Lernen mit Herz, Hirn & Hand
„Acht alte Affen angelten am Aasee“, liest Julia. Sie beschäftigt sich heute mit den „Anlauten“ und hat sich dazu eine Box mit lustigen Geschichten ausgewählt. Erstklässler Emil legt mithilfe des Buchstabenkoffers selbstständig erste Worte auf vorgegebene Bilder. Helena setzt rote Plättchen auf den Tisch: eins, zwei, drei. Dazu sucht sie die passenden Zahlen aus und dann die Zahlen und Punkte in ihrem Heft. „Macht euch das Spaß?“, frage ich die Kinder. Ein begeistertes „Ja“ ist die Antwort.
Kerstin Obenauf und Julia Böhner sind die beiden Pädagoginnen in der Hortklasse und haben mich eingeladen, „Lernen mit Herz, Hirn & Hand“ selbst mitzuerleben. Ich zeichne mit den Fingern Linien und Formen in den Schreibsandkasten nach den vorgegebenen Aufgabenkärtchen und erspüre so die besonderen Montessori-Materialien. Um 8 Uhr setzen sich alle Kinder mit Kerstin und Julia, die sie mit Vornamen ansprechen dürfen, im Kreis zusammen. Der Stuhlkreis findet in allen Lerngruppen zu Tagesbeginn statt.
Es gibt zunächst Informationen über anstehende Projekte und Abläufe: „Nächste Woche starten unsere kosmischen Wochen. Überlegt euch, bei welchen Angeboten ihr mitmachen möchtet.“ Kosmische Wochen haben nichts mit Esoterik oder dem Weltall zu tun. In den großen „Kosmischen Erzählungen“ werden Themen entsprechend der Monte-Pädagogik altersgemäß vorgestellt und anschließend von den Kindern aufgegriffen, hinterfragt und verstanden: die Reise des Regentropfens, Vulkane, Wortartenmärchen, die Entstehung der Erde …

Eigenarbeit und Freiarbeit in jahrgangsgemischten Lerngruppen
In der Hortklasse sind derzeit 19 Kinder – Mädchen und Jungs verschiedenen Alters. Wie in allen Lerngruppen lernen Kinder von Klasse 1 bis 4 jahrgangsgemischt zusammen. Jedes Kind wird gefragt, womit es sich heute in der Eigenarbeit (EA) und Freiarbeit (FA) befassen möchte. „In der EA Lesekoffer und in der FA Geo Puzzle gemeinsam mit Nick“, antwortet Paul.
Die Erstklässlerinnen und Erstklässler sind noch etwas unsicher und erhalten Anregungen von ihren Pädagoginnen. Sie haben auch sogenannte „Paten“, d. h. ältere Kinder, die ihnen zur Seite stehen. Sie helfen, damit sich die Jüngsten schnell und gut in der neuen Umgebung zurechtfinden, und unterstützen anfangs auch beim täglichen „Tagebuchschreiben“. Jedes Kind hält täglich fest, was es in der Eigenarbeit (EA) und Freiarbeit (FA) gemacht hat. Diese Aufzeichnungen werden regelmäßig durchgeschaut und mit den Kindern besprochen.
Insgesamt gibt es in der Grundschule derzeit acht Lerngruppen. Vier davon sind Halbtagsgruppen, die um 12:30 Uhr in der Regel nach Hause gehen. Drei Lerngruppen sind Ganztagsgruppen. Sie haben nachmittags Unterricht, wobei ein Tag in der Woche ein sogenannter „lebenspraktischer Tag“ ist. Dies kann beispielsweise ein Besuch auf dem Bauernhof sein. Die Hortklasse bleibt den ganzen Tag als Lerngruppe zusammen. Nachmittags wird sie um weitere Kinder aus den Halbtagsgruppen oder aus anderen Schulen erweitert.
Die Kinder können bereits ab 7:30 Uhr ins Klassenzimmer kommen. Nach dem Stuhlkreis beginnt die Eigenarbeit bis 9:30 Uhr. Danach ist Pause im Freien auf dem anregend gestalteten Schulhof mit Spielen, Klettern, Hüpfen. Nach dem gemeinsamen Frühstück findet bis 12:15 Uhr die Freiarbeit statt. Nun schreiben die Kinder ihr Tagebuch und räumen gemeinsam auf. Der Hort startet jetzt mit einem Mittagskreis. Danach wird Mittag gegessen und wieder draußen gespielt. Dann folgt die Freiarbeit am Nachmittag. „Das ist unsere FaN-Zeit, die auch ‚fun‘ macht“, lacht K. Obenauf. Es finden Ausflüge statt, werden z. B. Zwetschgen gepflückt und zu einem leckeren Kuchen verarbeitet. Der Hort kann bis 18 Uhr besucht werden – auch in den Ferien.

