RÖTHENBACH — Mit 13 gegen 8 Stimmen hat der Röthenbacher Stadtrat beschlossen, die Ausweitung des Gewerbegebiets Mühllach weiterzuverfolgen. Zuvor war den Stadträten eine Machbarkeitsstudie vorgelegt worden. Deren Fazit: Die Schaffung eines zusätzlichen, acht bis zehn Hektar großen Gewerbe- und Industriegebiets östlich der bestehenden Mühllach scheint durchaus machbar, auch wenn es etliche naturschutzrechtliche Fragen zu lösen gibt.
Das Problem ist bekannt: Röthenbach braucht dringend mehr Gewerbevielfalt, um die klamme Finanzlage auf Dauer zu verbessern. Das bestehende Gewerbegebiet Mühllach I und II im Südosten der Stadt ist inzwischen voll, vor allem kleinere, mittelständische Betriebe haben sich hier angesiedelt. Auf Vorschlag der Freien Wähler wurde nun geprüft, ob sich die Flächen in Richtung A9 erweitern ließen. Das Stadtplanungsbüro TEAM 4 aus Nürnberg wurde mit einer sogenannten Machbarkeitsstudie für das 22,6 Hektar große Areal beauftragt.
Guido Bauernschmitt, Landschaftsarchitekt und Stadtplaner, stellte die Ergebnisse vor Kurzem im Stadtrat vor. Sein Büro hat auch im Auftrag des Landkreises ein Gewerbeflächenkonzept erstellt, wie Bauernschmitt einführend erklärte. 45 Standorte im Nürnberger Land seien dafür geprüft und nur sieben als „gut geeignet“ eingestuft worden. Als „bedingt geeignete Fläche“ gilt das Grundstück östlich der Mühllach, zwischen A9 im Osten und der Staatsstraße 2405 Richtung Renzenhof im Norden. „Das Gebiet weist durchaus Schwierigkeiten auf, eine Entwicklung wäre aber machbar“, so der Experte.
Zwei Sandbiotope
Diese „Schwierigkeiten“ sind zum einen zwei wertvolle Sandbiotope, einmal im Westen und einmal im Osten des Geländes. Sie müssten verlegt oder zusammengefasst werden, wie Guido Bauernschmitt erläuterte. Denn solche Sandbiotope sind gesetzlich geschützt. Eine noch größere Hürde stellt allerdings der Bannwald in diesem Bereich dar. Zwar handelt es sich dabei zumeist um einen noch relativ jungen Pionierwald. Er gehört den Staatsforsten und müsste, im Falle einer Rodung, direkt angrenzend an einen bestehenden Staatswald wieder aufgeforstet werden. Die Stadt müsste dafür auf Grundstückssuche gehen.
Gut zu bewältigen wäre laut Guido Bauernschmitt das Thema Immissionsschutz, denn die nächste Wohnbebauung liege mindestens 250 Meter entfernt (am Beginn der Werner-von-Siemens-Allee). Beziehe man das Neubaugebiet Steinberg II ein, das hier zurzeit entsteht, seien es noch 185 Meter. Insgesamt habe das untersuchte Gebiet, eine ehemalige Sandgrube, eine „eingeschränkte Erholungsfunktion“, da es bereits stark vorbelastet sei durch die Lage zwischen dem bestehenden Gewerbegebiet, der Autobahn und der Staatsstraße. Es sei jedoch als „klimatischer Ausgleichsraum“ einzustufen.
Bauernschmitt stellte anschließend vier Varianten vor, wie Mühllach III erschlossen und genutzt werden könnte. Realistisch auf dem insgesamt über 22 Hektar großen Areal wäre eine gewerbliche Nutzung auf etwa acht bis zehn Hektar Fläche. Entstehen könnte auch eine zweite Ausfahrt zur Staatsstraße 2405, die sich unter anderem die Röthenbacher Feuerwehr wünscht.
Im Stadtratsgremium bestand Uneinigkeit, ob man die Erweiterung der Mühllach weiter vorantreiben soll. Bürgermeister Hacker warb dafür mit dem Hinweis, die „Monostruktur der Gewerbesteuer“ aufbrechen zu wollen. Unterstützung bekam er aus der FW-Fraktion, Stadtrat Heiko Scholl nannte es „töricht, die weiteren Schritte nicht zu gehen“. Und auch Erich Dannhäuser von der SPD vertrat die Meinung, man bräuchte dringend neue Gewerbegebiete.
Ablehnung dagegen von Grünen und CSU. „Uns sind die Eingriffe in die Natur in der Summe zu viel“, sagte Mechthild Scholz von den Grünen. Man solle lieber versuchen, das Gebiet südlich der Bahn als Gewerbegebiet zu entwickeln. Das sah die CSU-Fraktion ganz genauso. „Einige Punkte machen uns sehr skeptisch“, meinte Cornelia Trinkl. Nicht geklärt sei beispielsweise die zusätzliche Verkehrsbelastung in der Stadt und durch Renzenhof, die eine Ausweitung der Mühllach bringen würde oder die Zunahme des Lärms von der Autobahn her, wenn Wald gerodet werden würde.
Gegen neun Stimmen (eine davon aus der SPD) wurde am Ende beschlossen, die Entwicklung von Mühllach III trotzdem weiter zu verfolgen.