCR-Tests im Landkreis zur Verfügung stehen soll. Konkret geht es um PCR-Pool-Tests für Schüler und sogenannte Lollytests für Kita-Kinder, wie Johannes Bisping sagt.
Vor allem Kinder im Fokus
Man denke dabei hauptsächlich an die Kleinen: Bis zu 30 Personen, also eine Schulklasse, können per PCR-Pool-Test auf das Coronavirus getestet werden. Bei einem Gurgeltest am Vormittag stünde demnach am Nachmittag das Ergebnis fest – ist es positiv, würden wie bisher individuelle PCR-Tests der gesamten Klasse folgen. Dass der Landkreis an der sogenannten bayerischen Wicovir-Gurgelstudie teilnehmen kann, stehe bereits fest, so Bisping, man habe dafür die Zusage bekommen.
Bei Lollytests lutscht man 30 Sekunden lang an einem Abstrich-Tupfer, der Test gilt deshalb als sehr kinderfreundlich im Vergleich zu anderen Methoden.
PCR-Tests sollen Schnelltests ersetzen
Auf die Schulen im Landkreis kommen durch das neue Labor nicht noch mehr Test zu, sondern die Schnelltests sollen wegfallen und durch die PCR-Tests ersetzt werden, wie Dominik Berger von der Firma MBS Medizintechnik sagte. Man wolle der Jugend „ein Stück weit helfen, zur Normalität zurück zu kommen“, ergänzte PZ-Verleger Kai Herrmann. Präzisere Tests sollen helfen, falsche Ergebnisse zu verhindern und somit den Schulalltag zu ermöglichen.
Auch Firmen sollen von den Pool-Tests profitieren. „Wir bauen nun Laborkapapzitäten für bis zu 2000 Poolauswertungen je Woche auf. Damit ist es möglich, bei zweifacher Pool-Testung je Woche bei bis zu 30 000 Personen (Kinder, Schüler, Mitarbeiter) dauerhaft per PCR-Pool-Testung zu screenen“, wie Bisping informiert.
Das Labor soll möglichst noch in diesem Monat seine Arbeit aufnehmen und sieben Tage die Woche in Betrieb sein. Nun muss es aber erst einmal eingerichtet werden und es muss dafür Fachpersonal gefunden werden.
Bisping sagt, die GmbH habe keine Gewinnabsicht. Es gehe darum, vor allem etwas für die Kinder zu tun. Man wolle dafür sorgen, dass diese während der Pandemie nicht noch weiter abgehängt werden.
„Es war unerlässlich, ein eigenes PCR-Labor aufzubauen“, so der Laufer IHK-Vorsitzende, der der Initiatior der neuen Firma ist und seine Kontakte in der Geschäftswelt spielen ließ, um weitere Gesellschafter zu finden. Konkret wurde die Idee erst in der vergangenen Woche.
„Gesellschaftlicher Beitrag“
„Wir waren sofort dabei“, sagte Norbert Glawion von der Bolta am Donnerstag nach der Firmengründung. Erst am Vortag war der Geschäftsführer Christian Falk angesprochen worden. Es sei „wichtig, einen gesellschaftlichen Beitrag zu leisten“, so Glawion. Die PCR-Pool-Tests sollen auch bei der Bolta, einem der fünf größten Arbeitgeber im Landkreis, zum Einsatz kommen.
Kristine Lütke sagte, man wolle Verantwortung übernehmen, mit Tatkraft und Kreativität vorangehen und nicht auf eine Entscheidung der öffentlichen Hand warten.