Eine große Schulfamilie
Derzeit besuchen rund 500 Kinder den Montessori Campus in Lauf, der aus der Grundschule mit Hort, Mittelschule und Fachoberschule (FOS) mit den Fachrichtungen Gestaltung, Gesundheitswesen, Internationale Wirtschaft und Sozialwesen besteht. „Außerdem bieten wir eine Vorklasse für die FOS“, so Geschäftsführerin Stefani Rehberg-Reidel.
Das bedeutet, dass ein Kind, das den erforderlichen Notenschnitt, um von der Realschule oder M-Klasse der Mittelschule auf die FOS zu wechseln, nicht erreicht hat, ein Schuljahr lang in der Vorklasse auf den Wechsel und eine erneute Prüfung intensiv vorbereitet wird. Noten, Prüfungen – also doch nicht alles „Spaß“ an der Monte, wie vielleicht manche denken? „Unsere Kinder machen alle staatlich anerkannten Abschlüsse. Daher werden natürlich in unseren Lehrplänen die Vorgaben des Kultusministeriums erfüllt“, erklärt S. Rehberg-Reidel.
„Nur die Art und Weise, wie die Kinder hier lernen, ist anders.“ Im Mittelpunkt der Monte-Pädagogik steht immer das Kind, mit all seinen individuellen Stärken, Fähigkeiten und Interessen. „Die Eigenständigkeit, soziale Kompetenzen und Eigenverantwortung werden gestärkt“, so die Geschäftführerin. „Und wir sind eine große Schulfamilie. Wer hier arbeitet, ist vom Konzept überzeugt und ‚freiwillig‘ da, niemand wird von einer übergeordneten Stelle zugeteilt. Auch die Eltern sind eng eingebunden. Sie stellen ihre Berufe bei Projekttagen vor und bringen sich mit Arbeitsstunden ein. Das heißt, sie helfen mit beispielsweise beim Großputz in den Klassenräumen, bei Veranstaltungen oder im Garten. Dadurch identifizieren sich alle viel mehr mit der Schule.“
Neugierig geworden? Am 15.10. ab 10 Uhr ist Tag der Offenen Tür am Montessori Campus in Hort, Grund- und Mittelschule. Einfach vorbeikommen, die mögliche zukünftige Schule anschauen und sich mit dem anwesenden Monte-Team austauschen!

INFO
Grundschule, Hort, Mittelschule und FOS (mit 13. Klasse)
Gut erreichbar mit ÖPNV, extra Buslinien von Ezelsdorf, Berg und Betzenstein
Termine:
Tag der offenen Tür Grund- und Mittelschule sowie Hort – 15.10.22
Infoabend Grundschule Hort – 8.11.22
Tag der offenen Tür FOS – 12.11.22
Infoabend Mittelschule – 26.1.23
Montessori-Vereinigung Nürnberger Land e.V.
Daschstraße 16
91207 Lauf
Telefon: 09123 – 18349-0
E-Mail: [email protected]
www.montessori-lauf.de
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